Caroline Powell: La façon - Das Elixier der Begierde (Buch)

Caroline Powell
La façon - Das Elixier der Begierde
Blue Panther Books, 2019, Taschenbuch, 196 Seiten, 9,90 EUR, ISBN 978-3-86277-872-0 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Fabiennes Beziehung zu Adrian und Alano ist kompliziert, weil sie sich weder fallen lassen kann noch weiß, was sie sich eigentlich wünscht. Schließlich geht sie zu beiden auf Distanz, verliert jedoch nie ganz den Kontakt zu ihnen. Als sie durch Adrian Luca kennenlernt, verliebt sie sich in ihn und lässt sich auf seine sadistischen Spiele ein, bis sie begreift, dass ihm ihr Wohl gleichgültig ist und er ihre Gefühle nie erwidern wird. Immerhin ist er so ehrlich, dies zuzugeben und Fabienne aus ihrem Sklaven-Vertrag zu entlassen.

Traurig und von dem Erlebten verunsichert, folgt sie Alanos Einladung nach Barcelona, um sich zu sammeln. Schon bald sind die beiden verheiratet, und Fabienne arbeitet in der Firma der Familie ihres Mannes. Obwohl sie miteinander glücklich sind, scheint jedoch etwas zu fehlen: Als Fabienne beim Sex Alano dominiert, erleben beide höchste Wonnen.

Um nichts falsch und Alano glücklich zu machen, bittet Fabienne Adrian, ihr eine Domina zu vermitteln, bei der sie in die Lehre gehen kann. Lady Ravenna wird schnell zu einer guten Freundin, die ihr hilft, ihren Weg zu finden: „La façon“.


„La façon - Das Elixier der Begierde“ wirkt anfangs ziemlich zerfahren, denn die Geschichte beginnt praktisch im laufenden Geschehen, das die Protagonistin Fabienne in eine Villa führt, in der ausschließlich geladene Gäste an BDSM-Spielen teilnehmen. Sie ist fasziniert und will mehr davon, was ihr der schöne Luca auch bereitwillig bietet. Allerdings ist Fabienne ein Neuling auf dem Gebiet und wird zum Opfer eines Egoisten und Sadisten, der ihr zwar eine gewisse Erregung verschafft, sie emotional jedoch verhungern lässt. Als sie das erkennt, bricht sie aus.

Gerettet wird sie von ihren treuen Freunden, die sie nun auffangen. Die Beziehung zu Adrian und Alano, die beide Fabienne besser kennen als sie sich selbst, ist der wesentliche Punkt des Romans - womit man wieder bei dem Stichwort zerfahren angelangt, denn die intimeren Erlebnisse mit den beiden jungen Männern liegen in der Vergangenheit und wirken wie nachträglich hineingeschrieben, um Fabienne nach dem Bruch mit Luca und der Erkenntnis, dass ihre masochistische Neigung begrenzt ist, neue Perspektiven zu ermöglichen.

Infolgedessen gliedert sich das Buch in drei Teile. Am Anfang steht die devote Fabienne, welche die in Rückblenden verunsichert auftretende Hauptfigur ablöst, und am Schluss wird aus ihr eine Domina, die aus allen Erfahrungen gelernt hat: aus ihrer Suche nach dem, was sie will, den erniedrigenden Sessions mit Luca und schließlich der Entdeckung der persönlichen Dominanz, die  Alano, dem geliebten Mann, und auch ihr größte Freude bereitet - etwas, was ihr wohl nicht möglich gewesen wäre, hätte sie nicht die andere Seite kennengelernt und begriffen, dass bei Dominanz und Unterwerfung gegenseitiges Einverständnis und Rücksichtnahme essentiell sind, wohingegen egoistische Einseitigkeit günstigstenfalls zum Ende der Beziehung, schlimmstenfalls zu schweren psychischen Schäden und sogar Suizid führt.

Schade, dass es Caroline Powell nicht gelungen ist, die eigentümliche Dreiecksbeziehung von Fabienne, Alano und Adrian klarer und im Kontext chronologisch nachvollziehbarer zu gestalten. Die Rückblenden wirken oft konfus und aufgesetzt - wie eine Art Deus ex machina -, um der Protagonistin das notwendige Backup zu geben, um sich erst in eine devote und dann dominante Hingabe zu stürzen, nachdem sie mit der vergleichbar harmlosen Triangel-Konstellation erst einmal nicht klarkam.

Dadurch wird leider die Erkenntnis verwässert, dass es gefährlich ist, sich auf sadistische Blender einzulassen, die ein raffiniertes Netz für ihr Opfer spinnen, so dass es sich selbst belügt, bevor es in die Falle tappt - und nach dem Begreifen allen Stolz aufgeben muss, um sich zu retten. Das ist die Message, die am Schluss bleibt und ziemlich untergeht.