InSEXts 1: Metamorphose (Comic)

Marguerite Bennett
InSEXts 1
Metamorphose
(InSEXts Vol. 1: Chrysalis, 2016)
Übersetzung: Sandra Kentopf
Titelbild und Zeichnungen: Ariela Kristantina
Panini, 2019, Paperback, 132 Seiten, 20,00 EUR, ISBN 978-3-7416-1233-6

Rezension von Elmar Huber

London 1894: Lady Lalita Bertram und ihre Geliebte Mariah, die als ihre Dienerin auftritt, sind keine normalen Frauen. Sie verwandeln sich in insektenartige Wesen, die töten, um die Schwachen zu beschützen. Gemeinsam zeugen sie einen Sohn, dessen Geburt Lalitas Ehemann Harry das Leben kostet. Auf die Frauen fällt kein Verdacht; Harry Bertram wurde offiziell im Zuge eines Besuchs im Hurenhaus in einem der Londoner Elendsviertel getötet. Für den Rest der Welt erblickt ‚sein Sohn‘ sechs Monate darauf das Licht der Welt.

Lalita und Mariah ziehen sich in den Kreis ihrer Vertrauten zurück. Doch die besonderen Fähigkeiten der Frauen entwickeln sich auf unvorhersehbare Weise weiter. Und in den Straßen Londons wandeln noch andere tödliche Kreaturen.


Gothic Horror mit Lesben und Einflüssen von Cronenbergs „Die Fliege“, verpackt in kunstvolle Art Déco-Zeichnungen. Die Eckdaten von Marguerite Bennetts „InSEXts“ klingen nach einem must have mit einer originellen Ideen-Kombi. „Metamorphose“ liest sich auch ganz hervorragend an und zeichnet auf den ersten Seiten ein Bild, das tatsächlich erfrischenden, erotisch-mysteriösen Wind in ein viktorianisches Setting bringt.

Angesichts der zugegeben gelungenen Exposition hofft man zunächst, dass Marguerite Bennett bei „Batwoman“ nur einen schlechten Lauf hatte und es jetzt mit ihrer eigenen Story wieder reißt. Wenn jedoch auch mittelfristig nicht der Anflug einer Erklärung in Sicht ist, was es mit der offensichtlichen Andersartigkeit der beiden Hauptdarstellerinnen auf sich hat, schwindet rasch das Interesse. Es wird überhaupt kein Wort darüber verloren, dass Lalita und Mariah - was? - Wer-Schmetterlinge sind. Auch scheint die Autorin ihre Heldinnen zunehmend aus dem Fokus zu verlieren. Stattdessen packt sie völlig motivationslos ständig weiteren Ballast auf dieses instabile Konstrukt.

Plötzlich spielt noch eine Werwolf-Sekte eine Rolle, die mir nichts dir nichts als Beschützer von Lalita und Mariah auftritt. Und aus dem Nichts taucht eine Hexe in London auf, die Besitz von Lalitas Schwägerin ergreift. Alles völlig Hoppla-Hopp, zusammenhanglos und nichts davon nachvollziehbar. Alles garniert mit dem pseudo-philosophischen Blabla, das man schon aus Bennetts „Batwoman“ kennt.

Die fabelhaften Zeichnungen von Ariela Kristantina erinnern eher an europäische Alben-Optik als an einen US-Comic. Doch selbst die schönen Bilder können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der „InSEXts“-Start erzählerisch eine ziemliche Nullnummer ist. Und sobald es an die Darstellung riesiger Horror-Münder mit langen spitzen Zähnen geht, versagt auch die Zeichenkunst.

Viele Ideen und kein Plan, was damit anfangen. Die unmotivierte Erzählweise lässt schnell das Interesse an diesem ungewöhnlichen Genre-Mix verlieren.