Jascha Bending: Eine Woche Probezeit - Bekenntnisse einer Nymphomanin (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 28. Mai 2019 20:08

Jascha Bending
Eine Woche Probezeit - Bekenntnisse einer Nymphomanin
Blue Panther Books, 2019, Taschenbuch, 174 Seiten, 9,90 EUR, ISBN 978-3-86277-519-4 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Irene Salzmann
Über Jascha Bending erfährt man im Internet, dass er Jahrgang 1980 und schottisch-norwegischer Abstammung ist. Er entdeckte durch den Film „Gwendoline“ seine Vorliebe für Fesselspiele und Fetische, die er erst seit seinem Umzug nach Hamburg auslebt. In „Eine Woche Probezeit - Bekenntnisse einer Nymphomanin“ sind laut Autor einige persönliche Erlebnisse mit eingeflossen.
Henry ist schon lange in seine Kollegin Sarah verliebt, lässt sich aber nichts anmerken, weil sie sich in einer festen Beziehung befindet. Bei einer Feier erzählt sie ihm, dass sie sich von ihrem Freund getrennt hat, und ergreift zu seiner freudigen Überraschung die Initiative. So gern Henry diese Gelegenheit nutzen möchte, hält er sich doch zurück, weil er seine potentielle Gefährtin nicht erschrecken mag mit den Wünschen, die er in sich verschlossen hält.
Zu seiner Erleichterung bleibt Sarah erstaunlich gelassen und willigt ein, ihm „Eine Woche Probezeit“ zuzugestehen, um seine Leidenschaften kennenzulernen und dann zu entscheiden, ob sie mit ihm zusammen sein möchte oder nicht. Henrys Überraschung wächst mit jedem Tag, denn Sarah zeigt, je mehr sie erfährt, grenzenloses Vertrauen, wenig Angst, viel Neugierde - und sie genießt alles, was er sich für sie einfallen lässt.
Der Untertitel „Bekenntnisse einer Nymphomanin“ ist leider irreführend, denn Sarah ist nicht die Erzählerin der Geschichte - geschildert wird sie in erster Linie von Henry, obwohl die Perspektive ständig und spontan wechselt -, und die beiden beginnen eine Paar-Beziehung, so dass auch von einer endlos viele Männer verführenden Frau nicht die Rede sein kann.
Was Henry schätzt, erfährt man zusammen mit Sarah, die nicht vorsichtig in diese Obsession eingeführt wird, sondern gleich bei der ersten Session ziemlich rangenommen wird. Als ‚Vanilla‘-Typ wundert man sich, dass keine Signalwörter oder -zeichen vereinbart werden und Henry bei aller Sorgfalt, Vorsicht und Liebe (es gibt regelmäßig Rückfragen, ob es Sarah gutgeht) nicht behutsamer vorgeht. Das Zeitlimit von einer Woche kann man nicht als Entschuldigung gelten lassen, denn wer ein solches Programm durch hetzt, macht normalerweise mehr kaputt machen als er gewinnen könnte.
Tatsächlich beginnen die Fesselspiele nicht mit den netten Plüsch-Handschellen, der Krawatte, dem Seidentuch und so weiter. Henry bringt sofort Knebel, Masken, Latex-Anzüge und allerlei andere Toys zum Einsatz, die jegliche Bewegung und das Sprechen verhindern, das Gesichtsfeld und das Atmen einschränken. Ist das nicht zu happig für ein erstes Mal? Auch die Dauer der Sessions, bei denen die Extremitäten für längere Zeit in unangenehmer Stellung gefesselt oder der Körper in einer beanspruchenden Pose gehalten wird, erscheinen sehr anstrengend, gerade für einen Neuling, aber Sarah weiß zu überraschen.
Das Buch liest sich angenehm und leicht, nicht schwülstig oder drastisch - eher wie eine Anleitung für Bondage & Co., denn Sarah fragt, Henry erklärt, die Wirkung wird aus beider Perspektiven geschildert. Man merkt, beide haben Spaß daran, und würde auf die „Eine Woche Probezeit“ verzichtet, wäre es eine Anleitung, denn das Zwischenmenschliche wirkt immer etwas hölzern, und die Dialoge sind sehr einsilbig - was den männlichen Autor bestätigt, da Frauen in der Regel blumiger schreiben würden.
Der Titel lässt sich gut lesen, weil er auf zu viel Gelaber und Schwülstigkeit verzichtet. Dadurch wirkt er aber auch mehr wie eine Bondage-Anleitung als wie ein glutvoller Liebes-/Erotik-Roman. Die Beschreibung der Gerätschaften und Praktiken erscheinen sehr authentisch. Wer sich für diese Spiel-Art interessiert, die neben extremen Fesselungen auch einige weitere Fetische bedient, wird hier die eine oder andere Anregung finden können.