Dennis E. Taylor: Wir sind Götter (Buch)

Dennis E. Taylor
Wir sind Götter
(For we are Many, 2017)
Übersetzung: Urban Hofstetter
Heyne, 2018, Paperback, 446 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-453-31921-9 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Gunther Barnewald

Nach seinem Tod wurde der Physiker und reiche Software-Entwickler Bob Johansson zu einer kybernetischen Intelligenz umgewandelt, die sich selbst replizieren kann (wobei durch kleine Abweichungen ständig neue Persönlichkeiten entstehen) und die in der Lage ist, zum Beispiel Raumfahrzeuge zu steuern, zu bauen und weiter zu entwickeln.

Bob gelingt es, den Weltraum zu bereisen und neue Welten zu entdecken, was auch dringend notwendig ist, hat sich die Menschheit inzwischen durch Krieg fast vollständig aufgerieben und unseren Heimatplaneten völlig ruiniert.

So entstehen Archen, mit denen Bob und seine „Klone” den Rest der Menschheit zu den Sternen verschiffen, um sie dort auf geeigneten Welten anzusiedeln. Zudem gelingt es Bob, eine Technik zu entwickeln, die zeitlose Kommunikation im Universum ermöglicht, so dass er sich mit all seinen „Kopien” ohne Zeitverlust vernetzen kann.

Außerdem entdecken die vielen Bobs auch andere intelligente Zivilisationen, darunter aber leider auch eine äußerst aggressive, die alle anderen Intelligenzen nur als Nahrung betrachtet und schon einige andere Völker ausgelöscht hat.

Als diese auf die Menschheit (beziehungsweise deren Reste) und vor allem die ganzen „Bobs” aufmerksam werden, ist bald klar, dass das Schicksal der letzten Menschen und auch aller Bobs am seidenen Faden hängt...


Die Fortsetzung von „Ich bin viele“ ist erneut sehr spannend und unterhaltsam geraten. Erneut liest sich die Geschichte weg wie nichts, die ständigen Brennpunkte der einzelnen Erzählstränge lassen keine Langeweile aufkommen.

Mit leichter Hand entwirft der Autor neue Zivilisationen und sorgt so für Exotik und den der Science Fiction manchmal innewohnenden „Sense of wonder”.

Leider fällt beim zweiten Band der Serie immer mehr auf, dass Taylor zu Schwarz-Weiß-Malereien neigt und seine Figuren und „Zivilisationen” sich oft viel zu einfach in Schubladen ordnen lassen. So sind die bösen Aliens ein Abklatsch der Borg aus dem „Star Trek“-Universum, wollen jedoch nicht assimilieren, sondern nur Essen und Rohstoffe an sich raffen. Man muss dem Autor jedoch zugute halten, dass er diese Anspielungen auch selbst erwähnt (wie das Buch überhaupt von popkulturellen Anspielungen wimmelt, welche vom Übersetzer souverän gemeistert werden; würde er auch die US-amerikanischen Maßeinheiten noch übersetzen oder wenigstens in einer Fußnote umrechnen, wäre es eine perfekte Arbeit!).

Trotzdem stört auf Dauer die Klischeelastigkeit der Geschichte, vor allem weil Bob und seine „Klone” die einzigen fähigen Menschen im ganzen Buch sind. Sie wuppen die ganze Geschichte alleine, retten alleine die uneinige, kriegerisch-aggressive Menschheit, bewahren primitive Aliens vor dem Untergang oder eine von den aggressiven „Fressern” bedrohte Zivilisation (wenigstens in Ansätzen) vor der völligen Auslöschung. Dabei wird jedem lesenden Nerd zwar vor Begeisterung der Kamm schwellen, leider verlieren die Abenteuer damit immer mehr jeden Anschein von Realismus.

Weniger wäre hier mehr gewesen, sowohl bezüglich des Heroismus als auch bezüglich der Klischees.

Ein spannendes Buch mit hohem Spaß-Faktor und vielen guten Ideen, aber leider auch sehr trivial und einseitig, was diesmal nur allzu deutlich wird.