Rick Hautala: The Mountain King (Buch)

Rick Hautala
The Mountain King
(The Mountain King, 1996)
Übersetzung: Claudia Rapp
Titelbild und Innenillustrationen: Stephen R. Bissette
Buchheim, 2019, Hardcover, 315 Seiten, 36,99 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Maine ist einer der US-Bundesstaaten, in denen sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Hier gibt es nur eines: viel, sehr viel Natur. Wer also gerne in der unberührten Natur unterwegs ist, wer kleine, pittoreske Ortschaften und den typischen American Way of Life in einer überschaubaren, gut nachbarlichen Umgebung mag, der ist hier richtig.

Dies gilt auch für Phil Sawyer, der kürzlich zugezogen ist. Zusammen mit seinem Kumpel, dem ortsansässigen Mark Newman, macht er sich eines Wochenendes auf, den höchsten Berg der Umgebung, den Mount Agiochook zu besteigen. Zum Ende des Sommers hin und mit fachkundiger Führung durch seinen Freund, dürfte es ja eigentlich kein Problem geben.

Fehler, die Horror-Fans werden es lauthals herausrufen, großer Fehler!

Ein Unwetter kommt auf, unsere zwei Wanderer werden von einem Schneesturm und Blitzeis überrascht.

Auf dem Rückweg kommt es, wie es kommen muss, Phil stürzt tödlich ab. Dann aber will Mark seinen Augen kaum trauen, als er aus der Höhe der Klamm Zeuge wird, wie ein Gorilla-ähnliches Wesen den Toten schultert und als Beute davonträgt.

Als er nach Hause kommt, will ihm zunächst niemand glauben - weder seine ihn betrügende zweite Ehefrau, noch der Sheriff. Ganz im Gegenteil regt sich ein Verdacht, dass er etwas mit dem Tod seines Freundes zu tun haben könnte. Als dann der Lover seiner Frau brutal hingeschlachtet wird, sieht es für Mark, der derweil im Wald nach dem Leiche seines Freundes sucht, nicht gut aus.

Dann wird die in der Nähe des Waldes gelegene Farm eines Bauern überfallen, ein Kalb von einem riesigen, haarigen, aufrechtgehenden Tier geschlagen, die Eingeweide gefressen.

Von einem Schrotschuss verwundet, flieht das Wesen weiter in Richtung seiner Beute, deren Fährte es auf der Klamm aufgenommen hat - es kommt zum Kampf Mann gegen Bestie; ein Kampf, dessen Ausgang mehr als ungewiss ist…

 

Die Besten erwischt es leider zumeist viel zu früh. Dies gilt auch für Rick Hautala, dessen Werke bei uns zumeist nur einer Handvoll von Kennern bekannt sind.

Olaf Buchheim hat es sich nicht nur zur Aufgabe gemacht, dem deutschen Fan die wunderbar gestalteten Liebhaber-Ausgaben des US-Kleinverlags Cemetery Dance zugänglich zu machen, sondern in seinen Editionen auch zuunrecht unbekannte Werke des modernen Horrors aufzulegen.

Vorliegendes Buch, das im regulären Buchhandel mangels ISBN nicht zu bekommen ist, erscheint in der Cemetery Dance Germany Edition in einer auf 999 Bände nummerierten Ausgabe. Handwerklich hervorragend ausgestattet, wird dieses Buch mit Fadenheftung, besserem Papier und sorgfältigem Druck nebst Lesebändchen und den kongenialen Illustrationen dem Käufer lange Zeit Freude bereiten.

Inhaltlich wartet nichts wirklich Ungewöhnliches auf den Kenner der Unheimlichen Literatur. Aber, und dies ist ein großes Aber, das Gebotene wird meisterhaft arrangiert, und zieht den Rezipienten mühelos in die Handlung.

Hier geht es um nichts weniger als einmal mehr den Kampf Mensch gegen Bestie, garniert mit ein paar wenigen, letztlich unrelevanten aber den Charakter unserer Protagonisten näher beleuchtende Exkurse. Das wichtige, das was im Roman dann seine erzählerische Wucht entfaltet, ist das Duell der beiden Wesen.

Das unterhält fulminant, ohne dass der Autor dabei sonderlich in die Abgründe des Blutes und der Exzesse abtauchen müsste; gute alte Horror-Literatur, aber die der besonders wohlgefälligen Art.