Batgirl und die Birds of Prey Megaband 2: Gothams Töchter (Comic)

Julie Benson & Shawna Benson
Batgirl und die Birds of Prey Megaband 2
Gothams Töchter
(Batgirl and the Birds of Prey 14-22, 2017/2018)
Übersetzung: Carolin Hidalgo
Titelbild: Terry Dodson
Zeichnungen: Marcio Takara, Jordan Boyd, Roge Antonio, Marcelo Maiolo
Panini, 2019, Paperback, 204 Seiten, 25,00 EUR, ISBN 978-3-7416-1159-9

Rezension von Irene Salzmann

Während ihre Team-Gefährtinnen Huntress und Black Canary mit einer Schulklasse einen Unterrichtstag in erlebter Geschichte, der es in sich hat, organisieren, kümmert sich Batgirl um die Schurken von Gotham (US-Heft 14).

Die männlichen Bewohner Gothams leiden plötzlich an einer mysteriösen Grippe. Aber das ist erst der Anfang. Sie sollen alle sterben, damit die Frauen wieder sicher sind vor häuslicher und Gewalt auf der Straße - so wollen es jedenfalls die ‚Töchter Gothams‘ und ihre Anführerin, Patient Zero (US-Hefte 15 bis 17).

Eine Technologie, die eigentlich Gutes bewirken soll, darf nicht in die Hände eines Verbrechers fallen. Doch zu spät! Die Birds of Prey müssen ihm das Gerät abnehmen, bevor der Missbrauch schlimmste Folgen hat (US-Heft 18).

Batgirl hat sich als Oracle in die Computersysteme von Calculator gehackt, so dass ihre Gefährtinnen, welche keine Ahnung haben, woher die brisanten Informationen stammen, die geplanten Verbrechen verhindern können. Die Freude über die Erfolge enden jäh, als ihr Gegner einen Killer-Cyborg auf Oracle ansetzt und ein Unschuldiger, der Batgirls Alter Ego kennt und darüber schweigt, getötet wird. Das Vertrauen der Birds of Prey untereinander ist nun beschädigt, zumal auch Huntress und Black Canary ihre persönlichen Geheimnisse hüten.


Die Birds of Prey haben schon einige kurze Serien hinter sich, und auch hier ist wieder das Kern-Team, bestehend aus Batgirl, Black Canary und Huntress zusammengekommen - wobei mit dem US-Heft 22 einmal mehr ein Schlusspunkt gesetzt wurde - bis zum nächsten Neustart…?

Das Paperback beinhaltet zwei für das Vorankommen der Handlung belanglose Einzelerzählungen der Marke ‚verpfügelte(r) Schurke(n) des Tages‘ sowie einen Drei- und einen Vierteiler. Obgleich alle Storys von den Schwestern Julie und Shawna Benson geschrieben wurden, wirken sie etwas zerfahren und um Frauen-Power bemüht. Vielleicht wussten die Autorinnen schon von dem bevorstehenden Aus des Titels, so dass die Luft möglicherweise raus war.

In „Männergrippe“ untersucht das Team die Herkunft einer Krankheit, von der ausschließlich Männer befallen werden und die vorerst auf Gotham begrenzt ist. Zunächst verdächtigen sie Catwoman, Poison Ivy und Harley Quinn der Täterschaft, obwohl diese zeitweilig wertvolle Mitglieder der Birds of Prey waren, und auch Batwomans Gruppe, die helfen will, ist voller Misstrauen. Dann schließt sich dem bunt zusammengewürfelten Männerrettungsteam noch Wonder Woman an, und sogar Lois Lane darf mitmischen.

Man hat den Eindruck, dass es hier weniger um eine spannende Story als um ein Aufeinandertreffen namhafter Frauen-Charaktere geht, die überwiegend, aber nicht ausschließlich in Gotham aktiv sind. Letztendlich haben alle, indem sie am selben Strang ziehen, einen kleinen Anteil am Geschehen, doch wirklich einbringen können sie sich in den wenigen ihnen gewidmeten Szenen nicht. Es gibt auch keine wirkliche Interaktion, wie sie für die drei Hauptfiguren charakteristisch ist.

Thematisch greift der Mini-Story-Arc die „Me too“- und „toxische alte weiße Männer“-Kampagnen auf, denn es geht pauschal um Gewalt, ausgeübt von (weißen) Männern, die ausgelöscht werden sollen, damit Frauen sich nicht mehr fürchten müssen und Gotham wieder ein lebenswerter Ort werden kann. Wer sich unter den Kampagnen nichts vorzustellen vermag, findet unter diesen Begriffen entsprechende Einträge.

Die Kurzfassung: Unter „Me too“ versuchen Frauen (und Männer) die Öffentlichkeit für Fälle von sexueller Belästigung und Vergewaltigung zu sensibilisieren. Längst schießt die Kampagne über das Ziel hinaus, so dass bereits ein harmloses Kompliment als sexuelle Belästigung gewertet werden kann. Kritiker werfen den Aktivisten daher vor, dass sie durch Lappalien den echten Opfern von Belästigung und Gewalt schaden, deren Aussagen nun oftmals angezweifelt werden. Damit Hand in Hand geht der Kampf gegen die „alten weißen Männer“, denen die ‚Genderistas‘ die Schuld am Leid der Frauen und dem der ganzen Welt geben, trotzdem sie selbst die Nutzer des heutigen Wohlstands sind, welcher deren Leistungen (und der der ‚alten weißen Frauen‘) in Forschung und Technik zu verdanken ist. Die Autorinnen stoßen allerdings nicht in dieses Kampagnen-Horn, sondern stellen richtig, dass nicht jeder Mann aufgrund seines Geschlechts automatisch ein Frauenfeind ist und die Gefahr vielmehr von Einzelfällen ausgeht. Männer sind ein genauso wichtiger Bestandteil der Bevölkerung wie Frauen, und die Mehrheit von ihnen ist nicht gewalttätig - hier im Comic sind die Männer außerdem dankbar, weil jene Frauen, die das genau so sehen, sich schützend vor ihre Angehörigen und Bekannten stellten, um die durchgeknallten ‚Töchter Gothams‘ - ideologisch verblendete Frauen und Mitläuferinnen - an einem Massenmord zu hindern.

In „Der Kreis schließt sich“ beschafft sich Batgirl/Oracle auf illegale Weise Informationen, um Verbrechen zu verhindern, bevor sie ausgeführt werden können. Batgirl weiht ihre Kameradinnen nicht ein, da sie meint, dass es reicht, wenn sie ‚im Dunkeln arbeitet‘ und die anderen ‚im Licht sicher sind‘. Das rächt sich prompt, denn Calculator will nun um jeden Preis Oracles Identität herausfinden, um sie auszuschalten. Ein Mensch stirbt, was vielleicht hätte vermieden werden können, wenn sich Batgirl ihrer selbst nicht so sicher gewesen wäre, und andere geraten ebenfalls in Gefahr. Notgedrungen und von Schuldgefühlen geplagt beichtet Batgirl, was sie getan hat, aber das Vertrauensverhältnis ist bereits gestört. Nun zeigen Huntress und Black Canary mit dem Finger auf sie, obwohl sie selber nicht alles offenlegen: Calculator kidnappt Huntress‘ Mutter, die gerade eine Strafe im Gefängnis absitzt, und Huntress weiß nicht, ob ihre Mutter gezwungen wird, für den Feind zu arbeiten, oder wieder in alte Muster zurückgefallen ist. Black Canary fürchtet, dass sie ihren Schrei nicht kontrollieren kann und hält sich zurück, wodurch sie in einer Krise zu einer unzuverlässigen Partnerin wird.

Obschon die drei Freundinnen sind und sich bei Missionen stets aufeinander verlassen konnten, reichen eine falsche Entscheidung und eine unglückliche Ereigniskette, um das Band zu durchtrennen, statt dass alle reinen Tisch machen. Das erinnert wieder an „Männergrippe“, als die Birds of Prey ihren Verbündeten, die sich nach ihrer Schurkenzeit meist in einer Grauzone bewegen, durch ihr Misstrauen vor den Kopf stoßen. Tatsächlich gehen Catwoman, Harley Quinn und Poison Ivy mit diesem Affront ungezwungener um als jetzt die Heldinnen mit den bekleckerten weißen Westen. Trotzdem haben sie keine andere Wahl, als ihre Differenzen zu überwinden, um am Leben zu bleiben und andere zu retten.

Die Autorinnen haben sich bei der Themenwahl fraglos etwas gedacht, aber ihre Kritik ist, in Hinblick auf die Shitstorms, die schnell über jeden hereinbrechen können, verhalten und geht in Storys unter, die mehr bringen wollten und könnten, als in drei beziehungsweise vier Episoden Platz war.

Auch die mitunter comichaften Zeichnungen, obgleich bloß zwei recht homogene Teams am Werk waren, sind Geschmackssache und reichen nicht an die Mehrheit der Cover-Illustrationen heran. Allerdings weisen auch diese Unterschiede auf, denn man hat mehrere Künstler verpflichtet, so dass die Darstellung der Protagonistinnen uneinheitlich ausfällt, ja, sie sogar kindlich aussehen lässt (US-Heft 16).

In der Summe kommt man daher zum Schluss, es war gut gemeint und doch irgendwie nicht so aufgegangen, wie es die Autorinnen wahrscheinlich gern gehabt hätten. Vielleicht beim nächsten Neustart wieder.