Christelle Dabos: Die Verlobten des Winters - Die Spiegelreisende 1 (Buch)

Christelle Dabos
Die Verlobten des Winters
Die Spiegelreisende 1
(Les Fiancés de l'hiver. La Passe-miroir 1, 2013)
Übersetzung: Amelie Thoma
Titelbild: Laurent Gapaillard
Insel, 2019, Hardcover, 536 Seiten, 18,00 EUR, ISBN 978-3-458-17792-0 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Die Welt, wie wir sie kennen, sie zerbarst. Generationen ist es her, dass die Welt auseinanderbrach, sich in einundzwanzig Archen aufsplittete, auf denen die Überlebenden sich ansiedelten und jeweils von einer Matriarchin beherrscht werden. Um Inzucht zu vermeiden, sind Ehen unter den Archen zwar sehr selten und werden von allen Beteiligten mit Misstrauen verfolgt, letztlich aber unabdingbar.

Ophelia lebt auf Anima. Zwei Vettern hat sie schon abgewiesen, als der Familiengeist ein Machtwort spricht und sie außerhalb ihrer Arche verheiratet. Ausgerechnet ins eisige Pol verschlägt es unsere dadurch ehemalige Museumsleiterin, ins Land der Jäger, der Intrigen und der Morde.

Dass Ophelia als Animistin Gegenstände „lesen“ kann, die Geschichte dieser geistig erfahren kann, ja, dass sie eine der Wenigen ist, denen ihre Gabe es erlaubt, körperlich durch Spiegel zu reisen - alles zählt nicht. Sie muss, so die strikte Anweisung, Thorn, der sie kaum eines Blickes würdigt, nach Pol folgen wo die Intriganten, die Missgünstigen und Mörder bereits auf sie lauern..

 

Eine Trilogie von unserem westlichen Nachbarn findet ihren Weg in deutsche Buchhandlungen. Mehr noch, eine phantastische Geschichte mit Menschen, die besondere Fähigkeiten ihr Eigen nennen, deren Welt auseinandergebrochen ist, die mittels Zeppelinen reisen - ergo, eine Fantasy-Trilogie.

Die Welt, die uns die Autorin kredenzt, ist wahrlich nicht uninteressant; eine Reihe von um das verbliebene Erdzentrum kreisenden Fragmenten, auf denen die Überlebenden sich in Clans angesiedelt haben - allerdings, und hier geht es schon los mit der Kritik, mehr erfahren wir nicht!

Wie es zu der Katastrophe kam, wie sich die Familiengeister und ihre Clans herausbildeten - Fehlanzeige.

Stattdessen begegnet uns ein zunächst sehr sympathisch gezeichnetes Mädchen, das gegen ihren Willen verheiratet werden soll. Der Grund - schleierhaft, na ja, gebärfreudig ist ihre Familie und besondere Gaben hat Ophelia mehr, als viele ihre Cousinen.

Ortswechsel nach Pol - wo plötzlich von dem Matriarchat nicht mehr viel zu spüren ist. Stattdessen wird unsere Protagonistin angegangen, gedemütigt und - kuscht! Sie gibt sich devot, fügt sich in ihr Schicksal - ihre Familie lässt sie lange Zeit im Stich.

Das anschließende Intrigen-Spiel, in langatmigen Dialogen und Beschreibungen dem Leser mehr als ausführlich vor Augen geführt, es langweilt mit der Zeit. So interessant die Ansätze sind, Christelle Dabos macht letztlich zu wenig aus diesen, um das Buch wirklich empfehlen zu können.