J. R. Ward: Der Spion - Black Dagger 32 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 13. April 2019 20:20

J. R. Ward
Der Spion
Black Dagger 32
(The Thief, Part 2)
Übersetzung: Corinna Vierkant
Heyne, 2019, Taschenbuch, 320 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-453-31930-1 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Seitdem die Jungfrau der Schrift, die Göttin der Black Dagger und der Vampire, nicht mehr ist, fehlt etwas. Das bekommt insbesondere Vishous, der Sohn der Jungfrau, zu spüren. So sehr er seine Mutter auch abgelehnt, ja zeitweise gehasst hat, jetzt ist da, wo er sie bislang immer als letztlich doch beruhigende Präsenz gespürt hat, nichts mehr.
Dass seine Shellan ganz in ihrer Arbeit als Ärztin für die Vampire aufgeht hat dazu geführt, dass sich das Paar einander entfremdet hat. Nach einer für beide schwierigen Zeit kommen sie sich wieder näher.
Dass in die Schatzkammer der Jungfrau eingebrochen und ein uraltes, magisches Buch entwendet wurde bemerkt Vishous am Rande eines Besuchs, misst dem Tatbestand aber zunächst keine große Bedeutung bei. Dass Throe, ein Vampir aus der alten Welt, mittels eines dunklen Pakts mit dem Wissen aus jenem Buch Schattenwesen geschaffen hat, die Vampire scheinbar mühelos besiegen können, erkennen er und seine Brüder fast zu spät, um das Unheil noch aufhalten zu können.
Der zwielichtige Vampir und Drogenhändler Assail steht im zweiten Handlungsstrang im Zentrum des Geschehens. Sein kalter Entzug hatte ihn ins Koma driften lassen, sein Tod schien nicht aufzuhalten. Seine beiden Cousins ahnen, dass nur ein Mensch ihm helfen kann, die Einbrecherin Sola Morte. Zwar gelingt es Sola ihren Mann fürs Grobe zu retten, doch da meldet sich neues Unheil in Gestalt einer südamerikanischen Drogenbaronin, die den Mord an ihren Brüdern rächen will…
Auf J. R. Ward ist Verlass, seit Jahren liefert sie ihren Leserinnen - tatsächlich wird die Reihe vornehmlich von Frauen goutiert - Band für Band eine Mischung aus plakativem, etwas anrüchigem Sex, packenden Kämpfen der Dagger gegen ihre Gegner, ein wenig politischen Verwicklungen und jeder Menge Gefühle.
Vorliegend erwartet den Leser wie gewohnt ein für die Übersetzung aufgeteilter Plot, der diesen Vorgaben folgt.
Die Handelnden sind uns inzwischen leidlich bekannt, wobei Ward immer wieder neue Figuren einführt, um sich hier letztlich nicht totzulaufen.
Interessant in diesem Band sicherlich die Schwester der beiden menschlichen Drogendealer. Mit südamerikanischem Temperament ausgestattet, genießt sie zum einen die Freiheit, die ihr die Ermordung ihrer Brüder beschert, die Chance, das Familienunternehmen Drogenhandel zu übernehmen, ist aber auch bemüht, für den Tod ihrer ungeliebten Brüder Rache zu nehmen. Dieser Zwiespalt wurde von der Autorin mustergültig herausgearbeitet.
Throe als neuer Antagonist der Dagger, selbst ein Vampir mit großen Plänen und Ambitionen, ist dagegen etwas einseitig gezeichnet. Hier hätte ich mir ein wenig mehr an glaubwürdiger Motivation aber auch an Hintergrund gewünscht.
Insgesamt aber bietet auch vorliegender Band - zusammen mit seinem Vorgänger - wieder eine gelungene Mischung der Ward’schen Art. Fans werden voll auf ihre Kosten kommen, Neulesern aber wird der Einstieg angesichts vieler Reminiszenzen allerdings doch schwer fallen.