Mara Volkers: Die schwarze Königin (Buch)

Mara Volkers
Die schwarze Königin
Titelgestaltung von Guter Punkt, Anke Koopmann unter Verwendung von Motiven von shutterstock
Piper, 2010, Paperback, 474 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-492-26741-0

Irene Salzmann

Mara Volkers ist nur eines der vielen Pseudonyme von Ingrid Klocke, die entweder allein oder zusammen mit ihrem Mann Elmar Wohlrath vorzugsweise historische Romane schreibt. „Die schwarze Königin“ kann man den Genres Urban Fantasy und Horror zuordnen.

Die Studentin Daniela Schreitlinger wird von dem exzentrischen Maler Urban Lassky als Hausdame eingestellt. Obwohl er einige merkwürdige Gepflogenheiten hat, gewöhnt sich die junge Frau schnell ein und erledigt ihre Aufgaben zu seiner vollsten Zufriedenheit. Ihr macht die Arbeit ebenfalls Spaß – nur mit zwei von Lasskys regelmäßigen Gästen hat sie Probleme: mit dem aufdringlichen, ungehobelten Florian Mischka und der kapriziösen Schauspielerin Monique Prestl, die trotz ihrer Launen alle Männer um den kleinen Finger wickeln kann.

Zufällig belauscht Daniela ein Gespräch, in dem es um die mysteriösen Mumienmorde geht, die seit geraumer Zeit die Bewohner Wiens in Angst und Schrecken versetzen. Lassky und seine Freunde scheinen mehr zu wissen, darum folgt Daniela ihrem Arbeitgeber heimlich, als dieser ausgeht, um sich mit den anderen im Club zu treffen. Ausgerechnet von Monique wird Daniela beim Schnüffeln überrascht und in den verborgenen Raum geführt, aber sie bewahrt Ruhe, und der Eklat bleibt aus.

Erst als sie allein sind, lässt Daniela Lassky wissen, dass sie genug gehört hat und sein Geheimnis kennt: Er und die anderen sind Vampire, die sich zusammengeschlossen und strenge Regeln aufgestellt haben, damit sie unerkannt unter den Menschen leben können. Ihre Nahrung beziehen sie vom Metzger, von Blutbanken und aus anderen unverdächtigen Quellen – das Töten aus Bluthunger ist verboten. Darum sind die Wiener Vampire auch so außer sich, denn die Mumien weisen auf einen Supervampir hin, der nicht nur das Blut trinkt, sondern seinem Opfer auch die Lebenskraft aussaugt und dadurch immer mächtiger wird, immer schwerer zu kontrollieren ist und dessen enorme Gier einen üblen Einfluss auf die übrigen Vampire hat.
Daniela möchte ihren Freunden helfen und verstrickt sich dadurch immer tiefer in diese lebensgefährliche Angelegenheit. Längst ist die Feindin auf sie aufmerksam geworden. Daniela soll isoliert und getötet werden, so wie alle, die versuchen könnten, „die schwarze Königin“ aufzuhalten, deren Ziel es ist, ganz Wien zu beherrschen …

„Die schwarze Königin“ entführt in das Wien der Gegenwart, wo unterhalb der Stadt genauso wie im „Dritten Mann“ unheimliche Dinge geschehen und gefährliche Wesen hausen. Zur Identifikation wird dem Leser und mehr noch der Leserin eine selbstbewusste Studentin geboten, mit der zusammen man die Geheimnisse aufdeckt. Dabei wird aus Daniela Schreitlinger eine toughe Schützin und noch sehr viel mehr, so dass sie es mit einer Supervampirin aufnehmen kann.

Spätestens der Begriff ‚Supervampir‘ macht deutlich, dass man es mit Trash zu tun hat – und das auf der ganzen Linie. „Die schwarze Königin“ ist Futter für die Masse auf Heftroman-Niveau: Die Autorin bedient sich der gängigen Motive, die der durchschnittliche Leser mit Horror verbindet, darunter die derzeit beliebten Vampire, die ihre Blutlust beherrschen können; der verrückte Wissenschaftler/Magier, der der femme fatale = Vamp = Vampir = schwarze Königin die notwendigen Hilfsmittel vererbt; die monströsen, willenlosen Helferwesen; eine (halb) nackte Supervampirin, die sich alle Vampire untertan machen und die Menschen als Schlachtvieh halten will usw., die ihre Rollen nach sattsam bekanntem Muster erfüllen.

Die Handlung ist vorhersehbar, klischeebeladen und nur mäßig spannend. Frühzeitig ahnt man, wer die Titelfigur inmitten der Archetypen verkörpert. Die Bösen sind böse, die Guten sind gut beziehungsweise werden manipuliert und zu Untaten gezwungen. Die Romantik und „die erotischen Abgründe ihrer (Danielas) Seele“ köcheln auf Sparflamme oder sind ebensowenig vorhanden wie die „mächtigen Geheimzirkel“, die vom Klappentext versprochen werden. Man hat den Eindruck, als habe dessen Verfasser das Buch allenfalls überflogen.

Vermutlich auch nur überflogen hat der Lektor das Manuskript. Selten findet man so viele Fehler wie in diesem Band. Man möchte meinen, dass die Autorin einmal das Rechtschreibprogramm drüber laufen ließ, dass anschließend ihr Mann einige Formulierungen ausbesserte und sie, ohne vorher nachzuschauen, auf ‚alle Änderungen akzeptieren‘ klickte, denn entweder fehlen Worte, oder es gibt zu viele. Auch inhaltliche Fehler (zum Beispiel zersplittert ein Stück Glas und ist einen Moment später wieder heil) fallen auf. Obendrein wechselt die Perspektive selbst innerhalb kurzer Abschnitte sehr willkürlich zwischen den Figuren hin und her. Das großzügige Layout (sehr breite Seitenränder) gaukelt mehr Text vor, als tatsächlich vorhanden ist.

Alles in allem gehen in „Die schwarze Königin“ viele inhaltliche Schwächen mit formalen Fehlern Hand in Hand. Mag man Trash, hat man vielleicht seinen Spaß an der mitunter naiv wirkenden Geschichte, die routiniert abgespult wird. Stellt man höhere Ansprüche, sollte man besser einen anderen phantastischen Titel als Lektüre wählen, zum Beispiel „Dracas“ und „Das Herz der Nacht“ von Ulrike Schweikert, zwei Vampir-Romane, die ebenfalls in Wien spielen.