Die Straße nach Oz (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 06. Februar 2019 15:34

Eric Shanover
Die Straße nach Oz
(Road to Oz 1-5, 2014)
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Titelbild und Zeichnungen: SkottieYoung
Panini, 2014, Hardcover, 164 Seiten, 24,99 EUR, ISBN 978-3-95798-097-7
Rezension von Britta van den Boom
„Der Zauberer von Oz“ war eine Erfolgsserie - als Buch, als Theaterstück, als Film -, und die Comic-Adaption von Shanower und Young hat es mühelos geschafft, den bizarren Zauber der Welten von L. Frank Baum in ein neues, frisches und zeitgemäßes Medium zu übersetzen. Das beweist der fünfte Band der hochwertig aufgemachten Panini-Reihe erneut.
Dass Dorothy und das Zauberland Oz nicht voneinander loskommen, ist kein Geheimnis. Diesmal ist ihr Aufbruch dorthin wenig dramatisch: Eigentlich will sie nur einem Wanderer, dem Zottelmann, den richtigen Weg zeigen, doch die Straßen verändern sich und nehmen beide mit in das nächste Abenteuer. Sie begegnen fremdartigen Reisegefährten und führen seltsame, halb philosophische, halb leicht verrückte Gespräche, bei denen Dorothy nicht immer das freundliche oder vernünftige Element darstellt. Die Protagonisten werfen sich ihre Sätze wie Bälle zu, fangen und parieren sie mit wortgewandter Eleganz, was sich trotz aller Befremdlichkeit leicht und amüsant lesen lässt.
Wie auch in den meisten vorherigen Büchern ist „Die Straße nach Oz“ die Erzählung einer Reise. Es ist eine der Stärken von L. Frank Baum, seine Leser ins Ungewisse mitzunehmen und ihnen einzigartige Charaktere, Orte und Ereignisse wie an einer Perlenschnur zu präsentieren.
Gleichzeitig ist dies aber auch die größte Schwäche der Geschichten, die sich darauf konzentrieren, von einem Ort zum anderen zu kommen und die Zeit dazwischen mit allerlei ‚Ah!‘ und ‚Oh!‘ und wiederholten Erklärungen zu füllen. Auf diese Weise plätschert das Geschehen dahin, ohne dass es an Komplexität gewinnt.
Einige der Wesenheiten kommen eigentlich in anderen Büchern von L. Frank Baum vor und gehören nicht zur „Oz“-Reihe; sie haben hier Gastspiele, vielleicht, um das Interesse an seinen weniger bekannten Publikationen zu wecken. Das verstärkt den collagenhaften Eindruck der Geschichte noch weiter.
Als die kleine Reisegruppe endlich die Smaragdstadt erreicht, trifft Dorothy einen ganzen Schwarm von alten Freunden wieder, gefolgt von einer Parade von Ehrengästen zu Königin Ozmas Geburtstag - spätestens beim Auftauchen des Weihnachtsmannes bekommt man doch langsam den Eindruck, dass dem Autor die Geschichte zugunsten von lustigen kleinen Begegnungen und Enthüllungsepisoden entglitten ist.
Was bleibt, ist ein beeindruckendes, liebevoll in den Zeichnungen von Skottie Young und den stimmungsvollen Kolorierungen von Jean-François Beaulieu umgesetztes Kaleidoskop, dem es nicht an einem Feuerwerk an Worten und Ideen mangelt, wohl aber an erzählerischer Tiefe. Als Comic ist „Die Straße nach Oz“ somit trotzdem ein Genuss und eine schöne Fortführung der Reihe, jedoch nicht vergleichbar mit anderen Bänden, die auch inhaltlich punkten konnten.
Erwähnenswert ist noch der Bonus-Teil, bestehend aus Skizzen und Cover-Zeichnungen, sowie das traditionell informative Vorwort von Eric Shanower und ein sehr umfassendes Interview mit dem Zeichner Skottie Young, der unter anderem etwas über die Charakter-Entwicklung und den Aufbau der Comicseiten erzählt.