Isola 1 (Comic)

Brenden Fletcher & Karl Kerschl
Isola 1
Übersetzung: Monja Reichert
Cross Cult, 2019, Album, 168 Seiten, 16,00 EUR, ISBN 978-3-95981-358-7

Rezension von Christel Scheja

Ab und an ist Freunden möglich ein gemeinsames Projekt zu verwirklichen, an dem ihr Herz hängt und in das sie ihre ganze Erfahrung als Autoren und Künstler stecken. Dazu gehören Brenden Fletcher und Karl Kerschl mit ihrer Serie „Isola“, in der sie eine spannende und vielschichtige Geschichte mit fast filmreifem Artwork vereinen - so das Versprechen des Klappentextes.

 

Olwyn, die Königin von Maar, ist verflucht worden und kann nicht mehr länger ihr Volk anführen, denn niemand wird sie in der Gestalt eines Tigers mit nachtschwarzem Fell und türkisen Streifen noch akzeptieren wollen. Allein Rook, die Anführerin ihrer Leibgarde, steht noch zu der Königin und flieht mit dieser. Hoffnung sieht man nur noch auf der Insel Isola, deren Geheimnisse vielleicht die Erlösung für die Königin bringen können.

Doch schon der Weg durch Wälder und Sümpfe ist mehr als beschwerlich. Die Gefahren dort sind vielfältig, neben Tieren und Fieber lauern auch jede Menge Jäger darauf, das ungewöhnliche Raubtier zu erlegen. Und nicht zuletzt sind beide Frauen in Albträumen gefangen, in denen sich Realität und Visionen vermischen.


Tatsächlich ist „Isola“ ein Comic, der eher wie ein Storyboard für eine Animation daher kommt, denn die Künstler arbeiten mit allerlei Methoden, die man von dort kennt: Zooms, Totalen, Nahaufnahmen und Panoramen. Die Handlung selbst gerät erst einmal ins Hintertreffen, denn die Reise durch die Sümpfe wird mit allem zelebriert, was dazu zu gehören scheint, inklusive passender Albträume, die mehr als einmal den Tod der Heldinnen zeigen.

Zwar erfährt man durch Dialoge nach und nach, was eigentlich passiert ist, aber das Hauptaugenmerk liegt auf den in den Panels ausgedrückten Gefühlen der Heldinnen, die zwischen Verzweiflung und Hoffnung schwanken, die sich hilflos den Gegebenheiten und anderen Menschen anvertrauen müssen und letztendlich doch immer wieder zueinander finden.

In dieser Hinsicht bleibt die Geschichte doch eher einfach und überschaubar - man ahnt sehr schnell,  dass es einige Antworten so schnell nicht geben wird, um die Spannung aufrecht zu erhalten und einige der Figuren nicht unbedingt das sind, was sie zu sein scheinen.

Der Comic spielt gekonnt mit der Wahrnehmung der Leser und lässt sie bewusst rätseln. Viel mehr als durch die Texte kann man eigentlich durch die Bilder in die Handlung eintauchen - deshalb sollte man sich Zeit nehmen, die Panels sehr bewusst zu genießen.

Fantasy-Fans können die mystische Welt von Isola genießen, sofern sie nichts dagegen haben, dass die Geschichte in Schleifen und nur mit gut dosierter Action erzählt wird – so, wie man es auch aus francobelgischen Titeln kennt.

„Isola“ 1 ist ein gelungenes Experiment im Comic, gutes Storytelling mit fast schon animierten Panels zu genießen. Die Geschichte mag eher einfach gehalten sein, verfehlt aber ihre Wirkung nicht, bleibt doch genug Raum um mit den Erwartungen der Leser zu spielen und deren Ahnungen immer wieder infrage zu stellen.