Daniel Loy: Die Speere Gottes (Buch)

Daniel Loy
Die Speere Gottes
Bastei Lübbe, 2014, Paperback, 528 Seiten, 15,99 EUR, ISBN 978-3-404-20776-3 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Daniel Loy entführte in „Das Schwert des Sehers“ seine Leser in das Reich Omukchar, ohne dabei viel über die Geschichte und Vergangenheit des Reiches zu verraten. Bisher fielen nur Andeutungen, nun aber wird der Hintergrund in „Die Speere Gottes“ weiter ausgebaut.


Während der Westen des Landes im Chaos versinkt, weil nicht nur der Kaiser tot ist sondern auch sein erfahrener Kanzler und die Macht in der Hand der frisch gekrönten Aruda liegt, erwacht im Osten des Landes in den verschiedenen Adelshäusern und Ritterorden das Verlangen, das Reich, das so lange gespalten war, wieder zu vereinen.

Viele rüsten sich nun zum Ritt in das Nachbarland - nur ein Mann ahnt, dass dies ein Fehler sein könnte, denn jenseits der eigenen Grenzen rühren sich plötzlich wieder die Steppentrolle. Ein Mann ist mutig genug um ihnen mit einer kleinen Streitmacht entgegen zu treten: der furchtlose Hragaud an Dantuir.


Die Figuren aus dem ersten Band haben zwar ihre kurzen Auftritte, spielen aber nicht mehr die Hauptrolle. Stattdessen wendet sich der Fokus des Autors nun einem anderen Bereich des Landes und zugleich auch viel größeren Gefahren zu. Ob das so klug war, sei dahin gestellt, zumindest werden Fantasy-Fans jetzt nicht mehr die epischen Schlachten gegen irgendwelche kruden Monster missen.

Auf der anderen Seite ziehen natürlich auch Ritter gegen das geschwächte Kaiserreich, das immer noch unter den Folgen der Verluste zu leiden hat, und es ist an einigen wenigen, das Chaos einzudämmen und durch Diplomatie Schlimmeres zu verhindern.

Die Geschichte ist diesmal weitaus kampfeslastiger, gleichzeitig werden immer wieder Geheimnisse des Landes enthüllt, die man vorher gar nicht kannte.

Ins Hintertreffen geraten dabei leider völlig die Charaktere, die noch austauschbarer und uninteressanter sind als im ersten Band. Gerade bei den Rittern des Ostens gewinnt keiner der namentlich genannten Krieger ein Profil, sie bleiben eine mehr oder weniger homogene Masse.

Immerhin kann man die Geschichte immer noch recht flüssig lesen, aber sie weiß nicht mehr zu fesseln, weil die wenigen positiven Elemente verloren sind, die den ersten Band noch ausmachten.

Leider kann „Die Speere Gottes“ das Niveau von „Das Schwert des Sehers“ nicht halten und fällt gegenüber diesem deutlich ab. Gerade einmal Action-Liebhaber werden an den epischen Schlachten ihre Freude haben, alle anderen werden sicherlich über die flache Geschichte enttäuscht sein, die wie ein Schnellschuss wirkt, der auf der „Game of Thrones“-Welle reiten möchte, aber nun mit wehenden Fahnen untergeht.