The Umbrella Academy - Neue Edition 2: Dallas (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 06. März 2019 19:09

Gerard Way
The Umbrella Academy - Neue Edition 2
Dallas
Übersetzung: Matthias Wieland
Titelbild und Zeichnungen: Gabriel Ba
Cross Cult, 2019, Hardcover, 160 Seiten, 22,00 EUR, ISBN 978-3-95981-175-0
Rezension von Christel Scheja
Nachdem „The Umbrella Academy“ die Zuschauer des Streamingdienstes Netflix in den Bann zu schlagen scheint, legt Cross Cult die schon länger vergriffenen Bände der eigenwilligen Superhelden-Serie noch einmal auf. Passend zur Leipziger Buchmesse ist auch der zweite Band, „Dallas“, erhältlich.
Sir Reginald Heargreaves ist tot. Aber er hat der Welt ein Vermächtnis hinterlassen, sieben besondere Menschen, die er in seine Familie aufgenommen hat, weil diese besondere Gaben besitzen. Sie sind zu Superhelden geworden und haben schon als Kinder oft genug die Kohlen aus dem Feuer geholt, gefährliche Superschurken besiegt und ihresgleichen ausgeschaltet, wenn die vom Weg abkamen.
Aber nun ist er tot und hat sie in einer zerrissenen Welt zurückgelassen, in der man ihnen nicht mehr traut. Währen Spaceboy zu einer Fastfood-essenden Couch-Potatoe geworden ist, versucht der zwielichtige Kraken weiterhin das Böse zu bekämpfen, Rumor hat beim letzten Kampf ihre Stimme und damit auch ihre Kräfte verloren und die „Weiße Violine“ liegt im Wachkoma, bar jeder Erinnerung und Persönlichkeit, seit sie besiegt worden ist.
Was Nummer 5 treibt weiß zunächst keiner, aber es wird umso schlimmer, als die verbliebenen Mitglieder der Umbrella Academy feststellen, das er nichts anderes plant als einen Präsidenten zu ermorden - und sie genau wissen, dass sie ihn aufhalten müssen.
Schräg, skurril und gespickt mit schwarzem Humor kommt die Serie daher, die bewusst den „American Way of Life“ und viele liebgewonnene Klischees auf die Schippe nimmt. Die Helden sind durchweg Wracks, verkommen, verbittert oder schlichtweg wahnsinnig und scheinen so eine größere Gefahr für die Menschheit als jeder andere - so denken viele Verantwortliche.
Zugleich wird ihnen auch immer wieder von unbekannten Feinden zugesetzt; sie bekommen es mit Killern zu tun, die nicht so einfach mit einem Fingerschnippen oder ein bisschen Denkarbeit auszuschalten sind. Eher im Gegenteil. Diese Feinde kennen die Schwächen der Umbrella Academy sehr genau und lieben es, einen Finger in die Wunde zu stecken.
Ein roter Faden, der sich durch die Geschichte zieht, ist die Ermordung John F. Kennedys in Dallas im November 1963. Die Handlung windet sich in großen Schlangenlinien drumherum, denn die Helden wissen nicht wirklich, wie sie ihren ehemaligen Freund stoppen können und sollen, ist er nämlich immer das Hirn in ihrer Gruppe gewesen. Deshalb ist es schon gut, ein paar Leute zu haben, die den richtigen Anstoß geben - und letztendlich noch mehr Chaos veranstalten.
In dieser Serie zählen eher die Pointen und Spitzen, der satirische Blick auf die vielen mit Superhelden verbundenen Klischees und die bitterbösen Seitenhiebe auf die moderne Gesellschaft.
Ein wenig schimmern dabei auch der viktorianische Snobismus und die Skurrilität eines Lewis Carroll im geistigen Vater der Umbrella Academy durch oder in der Ausstattung, sprich den Zeichnungen. Das „Empire“ oder die Welten und Figuren denen „Alice“ begegnete, lebt teilweisen in Heargreaves und seinen Erben fort, auch wenn diese als Erwachsene ihren eigenen, manchmal sehr schattigen Weg gehen. Aber eine gewisse Kaltschnäuzigkeit ist allen eigen.
„The Umbrella Academy“ erinnert oft an einen Drogen-Trip, in dem man sich wie Alice ins Wunderland versetzt wird, nur das auch im zweiten Band, „Dallas“, die Helden, Schurken und ihre Konfrontationen nicht kindgerecht präsentiert werden, sondern eher blutig, actionreich, satirisch überhöht und vor allem gespickt mit bitterbösem Humor. Klischees des Superhelden-Genres werden genauso gekonnt und zynisch auf die Schippe genommen wie gesellschaftliche Entwicklungen.