Superman: Der Mann aus Stahl (Comic)

Brian Michael Bendis
Superman: Der Mann aus Stahl
(DC Nation 0, The Man of Steel 1-6, 2018)
Übersetzung: Christian Heiß
Titelbild: Ivan Reis
Zeichnungen- José Luis Garćia-López, Ivan Reis, Ryan Sook u.a.
Panini, 2019, Paperback mit Klappenbroschur, 188 Seiten, 18,99 EUR, ISBN 978-3-7416-1157-5

Rezension von Elmar Huber

Vor Kryptons Vernichtung: Rogol Zaar, die Kriegsbestie des Galaktischen Zirkels, vertritt die Meinung, dass der Wissens- und Forschungsdrang der Kryptonier über kurz oder lang zur Expansion und damit zur Unterjochung und Plünderung anderer Welten führen wird. Nur durch die rigorose Ausmerzung Kryptons können unzählige Planeten und Zivilisationen vor diesem Schicksal bewahrt werden.

Gegenwart: Auf der Erde ahnt Superman nichts von diesem Ereignis aus der Vergangenheit, und das größte Problem Metropolis‘ scheint derzeit ein Serienbrandstifter zu sein. Ein privates Problem im Hause Kent und Redaktionsgespräch beim „Daily Planet“ ist außerdem Lois Lane urplötzliches Verschwinden.

Durch Zufall erfährt Rogol Zaar, dass es einen Überlebenden von Krypton gibt. Er nimmt Kal Els Spur auf, zerstört die Festung der Einsamkeit und stellt Superman mitten in Metropolis.


Die sechsteilige Miniserie „Der Mann aus Stahl“ - die Titelanalogie zu John Byrnes und Dick Giordanos Superman-Miniserie nach „Crisis On Infinite Earths“ ist beabsichtigt - bildet den Prolog zur neuen „Superman“-Serie, die von Star-Autor Brian Michael Bendis („Jessica Jones“) geschrieben wird. Eines der Highlights der Comicsaison 2018. Der Autor ist bekannt dafür, in seinen Geschichten ziemlich flott ein Mysterium aufzubauen, das nach und nach gelöst werden muss; auf dem Weg dorthin streut er gern noch einige ‚WTF‘-Momente.

So geschieht dies auch in „Der Mann aus Stahl“. Zwei Themen beschäftigen Superman und auch den Leser, denn ziemlich schnell liest man zwischen den Zeilen, dass es mit dem rätselhaften Serienbrandstifter eine besondere Bewandtnis haben muss. Auch Lois Lanes Verschwinden beschäftigt Clark Kents Redaktionskollegen mehr als ihren Mann selbst; durch einige phantastisch platzierte Flashbacks, verteilt über den kompletten Sechsteiler, erfährt man, wie es dazu kam.

Eine vordergründig weit größere Gefahr geht jedoch von der neuen Figur Rogol Zaar aus, die zwar plötzlich über Superman kommt, wie einst Doomsday (auch optisch besteht eine gewisse Ähnlichkeit), doch bei näherer Betrachtung nicht rein ‚böse‘ ist. Indem Bendis eine ‚neue‘ Figur aus Supermans - oder besser: Kryptons Vergangenheit - einführt, wandelt er auf den Spuren von Kollege Scott Snyder, der die Batman-Historie auf diese Art schon deutlich erweitert hat. Weitere frische Figuren sind die Feuerwehrfrau Melody Moore - zwischen ihr und Superman sprühen gehörig die Funken - und die kürzlich eingestellte „Planet“-Kollegin Robinson Goode, die zwar nur im Prolog auftaucht, aber eine geheime Agenda verfolgt.

Inklusive des Prologs (aus „DC Nation“ 0) sind hier ganze 9 Zeichner am Werk, von Jason Fabok („Batman - The Dark Knight“), der die Flashback-Szenen realisiert hat, bis Adam Hughes („Before Watchmen: Dr. Manhatten“). Möglicherweise ist das der wöchentlichen Erscheinungsweise geschuldet, wird jedoch, anders als bei „Batman Eternal“ oder „Batman & Robin Eternal“, nicht als störend wahrgenommen. Viel eher unterstreichen die diversen Künstler noch das Wechselbad der Stimmungen, die auf Superman und den Leser einstürzen.

Insgesamt jongliert Brian Michael Bendis hier einen ganzen Fächer von Storylines, Emotionen und Figuren, ohne dass ihm der Plot entgleist. Ganz im Gegenteil, trotz vieler Fixpunkte und einer schnellen Abfolge großer Kampf- und ‚kleiner‘ privater Szenen wirkt „Der Mann aus Stahl“ erstaunlich kompakt. Chapeau, Mr. Bendis. Nur das „JLA“-Covermotiv erhält ein ‚Thema verfehlt‘.

Großartiger ‚Neustart‘. Brian Michale Bendis baut eine komplexe Story auf und bringt damit spürbar frischen Wind nach Metropolis.