Becky Chambers: Unter uns die Nacht (Buch)

Becky Chambers
Unter uns die Nacht
(Record of a Spaceborn, 2018)
Übersetzung: Karin Will
Tor, 2019, Taschenbuch, 462 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-596-70262-6 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Vor langer Zeit floh die Menschheit an Bord einer riesigen Flotte von der sterbenden Erde. In den Weiten des Alls suchte und fand man eine neue Heimat, terraformte Planeten, stieß auf fremde Wesen und Kulturen und breitete sich aus.

Die Exodus-Flotte, einst als Arche gebaut, umkreist weiterhin eine fremde Sonne, und viele der Menschen haben sich entschieden, in der vertrauten Umgebung der Schiffe zu bleiben. Ein Leben auf einem der vielen besiedelten Planeten verspricht zwar Aufregung und Freiheit, aber auch Mühsal und Eigeninitiative. So ist der vermeintlich leichtere Weg, an Bord der Schiffe zu bleiben, wo für einen gesorgt wird und man seinen Neigungen frönen kann.

 

Im Verlauf des Buches begleiten wir fünf Flottenbewohner in ihrem Dasein. Jeder der Protagonisten wird uns dabei detailreich vorgestellt, die jeweilige Motivation nachvollziehbar erläutert. Wir begreifen so ihre Beweggründe, auf den Schiffen zu bleiben, verfolgen mit, wie sie ihr Leben strukturieren und was sie bewegt.

Becky Chambers Romane aus dem Wayfarer-Universum erfreuen sich erstaunlicherweise großer Beliebtheit. Erstaunlich deshalb, weil die Autorin sich dem Zeitgeist verweigert und statt jeder Menge Action, martialischer Raumschlachten und riesiger, waffenstarrender Raumflotten den Blick eher nach innen, auf die Individuen richtet. Social Fiction, so nennen Manche diese Spielart der SF, in der zwar durchaus Aliens vorkommen, Konflikte aber eher im Dialog und Konsens als mit der Waffe in der Hand gelöst werden.

Der Auftaktband überzeugte dabei auf der ganzen Linie, der zweite Roman kam ein wenig handlungsärmer daher, nun also ein dritten Anlauf.

Die Fremdkulturen sind hauptsächlich Hintergrund, der Fokus liegt auf den fünf Individuen, deren Leben an Bord der Schiffe wir kennenlernen und deren Einstellung uns erläutert wird. Dass Chambers dabei leider ein ganz klein wenig einen, wie auch immer faszinierenden roten Faden aus dem Blickwinkel verliert (man kann auch sagen, dass es an Handlung mangelt), ist die Krux des Romans. Statt Spannung beschäftigt sich die Autorin mit Gefühlen - über die Heimat, über Gemeinschaft und Ausgrenzung, über der Suche nach dem persönlichen Glück, die für jeden anders verläuft.

So bleibt ein ambivalentes Gefühl: eigentlich ein tolles Bild einer realistisch beschrieben zukünftigen Gesellschaft, nur leider nicht wirklich fesselnd ausformuliert.