Oskar Hoffmann: Mac Milfords Reisen im Universum (Buch)

Oskar Hoffmann
Mac Milfords Reisen im Universum
Kollektion Hoffmann 1
Verlag Dieter von Reeken, 2019, Paperback mit Klappenbroschur, 336 Seiten, 25,00 EUR, ISBN 978-3-945807-35-4

Rezension von Carsten Kuhr

Ein ebenso schrulliger wie genialer Erfinder steht im Mittelpunkt der Handlung. Im kalten Schottland hat der betagte Mac Milford sein Observatorium, und was in seinem Labor geforscht und erfunden wird, das kann sich wahrlich sehen lassen.

Mittels eines Atomistikums, neudeutsch würden wir es Transmitter nennen, kann er Materie an ferne Orte senden und dort wieder zusammensetzen. Was bei „Star Trek“ als beamen bekannt ist, das gelingt unserem gar nicht so tatterhaften Erfinder, als er einen jungen Studenten auf den Mond transferiert. Um diesen, dem später ein weiterer Diener Millfords nachfolgt, zu retten, plant unser Wissenschaftler eine Expedition.

 

An Bord eines mittels Antischwerkraft betriebenen Raumschiffs will er das Universum, sprich die Planeten des Sonnensystems, bereisen und erforschen. Zur Unterstützung sucht er mittels Anzeige einen abenteuerlustigen Gefährten  dass sich nur eine ebenso patente wie unerschrockene Studentin meldet, führt dazu, dass das gar nicht so schwache Geschlecht bei der Eroberung des Weltalls mit an Bord ist.

Die gemeinsame Reise in dem luftdicht versiegelten und mit Astronautenkost ausgestatteten Reisegefährt, bringt unsere wackeren Forscher in Kontakt mit den Seleniten, die sie aus ihrer eigenen Tyrannei befreien, und verschaffen den britischen Krone eine neue Kolonie. Danach geht es in die Weiten des Alls, in dem sie auf einem bewohnbaren Asteroiden eine sensationelle Entdeckung machen…


Wie dem informativen Vorwort zu entnehmen ist, unterlag auch Oskar Hoffmann dem Diktat des Lohnschreibers. Seine Werke wurden, vergleichbar mit den gängigen Kolportage-Romanen, in Lieferungen unter die Leser gebracht, entsprechend musste er nicht nur pünktlich dem Verlag die Fortsetzung abliefern, sondern auch die kurzen Passagen mit einem interessanten Cliffhanger abschließen und ab und an rekapitulieren, was bis dahin geschah.

Heinz J. Galle vermutet gar, dass Oskar Hoffman der Verfasser hinter der zeitlich später erschienenen Reihe um den Luftpiraten und dessen lenkbares Luftschiff gewesen sein könnte, und zeigt inhaltliche Parallelen auf.

Inhaltlich wirkt das Werk wie eine recht gelungene Mischung aus Jules Verne’schen Protagonisten mit einem - gegenüber den Büchern des Franzosen - überzeugenderen technisch-wissenschaftlichen Fundament. Allerdings ist der Ansatz mit zum einen dem Atomistikum und zum anderen dem Raumschiff in sich nicht ganz stimmig. Wenn ich mittels Atomistikum ferne Planeten problemlos erreichen kann, benötige ich eigentlich kein noch so gut durchdachtes Raumfahrzeug. Die Begegnung mit der lunaren Flora und Fauna erinnert dann wieder sehr an Verne’sche Vorgaben.

Allerdings mangelt es dem Roman ein wenig an einer wirklichen Identifikationsfigur. Keiner der handlungsrelevanten Personen ist wirkliches Heldenmaterial, in dessen Haut der Leser gerne schlüpfen mag. Dieses Manko führt zu einer gewissen Distanziertheit des Lesers gegenüber den Figuren und ihrer Erlebnisse.

Überraschend war für mich, dass sich Milford, und mit diesem der Autor, vehement gegen die Yankees positioniert, die vorliegend die Rolle des bösen Aggressors einnehmen dürfen.

In dieser Neuauflage hat der Verleger die in der gebundenen Erstausgabe noch farbig abgebildeten Zeichnungen in schwarzweiß wiedergegeben, ansonsten folgt die Ausgabe inhaltlich ganz der ersten DvR-Edition.

Wer ein gewisses Faible für Science Fiction der Wilhelminischen Ära hat, der wird hier sicherlich eine Entdeckung machen.