Professor van Dusen 3: Professor van Dusen taut auf (Hörspiel)

Professor van Dusen 3
Professor van Dusen taut auf
Script: Mac Freund
Regie: Gerd Naumann
Sprecher: Bernd Vollbrecht, Nicolai Tegeler, Christian Brückner u.a.
Allscore, 2015, 1 CD, ca. 73 Minuten, ca. 7,95 EUR

Rezension von Elmar Huber

„Van Dusen machte sich nach dieser ersten, oberflächlichen Untersuchung regelrecht über die Leiche her und betrachtete jeden Quadratmillimeter aufs sorgfältigste. Mit eben dieser Gründlichkeit untersuchte er den Hals des Toten und ließ für das bloße Auge kaum sichtbare Krümel in sein weißes Leinentaschentuch fallen.“

New York im April 1900: Nach der Aufklärung des Mordes an dem Mafiosi Malavita („Professor van Dusen und der Mafiamord“) lässt es sich Signora Malavita, genannt „La Mamma“, nicht nehmen, persönlich für den Professor und seinen Begleiter, den Reporter Hutchinson Hatch, zu kochen. Zum zweiten Nachtisch trägt La Mamma die Bitte an den Amateur-Kriminologen heran, den Schlachthofbesitzer Lester Lewington zu finden, einen ehemaligen Geldwäscher der New Yorker Mafia, der seit zwei Jahren samt dem schmutzigen Geld verschwundenen ist. Ungeachtet der Ungunst, die er damit auf sich zieht, lehnt der Professor dies rigoros ab.

Zwei Wochen später taucht Lewington unvermittelt wieder auf, eingefroren in einem Eisblock in seinem eigenen Schlachthof, doch eindeutig mit dem Loch einer Revolverkugel in der Brust. Ein Zettel in der Tasche des Toten deutet auf einen, wenn auch äußerst skurrilen, Selbstmord hin. Nach eingehender Untersuchung des Leichnams muss jedoch ein Mord angenommen werden. Während einer Abendgesellschaft im Haus des jetzigen Schlachthofbesitzers Norris Gilliett wird Hatch Zeuge einer hitzigen Auseinandersetzung, die Zukunft der Firma betreffend, gefolgt von einer zweiten eingefrorenen Leiche, die am nächsten Morgen im Schlachthaus gefunden wird.

„Lester Lewington hatte Geld unterschlagen, das der Mafia gehörte. Diese Organisation hatte davon erfahren. Sie war ihm auf der Spur, ja, sie bedrohte sogar sein Leben. Er konnte keinen Schritt mehr tun, ohne dass man ihn beobachtete. Was also sollte er tun?“


Mit dem dritten neuen Fall für den Amateur-Kriminologen van Dusen bezieht sich Autor Marc Freund auf eine Folge der Radio-Hörspielserie von Michael Koser und benutzt die Figur der „La Mamma“ als Verknüpfung zu diesem bislang unerzählten Fall, so das Konzept der neuen „van Dusen“-Fälle.

Zusätzlich zu dem zufälligen Auftauchen von Lewingtons Leiche, die offenbar seit seinem Verschwinden im Eis des Kühlhauses eingeschlossen war, geht es augenscheinlich um die Zukunft des Schlachtbetriebes und um die Entscheidung, ob der Betrieb expandiert oder nicht. Doch schon bei der Untersuchung der ersten Leiche entwickelt der Professor eine eigene Theorie, in der das unterschlagene Mafia-Geld als Motiv eine weit prominentere Rolle spielt. Doch braucht es noch einige PuzzleSteine, einen weiteren Toten und ein Stelldichein aller Beteiligten, um seine Annahme zu bestätigen.

Im Grunde erweist sich „Professor van Dusen taut auf“ als wenig spektakulärer Fall, der sich allein um den schnöden Mammon dreht. Doch Autor Marc Freund versteht es, die Angelegenheit angenehm trickreich aufzubauen und viele Momente einzufügen, die zum Miträtseln einladen, auch wenn die für die Lösung ausschlaggebenden Entdeckungen des Professors zunächst ungenannt bleiben.

Ein Übriges tut die gewohnt liebevolle Inszenierung und Produktion des Hauses Allscore Media, die sich wie stets durch eine angenehm entspannte Behaglichkeit und eine gute Portion Humor auszeichnet. Die schmissige Musik und Hutchinson Hatchs alias Nicolai Tegelers locker-ironische Kommentare und Szenen-Einführungen machen einfach Spaß. Genau wie seine verbalen Gefechte mit dem Professor und hier besonders mit dem bärbeißigen Detective Sergant Caruso, der - pikantes Detail am Rande - der Neffe der Mafia-Mamma ist. Bernd Vollbrecht als van Dusen agiert wieder herrlich überheblich, genau wie in seiner (Synchron-) Rolle des zwölften Doktors alias Peter Capaldi („Doctor Who“), und mit Gaststar Christian Brückner (Synchronstimme von Robert De Niro, Donald Sutherland) hat man ein weiteres Stimmschwergewicht an Bord.

Dank der phantastischen Sprecherinnen und Sprecher und vergnüglichen und liebevollen Produktion gefallen die neuen van-Dusen-Fälle immer besser.