Gruselkabinett 154: Tropischer Schrecken, William Hope Hodgson (Hörspiel)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 05. Dezember 2019 16:19

Gruselkabinett 154
Tropischer Schrecken
William Hope Hodgson & Marc Gruppe (Script)
Sprecher: Christian Stark, Dirk Petrick, Gerhard Fehn u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2019, 1 CD, ca. 46 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-8054-2
Rezension von Christel Scheja
William Hope Hodgson (1877-1918) war ein britischer Autor, der vor allem durch seine phantastischen Geschichten zu Land und zur See bekannt wurde. Eine hat Marc Gruppe nun für die „Gruselkabinett“-Reihe umgesetzt. Das 154. Hörspiel trägt nämlich den Titel „Tropischer Schrecken“ und spielt auf offener See.
Die Vier-Mast-Bark „Glen Doon“ ist wieder einmal auf der Fahrt von Australien nach Europa und bisher verlief die Reise ohne Zwischenfälle. Die Matrosen, unter ihnen Tim Thompson und der junge Joky, leiden vor allem unter der großen Hitze, die selbst in der Nacht nicht nachlässt.
Doch dann kommt unerwartet das Grauen über sie: Ein Monster taucht - vermutlich angelockt durch ein offenes Fass mit Salzfleisch - aus den Tiefen des Meeres auf und macht auch nicht vor den Matrosen halt. Tom und Joky ahnen, das ihr Leben von nun an an einem seidenen Faden hängt.
Die Umsetzung eines solchen Stoffes im Hörspiel ist nicht gerade einfach, denn wie will man das Monster überhaupt lebendig werden lassen? In erster Linie sicherlich durch die entsprechende Geräuschkulisse, dann aber auch durch die Beschreibungen der Sprecher, die zugleich durch die Emotionen in ihrer Stimme Atmosphäre erzeugen müssen. Christian Stark und Dirk Petrick bewältigen diese Aufgabe im ersten Teil der Geschichte sehr gut, die anderen Auftretenden sind meistens nur Beiwerk mit ganz wenigen Sätzen. Später übernimmt ein weiteres Spreche-Paar die Aufgabe, die Geschichte voran zu tragen - wenn ein anderes Schiff auf die treibende Bark aufmerksam wird und nach dem Rechten sieht. Hier liegt dann auch der Knackpunkt des Abenteuers, der die Spannung minimiert. Wirklich dramatisch wird es nur im ersten Teil der Geschichte, die mit einem Versprechen endet; das Auftauchen des anderen Schiffes wirkt eher wie ein langer Ausklang, der noch einmal die Ereignisse rekapituliert. Dennoch war dies wohl die beste Lösung, das Abenteuer zu präsentieren, das vermutlich auch schon im Original keinen Zweifel an dem Ausklang ließ. Zudem gibt es auch keinen fiesen Twist mehr, der noch einmal mehr Grauen in die Geschichte bringt.
Aber diesmal gelingt es vor allem den vier Hauptsprechern, das Hörspiel nicht ins Lächerliche abgleiten zu lassen, die Sound-Effekte mit Leben zu füllen und dabei einen gewissen Grad an Spannung aufrecht zu erhalten - und das versöhnt wenigstens etwas.
„Gruselkabinett“ 154, „Tropischer Schrecken“ schafft es tatsächlich, das Beste aus der Geschichte von William Hope Hodgson herauszuholen, auch wenn die Spannung und Dramatik nur bis zu einem gewissen Punkt anhält. Vor allem die Sprecher tragen die Handlung und machen den Schauplatz wie auch den Schrecken lebendig, und das ist das Allerwichtigste.