Jodi Taylor: Miss Maxwells kurioses Zeitarchiv (Buch)

Jodi Taylor
Miss Maxwells kurioses Zeitarchiv
(Just One Damned Thing After Another (The Chronicles of St. Mary´s Book 1), 2013)
Übersetzung: Marianne Schmidt
Blanvalet, 2019, Taschenbuch, 510 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-7341-6208-4 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Gunther Barnewald

Madeleine, genannt Max, Maxwell ist eine dickköpfige Unruhestifterin und ein Pechvogel par excellence. Deshalb ist sie umso überraschter, dass sie nach der Beendigung der Thirsk-Universität ein interessantes Job-Angebot bekommt.

Wie interessant das Angebot wirklich ist, stellt sich dann aber erst in Verlauf ihres Ausbildungsprozesses heraus, der nicht nur aus geschichtlichen Studien besteht, sondern auch aus Technik-Wissen und vor allem handfester körperlicher Ertüchtigung und Selbstverteidigung. Denn Max soll mit anderen Historikern in die Vergangenheit reisen, um dort vor Ort wichtige Erkenntnisse zu sammeln.

Bald zeigt sich jedoch, dass die Missionen viel gefährlicher sind als gedacht, denn immer wenn ein Reisender aus Versehen oder mit Absicht ein wichtiges historisches Ereignis verändern könnte, ereilt ihn oder sie der Tod, denn die Zeitlinie schützt sich vor Veränderungen. Deshalb müssen alle sehr vorsichtig agieren.

Zudem gibt es an den jeweiligen historischen Schauplätzen mehr als genug andere Gefahren, so dass die Historiker bald dezimiert werden wie die Fliegen. Außerdem bestehen nur wenige Ausbildungskandidaten den harten Ausleseprozess, so dass sich Max bald in einer immer kleiner werdenden Gruppe wiederfindet. Als dann auch noch konkurrierende Zeitreisende auftauchen, die wohl nur des Gewinnes und der Macht wegen die Arbeit von Max und ihren Kollegen sabotieren, entspinnt sich in der fernen Kreidezeit bald ein böser Machtkampf, der allen das Leben kosten könnte...


Wie so oft bei Zeitreise-Geschichten, ist nicht alles wirklich logisch, was die Autorin so zusammen phantasiert. So bleiben die Motive der „Konkurrenz” doch sehr nebelhaft, denn allein der Besitz einer Zeitmaschine bietet so unendlich viele Möglichkeiten reich und mächtig zu werden, dass der Kampf der beiden Gruppen rätselhaft bleibt.

Auch die Rettung von altem Kulturgut vor einem verheerenden Brand wäre viel müheloser gegangen, hätte man die alten Aufzeichnungen einfach nur per Mikrokamera abgefilmt (versteckt etwa in Kopfschmuck), anstatt alten Papyrus zu konservieren (ein echter Dummfug). Sieht man aber von diesen gravierenden Logiklöchern ab, muss man der Autorin zugutehalten, dass sie eine äußerst spannende und unterhaltsame Geschichte entworfen hat, die sie mit viel Geschick und Verve schildert.

Wunderbar gelungen sind Jodi Taylor dabei die Protagonisten, allen voran die querköpfige, tollpatschige und sehr selbstbestimmte Max, die ihre Mitmenschen schnell zur Verzweiflung bringen kann. Aber auch ihre Kollegen wirken lebendig und sympathisch. Außerdem gibt es viele menschliche Verwicklungen, die der Geschichte zudem viel Energie und Drive geben, auch wenn der Alkohol in eindeutig zu exzessiven Strömen fließt.

Wer Spaß an Connie Willis’ Meisterwerken um Mr. Dunworthy und seine zeitreisenden Kollegen hat („Die Jahre des schwarzen Todes“, „Die Farben der Zeit“, „Dunkelheit“, „Licht“ und die Story „Brandwache”), der kann auch hier nichts falsch machen, auch wenn sich Taylor weder stilistisch noch inhaltlich bezüglich der historischen Recherchen wirklich mit Willis messen kann (aber wer kann das schon!). Ebenso wer David Gerrolds Meisterwerk „Die Bestie“ zu schätzen wusste oder Jack Finneys grandioses Werk „Das andere Ufer der Zeit“.

Trotz Fehlern und Schwächen bietet der erste Band der Abenteuer von Fr. Maxwell einen extrem hohen Spaß- und Unterhaltungsfaktor. Das Buch liest sich weg, wie Butter in der heißen Sonne schmilzt. Bitte unbedingt mehr davon!