Star Trek: Die Gesetze der Föderation, Keith R. A. DeCandido (Buch)

Star Trek – Die Gesetze der Föderation
Keith R. A. DeCandido
(Star Trek – Articles of the Federation, 2005)
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Anika Klüver
Cross Cult, 2010, Taschenbuch, 452 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-941248-50-2

Christel Scheja

„Die Gesetze der Föderation“ spielt zwar im Jahr 2380, kurz nach den Ereignissen, die im „Star Trek“-Film „Nemesis“ beleuchtet wurden, spielt aber fernab der Sternenflotte und der bekannten Charaktere. Zwar werden einige Figuren wie Spock und Admiral Janeway gelegentlich erwähnt, haben aber wenn nur kurze Auftritte. Das hat Tradition, denn auch früher sind Romane erschienen, die zwar das „Star Trek“-Universum als Hintergrund benutzen, aber eine ganz eigene Geschichte erzählten.

Auch wenn der Präsident der Föderation die größte Macht im bekannten Universum hält, so fordert das hohe Amt aber auch viel Kraft und unter Umständen Opfer. Doch noch nie ist es bisher vorgekommen, dass ein Präsident freiwillig vor dem Ende seiner Amtszeit zurückgetreten ist – bis im Jahr 2379. Die Nachfolgerin von Min Zife, der sich so unvermittelt zurückgezogen hat ist Nan Bacco. Sie ist zwar stolz darauf, die Wahl gewonnen zu haben, muss aber dann auch entdecken, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Denn ihr Vorgänger hat ihr ein Pulverfass hinterlassen. Nicht nur das Romulanische Reich ist durch Praetor Shinzon im Chaos versunken, auch im Herrschaftsgebiet der Föderation schwelt es, weil alte Streitigkeiten durch die Sturheit der Abgeordneten nicht niedergelegt werden und auch noch alle Wunden aus früheren Kriegen wie gegen die Borg und das Dominion, Schmerzen und Schwierigkeiten bereiten. So steht die Präsidentin nicht selten alleine da, wenn es darum geht, wichtige Entscheidungen zu treffen, da auch nur wenige Abgeordnete immer hinter ihr stehen und ihre Politik unterstützen. Und sie weiß, dass sie durchgreifen muss, denn nun kommen nach und nach immer mehr Sünden aus der letzten Regierungszeit ans Licht. Besonders kritisch wird es, als man ein Schiff voller remanischer Flüchtlinge entdeckt, die in ihrem Schiff auf einen Außenposten zusteuern. Kann und darf man ihnen Asyl gewähren, jetzt wo die diplomatischen Beziehungen zu Romulus sehr angespannt sind? Oder muss man einen anderen Weg finden, der allen Seiten passt? Dann spitzt sich die Lage zu, denn ein Erstkontakt, der ganz erfolgreich verlaufen zu sein schien, entwickelt sich zu einem Desaster – und das ist nur der Anfang.

Bisher hat man nur sporadisch und in kurzen Szenen Einblick in die Regierungsweise der Föderation erhalten. Nun erfährt man etwas mehr über die Geschehnisse hinter den Kulissen der Macht, das Taktieren der Abgeordneten, das Knüpfen von profitablen Bündnissen oder auch über geheime Absprachen, von der die Öffentlichkeit nicht unbedingt etwas mitbekommen soll. Dabei zeigt das „Utopia“ eines friedlichen Miteinanderlebens der so unterschiedlichen Rassen allerdings ziemliche Risse und man fühlt sich mehr als einmal an die Regierungen des 20. Jahrhunderts erinnert, die unter dem Deckmäntelchen der Demokratie auch nicht anders gehandelt haben. Der Roman zeigt aber auch die Grenzen auf, die dadurch entstehen, da es nur spärliche Informationen über die Regierung der Föderation gibt – gerade deshalb sind die Ähnlichkeiten zur Jetztzeit so frappierend und das Verhalten der Menschen, Vulkanier und Co. auch nicht anders, als man es von seinen Politikern kennt.

Keith R. A. DeCandido versucht zudem noch eine spannende Handlung einzubauen, was aber auch nicht so ganz gelingen will, da die wenige dramatischen Momente in einem Wust von Dialogen und Erläuterungen untergehen. Die Geschichte bleibt eher zähflüssig, die Spannungskurve auf einem niedrigen Level, da nicht wirklich etwas passiert und wenn doch, dies eher zerredet wird. Den Fans wird es gefallen, weil der Roman eine Seite des „Star Trek“–Universums beleuchtet, die bisher kaum beachtet wurde. Wer hier einsteigen möchte, wird eher wenig verstehen, da es auch sehr viele Querverweise gibt, die sich nicht unbedingt aus dem begleitenden Essay beantworten lassen.

Da „Die Gesetze der Föderation“ durchaus eine verbindende Funktion für die Reihen „Star Trek“ und „Star Trek Deep Space Nine“ hat und offensichtlich auch auf den „Destiny“-Zyklus hinleitet, ist der Roman für Fans wohl ein Muss. Inhaltlich kann er allerdings weniger überzeugen, da die Spannung moderat bleibt und die Geschichte damit zahlreiche Längen hat.