Ekkehart Baumgartner u.a. (Hrsg.): Divine X Design - Das Kleid der Antike (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 26. Februar 2019 13:25

Ekkehart Baumgartner, Astrid Fendt, Florian S. Knauß, Elke Katharina Wittich (Hrsg.)
Divine X Design - Das Kleid der Antike
Bilingual, Übersetzung ins Englische: Rodney Batstone, Anastasia Meintani
Nünnerich-Asmus Verlag & Media, 2017, Paperback, 192 Seiten, 19,90 EUR, ISBN 978-3-945751-85-5
Rezension von Irene Salzmann
Anhand von schriftlichen Überlieferungen, Skulpturen, Abbildungen auf Reliefs, Vasen und anderen Objekten sowie Fundstücken wie Schmuck und Münzen war es möglich, sich ein recht genaues Bild von der sich wandelnden Mode in der Antike zu machen: von der Kleidung, der Frisur, dem Schmuck, der Kosmetik. Schon damals definierten sich Personen optisch gemäß ihrem Stand und Vermögen, ihrem Geschlecht und Alter, aber auch dem Anlass entsprechend.
Die Ausstellung „Divine X Design - Das Kleid der Antike“, die vom 5. April bis 8. Oktober 2017 in der Staatlichen Antikensammlung und Glyptothek München stattfand, basierte auf diesen Erkenntnissen und wird im gleichnamigen Katalog dokumentiert.
Die Idee hinter dem Projekt wirft die Frage auf, wie die Mode der Antike - Schnitte, Stoffe, Farben, Muster, Schmuck, Frisuren, Kosmetik - die heutige Mode noch beeinflusst und wieder beeinflussen kann, auch durch Abstraktion und Übertreibung. Infolgedessen haben die Studenten der AMD und ihre Betreuer nicht versucht, historische Entwürfe nachzuarbeiten, sondern diese als Quell der Inspiration für zeitgenössische Schöpfungen hinsichtlich der Materialen und Interpretationen zu nutzen.
Im Vorfeld beschäftigten sich die Beteiligten allgemein mit dem Zeitalter der Antike, der Mythologie, der Anatomie der Menschen, ihren Lebensumständen und natürlich dem Schnitt und der Drapage der Kleidungsstücke. Da so gut wie keine Textilien aus dieser Zeit erhalten sind, waren Rückschlüsse auf die Qualität und Verarbeitung der Stoffe nur mit Hilfe von erhaltenen Beschreibungen, Skulpturen und Abbildungen möglich.
Der Katalog wartet mit mehreren Artikeln verschiedener Autoren auf, die allgemein und im Detail über den Stellenwert der Kleidung in der Antike und die Message, die die Stücke sowie die Posen und die Darstellungsweise transportieren, informieren. Auch Wissenswertes über die Unterschiede der Kleidung in Hinblick auf den Status des Trägers (Götter, Menschen verschiedener sozialer Schichten, Berufskleidung und so weiter) sind enthalten, ebenso Informationen zu den Materialien, den Accessoires, den Frisuren und der Körperpflege.
Zwischen diese Texte eingebettet sind zwei Projekte. Das eine zeigt die ausgeführten Ideen der Studenten, die eine Verbindung zwischen der antiken und gegenwärtigen Mode im weiteren Sinne herstellen sollten. Zunächst werden ganzseitige Fotos des jeweiligen Kleidungsstücks am Model präsentiert, das passend zum Thema in Szene gesetzt wurde. Anschließend wird jedes Exponat in wenigen Sätzen erläutert. Genauso sind die Drapagen arrangiert. Zu sehen sind erst die ganzseitigen Fotos der Resultate am Model, dann die Vorlagen (Skulpturen), die gezeichneten Entwürfe, fertigen Stücke und nochmal ihre Wirkung am Model.
Sowohl die Abbildungen der Projekte als auch die Fotos der antiken Funde sind fast ausschließlich in Farbe und haben eine Größe von wenigstens halbem Kreditkartenformat bis einer Seite.
Manche Entwürfe sind ausgesprochen faszinierend, wie beispielsweise das Cover-Modell. Andere wirken schon etwas bizarr, aber das trifft auch auf so einige Schöpfungen namhafter Designer zu, die ihre Models mit nicht gerade alltagstauglichen, dafür umso spektakuläreren Kleidungsstücken auf den Laufsteg schicken. Allerdings ist es bei diesem Projekt auch nicht darum gegangen, anhand antiker Vorlagen Mode für Jedermann zu kreieren. Vielmehr lautete der Auftrag, sich von der Vergangenheit inspirieren zu lassen und etwas Neues zu schaffen, welches das vom Studenten gewählte Thema optisch wiedergibt. Und diesen Auftrag haben die Mitwirkenden auf interessante und beeindruckende Weise erfüllt.
„Divine X Design“ ist ein interessanter Band, der reichliche Informationen rund um das Thema „Das Kleid der Antike“ bietet und mit einer zeitgenössischen Umsetzung dieses Wissens in Wort und Bild ergänzt. Zielgruppe dieses ungewöhnlichen Titels sind in erster Linie Studenten der Altertumskunde und Modeschaffende, weniger der ‚normale‘ Museumsbesucher, historisch und modisch Interessierte. Trotz des eng abgesteckten Leserkreises: ein optisch sehr schön gestaltetes, informatives Buch.