Michael Marrak: Quo Vadis, Armageddon? (Buch)

Michael Marrak
Quo Vadis, Armageddon?
Titelbild: Michael Hutter
Memoranda, 2019, Paperback mit Klappenbroschur, 338 Seiten, 18,00 EUR, ISBN 978-3-946503-98-9 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Michael Marrak ist - leider - kein Autor, der viel veröffentlicht. Dafür aber ist die Reihe an Auszeichnungen, mit denen seine Werke bedacht wurden, mehr als ansehnlich.

So erhielt er im Jahr 1999 den SFCD-Literaturpreis für „Die Stille nach dem Ton“ als Beste Kurzgeschichte, im Jahr 2000 für seine Kurzgeschichte „Wiedergänger“ den Deutschen Science Fiction Preis und den Deutschen Phantastik Preis in der Kategorie Beste deutsche Erzählung sowie den Deutschen Phantastik Preis für „Der Agnostische Saal 2“ als beste Original-Anthologie.

Spätestens mit seinem 2001 mit dem Kurd Laßwitz Preis und dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichneten Roman „Lord Gamma“ wurde er auch einem breiteren Publikum bekannt.

Im Jahr 2003 folgte der Kurd Laßwitz Preis für seinen Roman „Imagon“, sowie den Deutschen Phantastik Preis für „Numinos“ als beste Kurzgeschichte.

Dass er nicht nur im Bereich der schreibenden Kunst überzeugen kann bewies er 2005 mit seinem Titelbild zu „phantastisch!“ 15, das in der Kategorie Beste Illustration im Bereich Science Fiction mit dem Kurd Laßwitz Preis ausgezeichnet.

Seine Erzählung „Coen Sloterdykes diametral levitierendes Chronoversum“ wurde als beste deutschsprachige SF-Erzählung für den Kurd Laßwitz Preis 2014 ausgewählt.

Letztes Jahr schließlich erhielt er für seinen Roman „Kanon der mechanischen Seelen“ sowohl den Seraph als auch den Kurd Laßwitz Preis.


Insoweit war vorliegende Kollektion lange überfällig.

In diesem von Hardy Kettlitz zusammengestellten Band, der als Band 1 von 2 die besten Erzählungen Michael Marraks dem Leser wieder oder erstmals zugänglich machen soll, sind neun Preziosen Marraks enthalten.

Nun weiß der kundige Leser Marraks, dass dessen Geschichten, gleich in welche Form er diese gegossen hat, immer abseits des Mainstream angesiedelt sind. Wer hier also hundertfach wiedergekäutes Space-Opera-Gemisch sucht, der soll lieber die Hände vom Buch lassen.

Marrak unterhält - anders. Surreal kommen die Geschichten daher, tiefgründig und nachdenklich ob der zugrunde liegenden Ideen.

Auch auffallend, dass er sich immer wieder mit dem Thema des Schöpfers respektive Gott in mannigfaltigen Ausführungen auseinandersetzt. Dabei geht er wahrlich ungewohnte Wege. Hier zeichnet er beileibe nicht ein gütiges Überwesen, sondern eher einen gestressten Arbeiter oder ein seine Programmierung abarbeitendes Programm, das auf das Individuum keine Rücksicht nimmt, das keine Empathie, keinerlei Mitgefühl zeigt oder Trost für den Menschen bereit hält.


Es sind Geschichten, die sich nicht einfach des Vergnügens und der Ablenkung wegen runterlesen lassen. Es sind Erzählungen, die etwas aussagen über den Verfasser, seine Gedanken, seine Ängste und Hoffnungen aber auch über die Welt, in der wir leben. Verklausuliert nimmt sich der Autor vieler Probleme, Perversionen und Merkwürdigkeiten unserer modernen Zeit an, stimmt den Rezipienten nachdenklich, fordert diesen auf mitzudenken und sich selbst zu positionieren.

Insoweit beweist dieser erste Teil der gesammelten Geschichten Marraks nur noch einmal ebenso eindringlich wie eindeutig, was für ein begnadeter Erzähler Marrak ist, wie viel er auszusagen hat und wie fordernd er seine Leser unterhält.