Robert E. Howard: Die Schwertkämpferin - und andere historische Erzählungen (Buch)

Robert E. Howard
Die Schwertkämpferin - und andere historische Erzählungen
Übersetzung: Klaus Schmitz
Titelbild und Innenillustrationen: Timo Würz
Festa, 2018, Hardcover, Hardcover, 512 Seiten, 52,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Wer in den 70er Jahren aufgewachsen ist und sich auch nur rudimentär für Fantasy interessiert hat, dem ist der Name Robert E. Howard ein Begriff. Nicht zuletzt, weil ein damals noch relativ unbekannter österreichischer Bodybuilder seiner bekanntesten Figur auf der großen Leinwand ein Gesicht gab. Die Rede ist natürlich von Conan dem Cimmerier, einer Gestalt, die das Genre lange Zeit dominiert hat.

Den Erfolg der Ausgabe bei Heyne nutzte Hubert Straßl alias Hugh Walker, der damals als Herausgeber für die Pabel-„Terra Fantasy“-Reihe tätig war, um die anderen Reihen des Autors in Deutschland zugänglich zu machen. Lange vergriffen, kennt man heutzutage die Abenteuer Bran Mak Morns, Kulls oder Solomon Kanes leider kaum mehr.

Nachdem Frank Festa in seinem Verlag zunächst die Conan-Geschichten in einer wunderbar editierten und illustrierten Sammlerausgabe neu aufgelegt hat, schlossen sich weitere Bände mit anderen Protagonisten an.

Vorliegender Band, der einmal mehr auch optisch ein wahrer Leckerbissen ist, widmet sich den historischen Geschichten Howards. Zwar fehlen vorliegend die ganz besonderen Schilderungen des Conan-Schöpfers um die dunklen Zweige der Magie, dennoch wissen die Erzählungen zu überzeugen.

Unstrittig ist, dass der Texaner Howard mit einer bis heute unerreichten Wucht zu fabulieren wusste. Seine Figuren zeichnen sich durch eine ganz ungewohnte Griffigkeit aus. Das sind Figuren, die dem Leser im Gedächtnis bleiben, die zwar nicht unbedingt charakterlichen Tiefgang aufweisen oder sich entwickeln, dafür aber mit ihrem Charisma punkten.


Dazu gesellen sich Handlungsorte, die nur auf den ersten Blick gewohnt daherkommen. Vorliegend geht es vornehmlich in den Nahen und Fernen Osten zur Zeit der Kreuzzüge.

Wer nun allerdings, dem Titel folgend annimmt, dass uns hauptsächlich weibliche Erzählerinnen begegnen würden, der sieht sich getäuscht.

Man darf hier nicht vergessen, dass die Geschichten in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden sind, und dass sich damals die Rolle der Frau auf die drei großen K beschränkte; Kinder, Küche, Kirche. Emanzipierte Frauen, Frauen gar, die mit scharfem Stahl in der Hand in den Krieg zogen, waren eigentlich etwas Undenkbares!

Nun, nach drei Novellen, in denen wir wehrhafte Kreuzritter gen Osten folgen - auch hier überrascht eine relativ vorurteilsfreie Beschreibung der moslemischen Reiche und Herrscher - kommen dann die beiden Novellen, die dem Buch nicht nur ihren Titel geben, sondern die dieses inhaltlich auch beherrschen.

Im Mittelpunkt des Geschehens finden wir Agnès de Chastillon, eine junge Frau mit ländlichen Wurzeln, die sich mit dem vom Vater für sie vorgesehenen Schicksal nicht abfinden will. Am Hochzeitstag erdolcht sie ihren künftigen Gatten und flieht, schließt sich einem adeligen Abenteurer an und kämpft wie ein Irrwisch.


Hoppla, da begegnet uns doch eine Frau, die sich mit ihrer Rolle nicht abfindet, die das Schwert zu führen weiß und ihren ersten Kuss von eine Dame erhält - das waren für die damalige Zeit wahrhaft revolutionäre Ideen.

Auch heute noch folgen wir den Protagonisten gerne und mit vor Spannung klopfendem Herzen in ihre Abenteuer, gehen auf Entdeckungsfahrt, kämpfen wie die Teufel und baden förmlich in dem, was einen herausragenden Abenteuer-Plot ausmacht: in packender Action und faszinierend charismatischen Heldenfiguren - vorliegend beiderseitigen Geschlechts.

Timo Wuerz hat den Geschichten jeweils eine oder mehrere schwarzweiß Illustrationen beigefügt, die die Handlung kongenial bildlich umsetzen. Klaus Schmitz erweist sich im Vorwort (weit mehr aber noch im informativen, die Geschichten einordnenden Nachwort) als profunder Kenner der Materie.

Der stolze Preis ist neben der gediegenen handwerklichen Ausstattung auch auf die nur auf 500 Exemplare ausgelegte Auflage zurückzuführen.

Bleibt als Fazit, dass mit diesem Buch ein Schmankerl der besonderen Art vorliegt, ein treffliches Weihnachtsgeschenk zum Verschenken oder auch an sich selbst denken mehr als geeignet.


Einleitung von Klaus Schmitz
Die Roten Klingen des Schwarzen Cathay
Wer den Donner sät
Der Schädel in den Wolken
Vor 1000 Jahren
Lord von Samarkand
Timur-Lang
Die Schwertkämpferin
Klingen für Frankreich
Der Schatten des Geiers
Die Straße der Adler
Verschiedenes
Fragment ohne Titel (Die Fährte Bohemunds)
Das Zeichen der Sichel
Mätresse des Todes
Nachwort von Klaus Schmitz
Veröffentlichungsnachweise