Hexenhammer - Malleus Maleficarum 1: Die Inquisitorin, Uwe Voehl (Buch)

Hexenhammer - Malleus Maleficarum 1
Die Inquisitorin
Uwe Voehl
Titelbild: Mark Freier
Zaubermond, 2019, Taschenbuch, 350 Seiten, 14,95 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Ein Spin-off, wie es neudeutsch so treffend heißt, erwartet den Leser. Gleichzeitig zur Hörbuch-Produktion legt der Verlag mit der Juni-Auslieferung auch eine Printversion des „Dorian Hunter“-Ablegers vor. Nun hätte man meinen können, dass „Das Haus Zamis“ als weitere Reihe zum Dämonenkiller reichen würde, allein, in loser Abfolge sollen umfangreichere und nur von einem Autor verfasste Bücher den geschichtlichen Hintergrund weiter beleuchten.

Als Ausgangslage hat man das Leben des Dämonenkillers als Baron Nicolas de la Conde gewählt. Um die Unsterblichkeit zu erlangen, war dieser bereit, sich Asmodi anzuschließen und der Schwarzen Familie den Treueschwur zu leisten. Bald, viel zu bald; bereute er seinen Entschluss, wurde doch die Kutsche, in der er seine Frau und seine beiden Kinder in Sicherheit bringen wollte, von Werwölfen überfallen, die Insassen gemeuchelt.

Um zumindest seine Kinder wiederzusehen, schließt er, nachdem er Asmodi zum zweiten Mal beschworen hat, erneut einen Pakt.

In der Folgezeit begleiten wir ein Kind, ein Mädchen durch die Zeit ihres Aufwachsens. Zunächst wird sie in einem geistlichen Orden, der Asmodi verehrt, aufgezogen, wird gezüchtigt und gequält. Dass sie dabei große Kräfte offenbart, ja, dass sie den Meister Asmodi höchstselbst herbeirufen kann, erstaunt nicht nur die Nonnen. Später, nachdem das unheilige Kloster von Horden im Auftrag Olivaros in seiner Verkleidung als Heinrich Cornelius Mundt von Gilding im wahrsten Sinne des Wortes ausgeräuchert wurde, bringt sie Gilding bei einem Abdecker und Rossarzt in Lemgo unter. Hier nimmt der Abdecker, der sich gleichzeitig als Henker verdingt, sie, nach dem Tod seiner Frau, ins Ehebett, hier begegnet sie dem Inquisitor Heinrich Institoris und hier wird sie anlässlich eines Hexensabbats in die Schwarze Familie eingeführt. Es gelingt ihr zu fliehen und sich auf den gefahrvollen, weiten Weg zum Bodensee zu machen - der Heimat des Inquisitors…


Zunächst einmal reibt sich der Leser etwas verwundert die Augen. Zu Zeiten, da die Buchbranche über rückläufige Leserzahlen und entsprechend desaströse Verkaufszahlen stöhnt eine neue Reihe zu starten, erscheint gewagt. Allerdings kann man bei Zaubermond auf eine feste und treue Fan-Gemeinde zurückgreifen, der ein eingespieltes Team auf Verlagsseite gegenüber steht. Zudem will man den Käufer auch nicht überfordern, sondern voraussichtlich nur einen Band per anno veröffentlichen. So ist es eher als Zugabe anzusehen, dass der Verlag uns dieses doch recht umfangreiche Buch zum Regelpreis der üblichen Ausgaben anbietet.

Inhaltlich hat sich Uwe Voehl Mühe gegeben, den Leser abseits der bekannten Vergangenheit der Figuren zu verblüffen. In einem gut recherchierten Umfeld eingebettet, erwartet uns das Bild eines jungen Mädchens, das später zur Frau reift und das in der Welt um ca. 1490 ihren Weg sucht und findet. Ohne falsche Scheu schildert Voehl das Leben der damaligen Zeit, in der wenig Rücksicht auf Schwache genommen wird, in der das Recht des Stärkeren, des Mächtigeren oftmals des Brutaleren herrscht. So wird das Mädchen missbraucht - auch wenn der Autor uns zumindest diese Szenen glücklicherweise nicht zumutet -, wird die Not der Armen, der Rechtlosen und Ungebildeten deutlich dargestellt.

In dieses überzeugende Lokalkolorit hat Voehl dann seine Handlung um die Schwarze Familie, die sich just zu diesem Zeitpunkt erst findet und deren Herrschaftsstrukturen noch nicht ausgebildet sind, eingebettet. Da kommen so einige heftige Grusel-Szenen vor, da sind wir bei hochnotpeinlichen Befragungen ebenso dabei, wie bei Hexenverbrennungen. Der oftmals mehr als weltlich eingestellte Klerus wird ebenso porträtiert wie die skrupellosen Mächtigen des Adels und der Händlergilden.

Zum Finale dann trifft Dorian Hunter in der Jetztzeit auf einen Hinweis, der ihn sprachlos und hoffnungsvoll zugleich zurücklässt.

Das Experiment ist gelungen, der Band fügt der Saga um den Dämonenkiller eine willkommene, neue Note hinzu und weckt die Neugier darauf, wie es mit dem Hexenhammer wohl weitergehen wird.