B.U.A.P.: Die Froschplage 1 (Comic)

Mike Mignola, Guy Davies
B.U.A.P.: Die Froschplage 1
(B.R.P.D.: Plague of Frogs, Vol 1, 2004/2019)
Titelbild und Zeichnungen:Geoff Johns, Cameron Steward, Scott Kolins u.a.
Übersetzung: Gunther Nickel Michael Grönewald, Frank Neubauer
Cross Cult, 2019, Hardcover, 408 Seiten, 40,00 EUR, ISBN 978-3-95981-899-5

Rezension von Christel Scheja

Als Mike Mignola Hellboy erstmals auftreten ließ, brachte er seinen Höllenjungen in Verbindung mit einer streng geheimen Regierungsorganisation, die immer dann eingriff, wenn die Geschehnisse sich nicht mit dem gesunden Menschenverstand erklären ließen. Allerdings merkte der Künstler schnell, dass dieses starre Gerüst ihn und seine Figur einengte, deshalb ließ er Hellboy weiter ziehen.

Allerdings fand Guy Davis es viel zu schade, das B.U.A.P. untergehen zu lassen. Deshalb wagten er und andere den Versuch, das ursprüngliche Team um Hellboy herum alleine agieren zu lassen  was nicht nur durch die epische Saga um „Die Froschplage“ zu einem vollen Erfolg wurde.

Um die Geschichte und all die Werke, die locker zu diesem Themen-Komplex gehören noch einmal in chronologischer Reihenfolge zu präsentieren, erscheint nun eine vierbändige Sammelband-Ausgabe beim amerikanischen Verlag Dark Horse. Cross Cult greift diese auf und präsentiert so auch dem deutschen Leser erstmals einige kleinere Geschichten, die bisher hierzulande noch nie erschienen sind.


Nach dem Weggang von Hellboy hat vor allem Abe Sapien daran zu knabbern, dass seine Vorgesetzten die Richtlinien verschärft haben, nun da ihm die Leitung obliegt und er die Scherben zusammenkehren muss, die von beiden Seiten hinterlassen wurden. Auch er überlegt, die Behörde zu verlassen, denn es passt ihm nicht, was sie Roger angetan haben, der Neue im Team ist ihm fremd und Liz Sherman noch immer verschollen.

Dann aber erreicht ihn ein Hilferuf aus einem abgelegenen Kloster im Himalaja. Sie finden dort nicht nur menschliche Leichen vor, sondern auch die leblose Liz und nicht zuletzt Anzeichen eines viel schlimmeren Grauens, das langsam aber sicher zu erwachen scheint, müssen sie doch gegen eine Art von Froschmenschen kämpfen.

Und das sind nicht die einzigen Spuren und Anzeichen, dass eine dunkle Macht aus ferner Vorzeit zurückzukehren droht. Denn in der Folge häufen sich grauenvolle Entdeckungen.


Daneben setzen sich die Agenten aber auch mit ganz „normalen“ übersinnlichen Fällen auseinader, die einen weitaus menschlicheren Ursprung haben. Dabei stellt sich heraus, dass die Heimsuchung durch Schlamm-Monster und Haie oft genug etwas anderes sind als das reine Böse, und auch eine Art Hilfeschrei verlorener Seelen, denen mehr als Unrecht getan wurde.

Dazu kommen die ganz persönlichen Sorgen der Figuren, die nach dem Weggang von Hellboy merken, dass ihnen das Herz der Gemeinschaft fehlt. Außerdem sind sie noch nicht wirklich zu einem Team zusammengewachsen, denn zwischen den Meisten besteht noch eine Art von Misstrauen. Kaum einer weiß etwas über den anderen, die Vergangenheit von einigen ist völlig unklar, wie die von Abe Sapien.

Die Künstler nutzen die Gelegenheit, in die routinemäßigen Missionen der Agenten auch immer wieder sehr persönliche Momente einzubauen, in denen man mehr über den Hintergrund und die ganz eigenen Ängste der Helden erfährt - etwas, das in den „Hellboy“-Comics etwas zu kurz kam. Anders als dort bekommt auch hier jede der zentralen Figuren ihren Moment in dem sie glänzen darf, die Helden stehen gleichberechtigt nebeneinander und schaffen es zu Beginn der Froschplage, zusammenzuwachsen.

Die dunkle Bedrohung aus ferner Vorzeit selbst ist natürlich ungeniert an den Cthulhu-Mythos von H. P. Lovecraft angelehnt, ohne diesen jedoch schamlos zu kopieren. Die Autoren und Künstler sind tatsächlich in der Lage, die volkstümlichen Mythen, die sie nutzen, eigenständig zu interpretieren und dabei mit vielen eigenen Ideen zu verbinden.

Und dabei lassen sie auch die Action-Fans nicht außen vor, denn die Schrecken sind nicht unbedingt subtil, sondern sehr handfeste und manchmal auch mörderische Bedrohungen - ohne das man es dabei jedoch mit Grausamkeit und Gewalt übertreibt. Auch die schlimmsten Schrecken werden so in Szene gesetzt, dass man sich zwar gruselt und manchmal sogar ekelt, aber dennoch kein Schock zurückbleibt.

Die Helden der B.U.A.P. gewinnen durch diese Saga Profil und werden zu Figuren, mit denen man fühlt und leidet, deren Schicksal und Abenteuer man genauso gerne weiterverfolgt wie bei „Hellboy“. Denn sie hinterlassen durch ihre komplexen Charaktere fast schon mehr Eindruck als der gegenüber ihnen fast schon einfach gestrickte Höllenjunge
.
Die Zusammenstellung ist jedenfalls mehr als gelungen und die Einbindung von bisher in Deutschland noch nicht erschienenen Geschichten auch für Fans sicherlich einen weiteren Blick wert

„B.U.A.P.: Die Froschplage“ 1 erhält eine klare Kaufempfehlung, denn Aufmachung und Zusammenstellung stimmen genauso wie die Geschichte, die schon im Auftaktband deutlich macht, wie komplex die ganze Saga werden wird. In dieser Geschichte dürften die Künstler alle Register ziehen, sowohl was die Action, die Phantasie als auch die Ausarbeitung der Charaktere betrifft. Und der Band beweist, dass auch die Sidekicks eines Helden durchaus zu Figuren mit starkem eigenem Profil werden können.