Richard Schwartz: Monsterjäger - Die Eisraben-Chroniken 2 (Buch)

Richard Schwartz
Monsterjäger
Die Eisraben-Chroniken 2
Titelbild: Uwe Jarling
Piper, 2019, Paperback, 518 Seiten, 17,00 EUR, ISBN 978-3-492-70533-2 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Alexandra McInness schrieb sich schon in jungen Jahren bei der US Army ein. In Kampfeinsätzen überall auf der Welt war sie für Uncle Sam unterwegs, riskierte ihre Gesundheit und ihr Leben. Dass ein Autounfall dann selbiges fast zum Erlöschen brachte, war ein Witz des Schicksals. Querschnittsgelähmt vegetierte sie vor sich hin - bis ihr ein unwiderstehliches Angebot gemacht wurde. Ihr Körper würde über Monate mittels eine revolutionären Heilmethode regeneriert, ihr Bewusstsein so lange in eine durch Quantencomputer simulierte, Fantasy-Welt transferiert.

Als Herzogin von Arensvelt soll sie das von ihrer bösen Zwillingsschwester verfluchte Land befreien und zu Frieden und Wohlstand führen. Dass ihre alten Kumpel, mit denen sie unzählige Einsätze geflogen war, mit von der Partie sind, erleichtert ihr die Queste. Doch dann muss sie erkennen, dass sie weit gefährlichere Gegenspieler hat, als zunächst angenommen.

Neben dem Magistrat der Stadt scheint sie auch ein dunkler Gott im Visier zu haben - damit noch nicht genug erfährt sie, dass ihr neuronales Interface auf geheimer Alien-Technologie beruht und sie nach ihrer Genesung das erste von Menschen erbauten Raumschiff pilotieren soll.

Vorher aber gilt es zunächst, Anschläge von Assassinen, Riesenspinnen und Nekromanten zu überstehen - und das ist weit gefährlicher als zunächst gedacht.


Wir, Alt wie Jung kennen sie - die Rollenspiele. Früher, in der „guten alten Zeit“, spielte man sie gemeinsam am Couchtisch, heute wird am PC oder online auf Abenteuer gegangen. Neben den mannigfaltigen Baller-Spielen gibt es natürlich auch die klassischen Fantasy-Games.

Und genau hier setzen Autor und Verlag an. Man will den Gamern nicht einfach nur die Roman-Version eines erfolgreichen Spiels offerieren, oh nein, man versucht die Spieler mit einer Handlung in einem so nicht käuflichen Spiel und jeder Menge Verwicklungen zu ködern.

Richard Schwartz ist einer der erfolgreichsten Autoren der Piper-Fantasy-Edition. Schon seine legendäre „Askir“Reihe bot einige Rollenspiel-Ansätze, bereits der Beginn im ersten Roman wies auf die entsprechende Erfahrung des Autors aus unzähligen Abenden und Wochenenden, die er mit Freunden am Tisch verbracht hat, hin. Mit seinen Fantasy-Zyklen hat er hinreichend bewiesen, dass er packend und fesselnd wie kaum ein anderer in der Abenteuer-Fantasy zu schreiben weiß. So ist es nur folgerichtig, dass er für das Projekt LitRPG auserkoren wurde.

Nach einem Auftakt, der zunächst die Grundlagen legte, geht es vorliegend mitten hinein ins Abenteuer. Der erste Band schloss mitten in der Handlung ab, und genau hier steigt Schwartz wieder in selbige ein.

Dabei beweist er einmal mehr, dass er seine Leser bestens zu unterhalten weiß. Questen, Kämpfe, Verwicklungen und Verrat - präsentiert wird, was gut, erprobt und erfolgreich ist. Dass hier trotz der bekannten Versatzstücke keine Langeweile oder Déjà-vu-Erlebnisse aufkommen, dafür sorgt der Autor indem er mit viel augenzwinkerndem Humor, Selbstironie und Herzblut seine Stereotype abwandelt.

Stilistisch auffällig ist, dass Schwartz seinen Rollenspielern im Game sehr viele ins Deutsche übertragene Redewendungen in den Mund legt. In seinen Fantasy-Romanen war er sehr bewusst darum bemüht, seine Figuren entsprechend ihrer Zeit sprechen und sich ausdrücken zu lassen. Vorliegend bringt er nun, als Stilmittel für seine aus den USA stammenden Rollenspieler, deren Sprechweise an, während die im Spiel programmierten Figuren sich eher archaisch ausdrücken. Solche Kleinigkeiten sind sicherlich nicht weltbewegend, fallen kaum jemandem auf, untermauern den Text aber mit Realität.

Mit einem wirklich fiesen Cliffhanger schließt der Roman einmal mehr an einer Stelle, an der der Leser eigentlich unbedingt weiterschmökern will - allein, die Fortsetzung lässt noch ein wenig auf sich warten.

Der Roman beweist einmal mehr, dass Richard Schwartz zu der Crème de la Crème der deutschsprachigen Fantasy-Autoren gehört, packt er seine Leser doch vom ersten Wort an und lässt sie bis ins vorläufige Finale nicht mehr vom Wickel.