Genevieve Cogman: Die unsichtbare Bibliothek (Buch)

Genevieve Cogman
Die unsichtbare Bibliothek
Die Bibliothekare 1
(The Invisible Library)
Übersetzung: Dr. Arno Hoven
Bastei Lübbe, 2017, Taschenbuch, 428 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-404-20870-8 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Die in Nordengland lebende Autorin Genevieve Cogman interessierte sich schon in frühester Jugend für Fantasy und Sherlock Holmes, absolvierte aber als Master of Science und arbeitete zunächst in datenverarbeitenden Berufen. Mit ihrem Debüt „Die unsichtbare Bibliothek“ verzauberte sie ihre Leserschaft, so dass eine ganze Reihe über „Die Bibliothekare“ entstand.

 

Die Bibliothek liegt zwischen den Dimensionen und lagert Bücher und Wissen, die in der einen Welt verloren sind. Die Menschen, die dort arbeiten sammeln die Werke in all ihren Facetten und bringen auch die Wälzer in Sicherheit, die zu gefährlich sind, um unter den Normalsterblichen zu bleiben.

Die Magie dieses Ortes verleiht den Männern und Frauen, die dort leben und arbeiten ein wesentlich längeres Leben, vermittelt ihnen Magie und Wissen, denn mit „Der Sprache“ können sie an allen Orten Zauber wirken.

Irene Winters lebt seit sie denken kann in der Bibliothek und ist mittlerweile eine ausgebildete Jungbibliothekarin, was bedeutet, dass sie sich durch die Dimensionen bewegt und dabei so manches Buch requirieren muss, manchmal auch stehlen.

Nun, da sie schon wieder einen Auftrag hinter sich gebracht hat, wartet bereits der nächste auf sie. Zusammen mit einem noch unerfahrenen Gesellen namens Kai, soll sie in eine viktorianisch anmutende Parallelwelt reisen, um eine seltene Abschrift von „Grimms Märchen“ zu bergen. Ein Unterfangen, das einfach erscheint, es aber leider nicht ist, wie sich schon bald herausstellt, denn sie sind nicht ein einzigen, die um das Buch und seine Geheimnisse wissen.


Die Autorin liefert einen Einstieg wie aus dem Lehrbuch ab und wirft den Leser gleich in das Geschehen, so dass man sich nicht von ungefähr an eine gewisse Spielfilm-Reihe und Fernsehserie erinnert fühlt. Allerdings hat sie den Fokus und Spielraum der Helden erweitert, so dass sie sich quasi durch ein buntes Multiversum bewegen können und nicht nur auf einer Daseinsebene bewegen.

Die Bibliothek ist ideenreich und unterhaltsam geschildert, vereint Magie mit Retro-Charme und moderner Technik, so als hätte man sich dort die besten Elemente aller Welten herausgepickt. Die Handlung selbst wird mit einem Augenzwinkern in Szene gesetzt, die Heldin ist pfiffig aber nicht allwissend, ihr Begleiter mag zwar seine Geheimnisse haben, ist aber auch nicht der strahlende und kampferprobte Überheld.

Das Ganze packt sie in eine rasant erzählte Handlung, die sich aus unzähligen Abenteuergeschichten bedient aber auch vor diesen verbeugt, ohne sie jedoch zu kopieren. Humor ist immer mit dabei, verkommt aber niemals zur Albernheit, selbst Romantik darf mitschwingen, spielt aber keine große Rolle.

Die Handlung wird kurzweilig in Szene gesetzt, nicht jede Wendung ist vorhersehbar und das Ende kann sich sehen lassen. Der Roman ist in sich geschlossen, bietet aber genug Anknüpfungspunkte für eine Fortsetzung.

Auch die Figuren sind liebevoll ausgearbeitet, so dass man sich sehr schnell mit ihnen anfreunden kann und umso mehr Spaß an den Entwicklungen hat, die nach und nach den Kosmos rund um die Bibliothek erweitern.

Mit „Die unsichtbare Bibliothek“ hat Genevieve Cogman eine ebenso spannende wie unterhaltsame Geschichte geschaffen, in der die Helden nicht mit Waffen kämpfen, sondern mit Witz und Verstand, gepaart mit Wissen und sehr viel Magie. Auch der Hintergrund weiß zu begeistern, schafft er es doch, alte und neue Versatzstücke gelungen miteinander zu verbinden.