Henriette Jade: Erotische Rollenspiele für Paare (Buch)

Henriette Jade
Erotische Rollenspiele für Paare
Blue Panther Books, 2018, Hardcover, 124 Seiten, 9,90 EUR, ISBN 978-3-86277-788-4 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Was tun, wenn sich in die Partnerschaft Gewöhnung eingeschlichen hat und man das ändern möchte? Oder man etwas Neues ausprobieren mag und nicht weiß, wie man es dem anderen erklären soll, ohne ihm oder ihr das Gefühl zu vermitteln, dass der Sex bisher doch nicht so gut war, wie angenommen? Oder wie man delikatere Wünsche vorbringt, bei denen man fürchtet, der Partner könnte sie rundweg ablehnen?

Die Autorin Henriette Jade („Äpfel der Lust: Liebe und Religion“, „Pure Lust“) rät zu „Erotischen Rollenspielen“. Wie weit man bei diesen gehen möchte, dürfen die Paare natürlich selbst entscheiden - hier sollen lediglich einige Anregungen gegeben werden, um die eigene Fantasie zu beflügeln.

Selbstverständlich kann man die vorgegebenen Szenarien nachspielen oder gemäß den persönlichen Bedürfnissen abwandeln. Die Beschreibungen stellen nur eine von vielen Möglichkeiten dar, wie ein solcher Rollenspielabend verlaufen könnte.


Der Ratgeber ist nachvollziehbar aufgebaut und beginnt mit Einstiegsszenarien für Paare, die auf diesem Gebiet wenig oder keine Erfahrung haben und deren Schamgrenzen eher hoch sind.

Ihnen wird empfohlen, sich durch neue, durchaus auch weniger typische Kleidung - Dessous! -, eine andere Frisur, ein verführerisches Make-up und Parfum optisch interessant zu machen. Auf jeden Fall sollte man sich damit wohlfühlen. Dann kann das Spiel beginnen, indem man als Frau dem Partner zum Beispiel die Einkäufe vorführt und seinen Rat wünscht, ob man dieses oder jenes Teil behalten soll. An seiner Reaktion kann man erkennen, ob ihm gefällt, was er sieht, und das Weitere ergibt sich von selbst. Bleibt die gewünschte Reaktion aus, hat man sein Gesicht gewahrt, denn die Dessous hat man ohnehin für sich selbst gekauft.

Ein weiterer Tipp ist die Anschaffung eines Massage-Öls und die Einladung zu einer entspannenden Massage, aus der eine erotische werden kann. Hierbei wird man die jeweiligen Vorlieben entdecken, welche Körperstellen der Partner wie leicht oder fest und besonders gern massiert haben möchte.

Sind die ersten Hürden genommen, und man kann schon freier miteinander sprechen, dürfen auch Augenbinden und Fesseln, schließlich Sextoys ausprobiert werden.

Die weiteren Kapitel sind an Paare adressiert, die einen Schritt weitergehen und Szenarien spielen wollen, die mit ihrem Alltag wenig gemein haben. Hier beschreibt die Autorin konkret, welche Vorbereitungen und Absprachen zu treffen sind. Sie schildert die Ausgangssituation und einen möglichen Ablauf, gibt Dialoge vor und zusätzliche Tipps, um das Spiel beispielsweise noch ein wenig zu verlängern oder den Genuss zu erhöhen durch weitere Hilfsmittel.

Zu den vorgeschlagenen Spielen gehören unter anderem „Der Callboy und die Dame“, „Anleitungen einer Lehrerin“, „Nonne und Seelsorger“. Im letzteren Fall weist die Autorin darauf hin, dass dieses Thema, obschon die Kirche nicht so sexualfeindlich ist, wie mancher meinen möchte, nicht nachgespielt werden sollte, falls religiöse Gefühle verletzt werden. Die Spiele lassen sich weiter steigern, indem man sie an anderen Orten zelebriert, zum Beispiel in einem Hotel, in dem man sich als weltgewandte Businessleute ausgibt, oder in einem (Erotik-) Club, in dem man sich als „Raubkatze und Dompteur“ trifft.

Auch wenn Henriette Jade mit ihrem Buch Paare ansprechen möchte, wendet sie sich doch in erster Linie an Leserinnen, denen sie ans Herz legt, sich zu überwinden und aktiv zu werden, statt im Bett zu versauern. Von den ersten Einstiegstipps einmal abgesehen, sieht sie die Frau eher in der devoten und den Mann in der dominanten Rolle. Sie merkt dazu an, dass es die meisten Frauen genießen, sich fallen und verwöhnen zu lassen, während der Partner die Führung innehat, die dieser ohnehin lieber übernimmt.

Um die Spiele zu inszenieren, braucht man vielen Fällen keinen großen Aufwand zu betreiben. Was an Kleidung und Accessoires benötigt wird, hat man oft im Haus oder kann es für wenig Geld beschaffen. Auf die Sextoys wird nicht näher eingegangen und geraten, sich im Online-Handel umzusehen, der diskret liefert. Etwas mehr Vorbereitung ist erst bei den späteren Szenarien notwendig, wenn ein Hotel gebucht, ein Club ausgesucht und getrennt angereist werden muss.

Wichtig ist zudem, dass man alles mit Humor nimmt, wenn es zu einer Panne kommt durch das Vergessenen des Texts und man nicht schnell genug improvisieren kann. Auch sollte man den Partner aufmerksam beobachten, um keine Grenzen zu überschreiten insbesondere bei Fessel- und Züchtigungsspielen sowie beim Einsatz von Sextoys.

Man spürt, dass Henriette Jade weiß, wovon sie spricht. Einfühlsam und mit nicht zu derben Worten erklärt sie Neulingen „Erotische Rollenspiele“. Mit ihren Ratschlägen möchte sie dazu beitragen, dass Paare ihr Sexualleben vielfältiger und spannend gestalten können. Erlaubt ist, was beiden gefällt. Wer etwas Abwechslung in seine Beziehung hineinbringen möchte, wird hier vielleicht den einen oder anderen nützlichen Tipp finden.