New Mutants: Höllenbiest (Comic)

Chris Claremont
New Mutants: Höllenbiest
(New Mutants Vol. 1 18-21, 1983)
Übersetzung: Marc-Oliver Frisch
Titelbild und Zeichnungen: Bill Sienkiewicz
Panini, 2019, Paperback, 116 Seiten, 13,99 EUR, ISBN 978-3-7416-0784-4

Rezension von Elmar Huber

Danielle Moonstar alias Psyche hat immer wieder Albträume von dem riesenhaften Demon Bear, der ihre Eltern getötet hat. In Professor Xaviers Schule für Begabte trainiert sie heimlich, um dem Biest endlich entgegentreten zu können und Rache zu üben. Als es zum Kampf mit dem Bären kommt, wird sie schwer verletzt, nur eine Notoperation kann ihr Leben noch retten. Doch Demon Bear verfolgt sie bis ins Krankenhaus und versetzt den OP, Psyche und weitere New Mutants in eine andere Welt, wo seine eigenen Regeln gelten. Nun ist es an ihren Freunden, Sam „Cannonball“ Guthrie, Amara „Magma“ Aquilla, Bobby „Sunspot“ da Costa, Illyana „Magik“ Rasputin und Rahne „Wolfsbane“ Sinclair, in dieser fremden Welt gegen das Monster anzutreten und ihre Freundin zu beschützen (US-Hefte 18 bis 20).

Um ihre Kontakte zu normalen Menschen zu festigen, laden die New Mutants einige Freunde von außerhalb in ihre Schule ein, um eine Pyjama-Party zu veranstalten. In dieser Nacht trifft auch die außerirdische Lebensform Warlock, auf der Flucht vor seinem Vater, auf der Erde ein. Dem Tode nahe erreicht er auf der Suche nach einer Energiequelle Xaviers Schule, und die Mutanten wissen nicht, ob sie Freund oder Feind vor sich haben (US-Heft 21).


Mit dem zunächst noch für 2019 geplanten Filmstart von „New Mutants“ (der aktuell vermutlich 2020 in die Kinos kommt), hatte Panini wieder in den Marvel-Archiven gewühlt und bringt im Sommer 2019 einige Veröffentlichungen der „X“-Bande in den Handel, die ursprünglich als ‚leichtherzige Alternative‘ zu den „X-Men“ gestartet wurde. Mit „Höllenbiest“ kann man sich trefflich davon überzeugen, dass die Serie offenbar sehr schnell zu einem Experimentierfeld wurde, in dem Genre-Grenzen keine Rolle mehr spielten und die gleichzeitig auch psychologisch eine ‚ungeahnte Tiefe‘ entwickelte. Eine Entwicklung, an der der damals noch unbekannte Zeichner Bill Sienkiewicz („Elektra: Assassin“) bestimmt nicht unschuldig war.

Die hier gesammelt vorliegende „Demon Bear“-Storyline gibt einen phantastischen Einblick, wie Action, (Psycho-) Horror, Science Fiction und Fantasy, gemixt mit indianischer Mythologie, eine wilde und kreative Verbindung eingehen, zusammengehalten durch die Ängste und Hoffnungen der neuen Mutanten, die denen normaler Teenager gar nicht so unähnlich sind.

Zwar merkt man den Texten und Dialogen ihr Alter an, doch macht sie das nicht weniger wirkungsvoll, vergleichbar etwa wie bei Spider-Mans „Klonsaga“. Sienkiewiczs rohe Zeichnungen indes wirken immer noch kraftvoll, frisch und nicht selten psychedelisch. Auch wenn die Darstellung von Besessenen mit verschieden großen und schielenden Augen, später auch die Optik von Warlock, aus heutiger Sicht wie Karikaturen aussehen.

Mit der anschließenden Pyjama-Party soll etwas Normalität in in das Leben der jungen Mutanten einkehren, doch schon während des Kampfes gegen den Dämonenbären wurde unabhängig davon die techno-organische Lebensform Warlock ‚vorgestellt‘, die sich auf dem Weg zur Erde befindet und nun, am Abend der Party, eintrifft. Zunächst regiert die Angst vor dem unbekannten Eindringling, bis die Mutanten erkennen, dass das merkwürdige Gebaren des Fremden nur ein verzweifelter Versuch der Kommunikation ist.

Insgesamt sind diese nun 35 Jahre alten Storys alles andere als zeitgemäß und doch erfrischend zeitlos. Man bekommt einen Eindruck, wie diese wilde Erzähl- und Darstellungsweise damals gewirkt haben muss und ist überrascht, wie tief die psychologischen Anteile reichen. So stellt „Höllenbiest“ nicht nur für Nostalgiker eine lohnende Anschaffung dar. Man bekommt sogar regelrecht Lust, mehr aus dieser Ära zu lesen.

„Höllenbiest“ ist ein psychedelisch-wilder Genre-Mix und Coming-of-Age-Superheldengeschichte in einem.