Holly Rose: Lesbische Liebe (Buch)

Holly Rose
Lesbische Liebe
Blue Panther Books, 2019, Taschenbuch, 192 Seiten, 9,90 EUR, ISBN 978-3-96477-874-1 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Neun Kurzgeschichten offeriert Holly Rose in „Lesbische Liebe“ zu eben diesem Thema. Über einen Gutschein-Code ist außerdem eine zehnte, „Yoga Love“, im Internet abrufbar.


„Im Club“ lernt Peggy Mara kennen, mit der sie sich blendend versteht und die ihr zu verstehen gibt, dass sie gerne mehr als nur eine Bekanntschaft sein möchte, bei der man sich ausheult, weil man von einem Mann verlassen wurde. Für Peggy ist das neu. Kann sie sich auf eine Beziehung mit einer Frau einlassen?

Unverhofft soll Leonie „Mit der Chefin“ Maria zu einem wichtigen Meeting reisen. Die Straßen sind verstopft, die Taxis besetzt, und die Öffentlichen kann man ohnehin vergessen - da wird die alte Klapperkiste der Sekretärin zum rettenden Strohhalm. Und der erfolgreiche Verlauf des Meetings bringt beide Frauen in ihrem Hotelzimmer in die rechte Stimmung.

Die Schülerin Anna-Lena ist wegen eines Jungen unglücklich und kann „Mit der Schwimmlehrerin“ über ihren Kummer sprechen. Die reife Ina ist lesbisch und zeigt ihrem Schützling, wieviel schöner es mit einer Frau als mit einem unreifen Bengel sein kann.

Anders als ihre unzufriedene Nachbarin Bella führt Karina ein recht ausgefülltes Leben und möchte die Bekannte motivieren, aus ihrem Trott auszubrechen. Ausgerechnet Bella schlägt dann vor, den gemeinsamen Ausflug „In der FKK-Villa“ zu verbringen. Beide staunen ob des erotischen Angebots, dass sie so richtig heiß macht.

Suse und Laurie führen eine Fernbeziehung und treffen sich hin und wieder in der Wegmitte „Auf dem Reiterhof“ für ein paar Tage voller wilder Liebesspiele. Das kann aber nicht für immer so bleiben, denn die Sehnsucht, sich täglich zu sehen, wird immer größer.

In „Meine beste Freundin und ich“ schildert Tina, wie sie über Jahre hinweg immer den Kontakt zu Lea aufrechterhielt, selbst wenn sie in entfernten Ländern gearbeitet und in Zeiten des Ausprobierens andere Partner gehabt hatten. Dann überrascht Lea Tina damit, dass sie zurückkehren und sie heiraten will. Aber können sie sich bei der wichtigen Frage, Kinder oder keine, einigen?

„Schülerinnen beim Duschen“ sind neugierig und durchaus geneigt auszuprobieren, worüber sie gerade noch gespottet haben, nämlich die lesbische Liebe.

„Lesbische Liebe im Ferienlager“ bringt die Freundinnen Chrissie und Jenny auf der romantischen Insel Sylt einander noch viel näher.

„Lesbische Liebe in der Wellness-Oase“ sorgt dafür, dass Theresas Frust über eine anhaltende Pechsträhne ihr von Lydias kundigen Händen ausgetrieben wird.


Die Geschichten folgen alle in etwa demselben Motiv: Junge Mädchen und Frauen finden in einer kleinen oder größeren Krise beziehungsweise Zufallssituation zueinander. Dabei weiß eine von ihnen für gewöhnlich schon, dass sie die Bekanntschaft auf lustvolle Weise ausbauen möchte, während die andere, die gerade Trost sucht, bereit ist, das Angebot anzunehmen. In einigen Fällen wird aus ihnen ein festes Paar, in anderen ist es eine Beziehung auf Zeit, die beiden viel gibt, bis sich ein neuer Lebensabschnitt auftut.

In der Rahmenhandlung werden gängige Probleme angesprochen, die von den Frauen mit viel Verständnis und Zärtlichkeit gelindert oder sogar gelöst werden, sei es, dass die Beziehung zu einem Mann in die Brüche ging, man berufliches oder persönliches Pech wie den Verlust der Arbeitsstelle und der Wohnung erlitt, man von Lehrern und Klassenkameraden gemobbt wurde, die räumliche Distanz oder Unsicherheit die Liebe belastet usw.

Das und eine ansprechende Location wie die Wellness-Oase, das Ferienlager, der Pferdehof, das schöne Hotelzimmer etc. liefern ein nachvollziehbares und gemütliches Ambiente, in dem sich Menschen fernab des üblichen Umfelds fallen lassen und die Sorgen vergessen können, ja, und spontan etwas ausprobieren, woran sie zuvor niemals gedacht haben.

Was dann dort passiert, ist das eigentliche Anliegen der Geschichten: sanfter, zärtlicher Sex, der auch wild und fantasievoll sein kann, aber doch anders abläuft als mit einem Mann. Vor allem sind das Verständnis füreinander, Trost und Zärtlichkeit wichtiger als Sex in allen möglichen Stellungen und mit sämtlichen Körperöffnungen, wenngleich das keineswegs tabuisiert wird. Bei heterosexuellen Paaren, muss der Mann sich in der Regek als Hengst beweisen und sich die Frau alle Sorgen ‚weg rammeln‘ lassen.

Was dem Publikum (besser) gefällt, bleibt dem Einzelnen selbst überlassen. Zum Glück gibt es genug verschiedene Titel zum Ausprobieren, so dass jeder finden kann, was ihm zusagt. Und etwas gern zu lesen, heißt nicht, es auch selber ausleben zu wollen, denn es handelt sich letztendlich auch nur um eine Form der Fluchtliteratur, etwas, das vom vertrauten Alltag abweicht.

„Lesbische Liebe“ von Holly Rose beinhaltet nette, kurze Geschichten in heilen Mädchen- beziehungsweise Frauenwelten, in denen die Liebe zueinander alles wieder ins Lot bringt und neue Perspektiven eröffnet. Unterhaltsam geschrieben, als Quickies für Zwischendurch geeignet und für jene, die es nicht ganz so heftig mögen.