James Corey: Persepolis erhebt sich - The Expanse 7 (Buch)

James Corey
Persepolis erhebt sich
The Expanse 7
(Persepolis Rising)
Übersetzung: Jürgen Langowski
Titelbild: Daniel Dociu
Heyne, 2019, Paperback, 638 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-453-31942-4 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Das Protomolekül hat der Menschheit die Galaxis erschlossen. Nur mit Hilfe der von einer vernichteten Hochzivilisation erschaffenen Tore war und ist es möglich, andere Sonnensysteme zu erreichen und die dortigen Welten zu besiedeln.

Vor drei Jahrzehnten floh Hochkonsul Duarte mit einer Flotte von marsianischen Raumschiffen die er entwendet hatte, ins Laconia-System. Hier, abseits der restlichen Menschheit und abgeschottet gegen die Flotten von Erde und Mars, entwickelte er mittels Protomolekül-Technologie gigantische, nie gesehene Raumschiffe und setzte sich als unsterblichen Despoten über den Planeten ein.

Jetzt, nachdem er seine Macht konsolidiert und neue Technologien entwickelt hat, wagt er den nächsten Schritt. Seine Schiffe erobern die Medina-Station der langsamen Zone und sichern ihm so den Zugang zu den menschlichen Kolonien.

Als Nächstes entsendet er seine Schlachtschiffe ins Sol-System, die Wiege der Menschheit soll erobert und seinem Reich angegliedert werden.

Dass die Crew der „Rosinante“ bei der Eroberung der Station gerade auf Medina weilt, erweist sich einmal mehr als bedeutsam. Zwar haben Holden und Naomi die „Rosinante“ verlassen und Bobbie als Kapitän eingesetzt, doch wie immer, wenn es hoch hergeht, steht die Crew, gleich ob aktiv oder ausgemustert, mittendrin im Konflikt.

Dann aber tauchen mysteriöse Energiekugeln auf - sind die Feinde der Protomolekül-Zivilisation den Menschen auf der Spur?


James Corey, um bei dem Pseudonym der beiden beteiligten Autoren zu bleiben, sind zwei Verfasser, die ihre Handlung seit Beginn der Reihe mit Realität hinterfüttert. Bei ihnen sind die Menschen borniert, überheblich und verletzbar, der Zufall spielt immer eine Rolle und persönliche Animositäten haben ihre Auswirkungen auf die große Politik. So ist es wenig verwunderlich, dass sie auch vorliegend ihre Leser mit einer sehr wirklichkeitsnahen Handlung verblüfft.

Die „Rosinante“ und ihre Crew sind gealtert. Graue Schläfen, eine gewissen Müdigkeit hat die Crew heimgesucht, das Schiff selbst ist auch nicht mehr unbedingt taufrisch.

So erwartet den Rezipienten keine in Glanz und Gloria verklärte Rebellion der freiheitsliebenden Bürger gegen die militanten Eroberer, Corey richtet seinen Fokus immer auf die Menschen. Und hier zeichnet er die Laconier ebenso glaubwürdig wie die Terroristen, die sich der Rebellion anschließen oder die Politiker. Dabei baut er immer wieder kleine Geschichten in die große Tagespolitik und die dramatische Eroberung ein, macht uns so seine Figuren begreifbar und sympathisch. Das führt dazu, dass wir uns in die Antagonisten genausogut hineinversetzen können, wie in unsere Crew, die auch nicht immer wirklich glänzt.

Reibereien, tragische Erkrankungen, Aggressionen, Neid und einen Verlust müssen sie dieses Mal überstehen, bevor der Roman mit einem wahren Cliffhanger abbricht.

Eigentlich war die Reihe einmal auf 6 Bände ausgelegt, jetzt sprechen die Autoren von insgesamt neun Titeln, die sie anpeilen - sicherlich hat die geniale Verfilmung und der große Publikumszuspruch sowohl was die TV-Serie als auch was die Bücher anbetrifft hier zur Entscheidung beigetragen.

Überraschend da dann eher, dass die Autoren nicht nur eine logische Fortentwicklung ihres Serien-Kosmos' aus dem Hut zaubern, sondern auch bestens dramatisch wie temporeich unterhalten. So muss, so geht Science Fiction heutzutage.