Punisher 1 (Comic)

Marc Guggenheim, Nathan Edmondson
Punisher 1
(The Trial of the Punisher 1+2 + Punisher (2014) 1-6, 2013/2014)
Übersetzung: Carolin Hidalgo
Titelbild: Salvador Larroca
Zeichnungen: Leinil Yu, Mico Suayan, Mitch Gerads
Panini, 2014, Paperback, 180 Seiten, 16,99 EUR

Rezension von Elmar Huber

„Der Punisher vor Gericht“:
In einer x-beliebigen Polizeistation in New York City stellt sich der Punisher Frank Castle für den Mord an dem stellvertretenden Staatsanwalt Alex Shapiro. Er wird sofort inhaftiert und vor Gericht gestellt. Ihm zur Seite steht die Pflichtverteidigerin Lisa Santos, in der er eine Verbündete im Geiste erkennt.

„Memento Mori“:
Frank Castle ist in Los Angeles einem Drogenkartell auf der Spur, das außerdem über chemische Waffen verfügt. Er verfolgt den Weg der Organisation von Mexiko nach L.A.. Doch mit Electro stellt sich ihm plötzlich ein unerwarteter Gegner in den Weg.


Den ersten sechs Bänden der fortlaufenden „Marvel Now! Punisher“-Serie vorangestellt ist hier der Two-Shot „Der Punisher vor Gericht“, der Frank in bewährter Form zeigt. Natürlich ist seine selbstgewählte Inhaftierung Teil eines größeren Plans. Inklusive ‚Gaststar‘ Matt Murdock.

Der Zweiteiler gefällt inhaltlich durch das Zusammenspiel von Frank Castle und seiner Pflichtverteidigerin, die nach und nach anfängt, diesem kaltblütigen Mörder zu vertrauen. Optisch überzeugen Leinil Francis Yus und Mico Suayans Bilder, die an Mark Texeiras ‚Gemälde‘ erinnern. Dazu spielen die Zeichner öfter mit den Panelgrenzen und brechen diese auf, indem man Personen eines Panels nicht abschneidet, sondern einfach in ein anderes Panel hineinragen lässt.

Anschließend sammelt das Paperback die ersten sechs Ausgaben der neuen „Punisher“-Serie. Der Neustart erfolgt örtlich in Los Angeles, wo man sich als Leser zunächst angesichts der offenbar bereits etablierten Kontakte Frank Castles etwas überfahren fühlt. Später erfährt man, dass Frank fünf Monate zuvor die Spuren eines Kartells von New York nach Mexiko verfolgt hat. Der Weg führte ihn weiter nach Los Angeles, wo er schließlich hängenblieb, denn auch die Stadt der Engel hat die Dienste des Punishers bitter nötig. Die unteren Ränge der Polizei sind dabei gar nicht unglücklich über das Auftauchen des selbsternannten Rächers.

So scheint bis auf den Ortswechsel zunächst alles beim Alten zu sein. In bewährter Art nimmt Frank Castle einschlägig bekannte Kartell-Laufbuschen hoch und arbeitet sich mit seinen etablierten Methoden zur Quelle der Drogen und Waffen vor. Eine neue Dimension erhält die Geschichte jedoch durch den geplanten Einsatz von Chemiewaffen, mit denen das Kartell Dos Soles die komplette Stadt in die Knie zwingen will. Als Unterstützung haben sich die Gangster die Dienste von Spider-Mans Erzfeind Electro gesichert. Außerdem sitzt Frank Castle im Dienst eines noch unbekannten Auftraggebers eine geheime und experimentell ausgerüstete Spezialeinheit namens Howling Commandos im Nacken.

Frank Castle sagt selbst im Lauf der Handlung, dass er für die Schurken ‚dazwischen‘ zuständig ist, denen die Polizei nicht beikommt, die jedoch für die richtigen Superhelden uninteressant sind. Nun taucht hier plötzlich der Superschurke Electro auf, dessen Beteiligung unterm Strich ohne weitere Bedeutung ist. Als weit interessanter erweisen sich die Nebenhandlungen, die hier begonnen werden. Eine Polizistin wird durch die erfolgreichen tödlichen Selbstjustiz-Aktionen des Punishers regelrecht angefixt, es ihm gleich zu tun. Hier steckt durchaus Potential drin, und dieser Ansatz sollte weiter verfolgt werden.

Der neue Zeichner Mitch Gerads ist ein recht unbeschriebenes Blatt, verfügt aber über einen bemerkenswerten Stil, der etwas an Goran Parlov erinnert. Auffällig ist das gelungene Spiel mit den streng abgegrenzten Panels.

Ein Neustart, der etwas zwiespältige Gefühle zurücklässt, da auch im sonnigen Kalifornien für den Punisher grundsätzlich alles beim Alten bleibt.