Astonishing X-Men 2 (Comic)

Charles Soule
Astonishing X-Men 2
(Astonishing X-Men 7-12, 2018)
Übersetzung: Jürgen Petz
Titelbild: Leinil Francis Yu
Zeichnungen: ACO, Matteo Buffagni, Ron Garney u.a.
Panini, 2018, Paperback, 148 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-7416-0830-8

Rezension von Irene Salzmann

Der Kampf gegen den Shadow King in Band 1 endete mit vielen Überraschungen: Nicht Beast sondern Mystique unterstützte die X-Men, und die Astralebene verließ nicht etwa Fantomex, sondern der ermordete Charles Xavier in dessen Körper, allerdings um Jahre jünger und vom Wesen her sehr verändert, weshalb er sich auch X nennt und nicht mit Professor angesprochen werden möchte. Seine Schüler treten ihm voller Skepsis gegenüber, da sie sich nicht sicher sind, ob er wirklich ist, wer er behauptet zu sein, und ob Fantomex‘ Geist tatsächlich aus freien Stücken auf der Astralebene blieb, selbst wenn dieser das Psylocke gegenüber erklärt.

Die X-Men haben jedoch keine andere Wahl, als X zu vertrauen, denn seine Rückkehr öffnete eine Lücke zwischen den Dimensionen, die Proteus nutzte, dessen Geist nach seinem Tod ebenfalls ein Gefangener des Shadow Kings auf der Astralebene war. Es scheint jedoch, als wäre Proteus zu mächtig für das Team, das sowohl den Gegner aufhalten als auch verhindern muss, dass er die ganze Welt durch seine Saat ins Chaos stürzt, Zu allem Überfluss taucht ein weiterer Feind als Nutznießer auf, mit dem keiner mehr gerechnet hätte.


Spielte schon im Vorgängerband der Gegner mit den geheimsten und schlimmsten Ängsten der X-Men und schuf auf der Astralebene mögliche Szenarien, in denen sie ganz real sterben konnten, so wird die Thematik hier fortgeführt und gesteigert, denn alles, was in der geistigen Welt machbar war, lässt Proteus durch seine Mutantengabe nun in der wirklichen geschehen, Es reicht, sich etwas zu wünschen oder vorzustellen, und schon geschieht es. Erst sind es bloß die Bewohner eines kleinen Dorfes, doch schon bald sollen die Menschen weltweit durch die Realisierung ihrer egoistischen Träume, deren Folgen keiner bedenkt, Chaos verursachen. Und Proteus ernährt sich von ihren Energien.

Obwohl einige X-Men bereits Erfahrung im Umgang mit ihm haben, sind sie noch erschöpft von dem vorherigen Kampf und überrascht von der neuen Stärke des Feindes. Sie zögern, mit aller Härte zuzuschlagen, um die Menschen in seiner Gewalt zu retten - Skrupel, die Proteus völlig fremd sind. Hinzu kommt, dass sich X das Vertrauen seiner Schüler wünscht, jedoch akzeptieren muss, dass Psylocke den Ton angibt und man ihm mit Vorbehalten begegnet, weil er, wie er selbst zugibt, nicht mehr der Mann ist, den sie kannten, und anders als früher gewillt ist, auch zu drastischen Methoden zu greifen. Das alles gereicht Proteus und einem weiteren Gegenspieler zum Vorteil.

Noch mehr als die Ereignisse auf der Astralebene im vorherigen Band erinnern diese Geschehnisse an einen psychedelischen Albtraum, an Horror im Drogenrausch. Man erlebt die X-Men in Momenten höchster Verzweiflung und mit Suizid-Absichten vor einer bedrohlichen Kulisse, die kaum noch real wirkt und von den Künstlern gelungen dargestellt wurde.

Leider fallen die Zeichnungen nicht einheitlich aus, denn jede der sechs Episoden wurde von einem anderen Team illustriert (was zu kleinen Abweichungen bei den Kostümen, zum Beispiel bei Rogue, führte). Allein Autor Charles Soule blieb den „Astonishing X-Men“ bis zum Abschluss der „Shadow King“-Storyline treu.

Dramatische Story, die zwar nahtlos durchgezogen wurde, aber viel offen lässt für spätere Ansatzpunkte. Man kann das Paperback auch ohne Kenntnis der Vorgeschichte lesen, es empfiehlt sich jedoch zum besseren Verständnis der Zusammenhänge, erst in Band 1 zu schauen.