Oskar Hoffmann: Unter Marsmenschen (Buch)

Oskar Hoffmann
Unter Marsmenschen
Verlag Dieter von Reeken, 2019, Paperback mit Klappenbroschur, 274 Seiten, 22,50 EUR, ISBN  978-3-945807-36-1

Rezension von Carsten Kuhr

Vorausgeschickt sei, dass vorliegender Roman und die gleichnamige - in Band 5 der Kollektion Hoffmann enthaltenen Novelle - außer dem deckungsgleichen Namen nicht viel miteinander gemein haben.

Vorliegender Text schließt inhaltlich an Hoffmanns bekanntestes und wohl auch unterhaltsamstes Werk, „Mac Milfords Reisen im Universum“, (1902) an.


Wie bereits im ersten Teil um den skurril-genialen schottischen Professor Mac Milfort versucht dieser als wackerer Deiner der Krone erneut das Empire zu vergrößern.

Im Auftaktroman hatte er für Queen Victoria den Mond samt dessen Bewohnern, den Seleniten, als Kolonialgebiet in Besitz genommen, nun zieht es den wackeren Forscher weiter hinaus ins Sonnensystem. Der rote Planet hat es vorliegend dem Schotten angetan. Mit Billigung und Unterstützung des Weltallkolonialklubs steht so die Annektion des Mars an.

Statt aber auf das doch unzuverlässige Mittel des Astomistikums (Transmitter) zurückzugreifen, nutzt die Expedition erneut das Antigravitationsverhikel, um den Planeten zu erreichen.

Auf dem Mars stoßen die Kolonialherren in spe dann auf eine hoch entwickelte Zivilisation, mit denen man in Kontakt kommt. Allerdings lassen sich die Marsianer nicht so einfach ins Empire holen, sondern drehen den Spieß um und internieren unsere Forscher.

Währenddessen versuchen die Yankees ebenfalls den Mars zu erreichen, scheitern aber letztlich tragisch und endgültig an ihrer eigenen Unfähigkeit und der marsianischen Zivilisation, die sie noch während des Landeanflugs vernichten.

Nach der erfolgreichen Flucht kehrt die Expedition letztlich geschlagen und erfolglos zur Erde zurück, auf der Mac Milford dann seine letzte Ruhestätte findet.


Wie uns der Herausgeber in seinem informativen Vorwort berichtet, wird vermutet, dass Hoffmanns damaliger Verlag in und um Mac Milford eine „Kollection Kosmos“ als deutsche Version der „Kollection Verne“ starten wollte. Nachdem der wirtschaftliche Erfolg ausblieb, wurde die Idee - leider - stillschweigend beerdigt.

Mit diesem zweiten Abenteuer um Mac Milford legt der Autor erneut einen nach gut lesbaren Roman vor. Die Beschreibung des hoch entwickelten Mars und dessen Zivilisation fasziniert den Leser, auch wenn er dieses Mal ohne weibliche Expeditions-Begleitung auskommen muss. Hier nimmt der Autor Motive aus seiner ersten veröffentlichten Novelle auf und baut diese weiter aus. Dass aus heutiger Sicht die Überheblichkeit der selbsternannten Kolonialhelden lächerlich und lang überholt wirkt sei angemerkt, ist aber der Zeit der Entstehung geschuldet.

Insgesamt gesehen greift der Roman anfänglich auf die aus dem ersten Abenteuer um den Schotten bekannte Erfindungen zurück, bevor die Handlung dann auf dem Mars selbst zu neuen Ufern aufbricht und die Geschichte packend und interessant unterhält.