A Walk through Hell 2 (Comic)

Garth Ennis
A Walk through Hell 2
Die Kathedrale
(A Walk through Hell 6-12, 2018/2019)
Titelbild und Zeichnungen: Goran Sudzuka
Übersetzung: Monja Reichert & Christian Heiss
Cross Cult, 2019, Hardcover, 176 Seiten, 22,00 EUR, ISBN 978-3-95981-356-3

Rezension von Christel Scheja

Band 2 des neuen, düsteren Psycho-Thrillers „A Walk through Hell” von Garth Ennis und Goran Sudzuka ist erschienen. Und wieder beweisen die beiden Künstler, dass sie sich sehr geschickt durch die Mischung aus Krimi und Horror zu bewegen wissen, in der sie die Leser immer wieder mit neuen Wendungen überraschen.

 

Sarah und ihr junger Partner McGregor haben längst jeden Bezug zur Wirklichkeit verloren, denn sie wissen nicht mehr, ob sie sich noch in der Wirklichkeit bewegen oder schon längst in einer Albtraumwelt, ob sie noch leben oder schon tot sind. Denn das labyrinthische Lagerhaus hat sie verschluckt und lässt sie nicht mehr los. Immer wieder verändert es seine Umgebung und führt vor allem Sarah ihre Verfehlungen in der Vergangenheit vor.

Korrupt und oft voller Lügen, so ist die Arbeit für das FBI und sie muss sich mehr als einmal fragen, ob der Kindermörder Paul Carnahan, der plötzlich vor ihnen steht und ihnen helfen möchte, nicht sogar viel ehrlicher als alle anderen ist…


Auch für den Leser verschwimmen Wirklichkeit, Erinnerung und Visionen. Die Künstler lassen alles immer wieder ineinander fließen, so dass man aufmerksam lesen sollte, um auch alles genau zu erfassen. Die Helden mögen sich zwar letztendlich auch physisch durch das Horror-Lagerhaus bewegen, das diesmal sogar die Gestalt einer Kathedrale annimmt, die sehr stark an Notre-Dame erinnert. Mehr als alles andere aber begeben sie sich auf eine dramatische innere Reise, in der vor allem Sarah an all die Fälle erinnert wird, in denen nicht alles so gelaufen ist, wie es eigentlich gerechterweise hätte sein sollen. Interessanterweise ist tatsächlich der Kindermörder ehrlicher als so manch ein FBI-Agent, der alles dafür tut, um seine Weste rein zu halten.

Wieder einmal lassen die Künstler ihre zynische Seite aufleben. Selbst die Hauptfiguren bekommen ihr Fett weg, sie sind keine idealistischen Helden, sondern ganz normale Menschen, die gelernt haben, auch ihren Schwächen und dunklen Seiten Raum zu geben, um in einer feindlichen Welt zu überleben.

Am Ende jedenfalls ist nichts mehr so wie es einmal war, und auch der Leser kann sich ernüchtert zurücklehnen. Die Reihe endet erst einmal offen und man darf gespannt sein, ob sie noch weiter geht oder nicht - die Optionen sind offen.

„A Walk through Hell“ ist auch im zweiten Band eine Reise durch die Abgründe der menschlichen Psyche, bei der nicht nur die Verbrecher ihr Fett weg bekommen, sondern auch die vermeintlichen Gesetzeshüter. Die Serie ist nichts für schwache Nerven, eher etwas für Thriller-Fans, die es wirklich böse mögen und sich gerne in ein Albtraum-Szenario versetzen lassen.