Gruselkabinett 143: Der Wolverden-Turm, Grant Allen (Hörspiel)

Gruselkabinett 143
Der Wolverden-Turm
Grant Allen & Marc Gruppe (Script)
Sprecher: Annina Braunmiller-Jest, Dagmar von Kurmin, Beate Gerlach u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2018, 1 CD, ca. 46 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5723-9

Rezension von Christel Scheja

Grant Allen (1848-1899) war in seiner Heimat eher durch seine wissenschaftlichen Abhandlungen und seiner dem Darwinismus ausgerichteten Denkweise bekannt, schrieb aber auch viele Romane und Erzählungen, teilweise im phantastischen Bereich. Auch die hier vorliegende Erzählung „Der Wolverden-Turm“ gehört dazu, eine Geschichte die Marc Gruppe für die „Gruselkabinett“-Reihe vertont hat.

 

Maisie Llewellyn nimmt die Einladung der Millionärin Mrs. West gerne an, Weihnachten doch im geselligen Kreis und nicht alleine zu verbringen. Denn die junge Frau steht seit einiger Zeit allein auf der Welt, weil sie ihre Eltern durch einen Unfall verloren hat. Und so ist sie auch tief gerührt, als sie herzlich empfangen und wie eine Tochter des Hauses behandelt wird.

Einen besonderen Reiz übt aber die gerade wieder erst instandgesetzte Kirche in der Nähe des herrschaftlichen Anwesens auf sie aus. Es scheint, als würde sie etwas oder jemand dort erwarten, und das macht sie über Gebühr neugierig. So horcht sie auch auf, als sie auf dem Fest am nächsten Tag einige sehr interessante Bekanntschaften macht.


Die Schauer-Romantik ist voll von alten Herrenhäusern, deren Geheimnisse junge Frauen ins Unglück stürzen könnten, wenn sie nicht vorher gerettet werden und dabei dann auch noch ihre Liebe fürs Leben finden. Grant Allen schafft es, diese Versatzstücke tatsächlich gelungen zu variieren, denn im Mittelpunkt seiner Handlung stehen keine romantischen Gefühle, sondern eher die unheimlichen Entwicklungen, die die Heldin immer stärker auf den Abgrund zu drängen - und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Maisie ist eine typische Vertreterin ihres Geschlechts und ihrer Zeit, eine wohlerzogene und gebildete junge Dame aus gutem Hause, die gerade versucht ihr Leben neu zu sortieren und dabei Hilfe bekommt.

Die Handlung lässt das Grauen nach und nach einfließen, die unheimlichen Elemente wirken erst verhalten und werden erst im Lauf der Geschichte mehr, bis zum dramatischen Ende. Viel wird dabei auch aus der Sicht der Heldin erzählt, die zunächst nicht begreift, in was für eine aussichtslose Situation sie geraten ist, als düstere Mächte aus der Vergangenheit nach ihr greifen.

Die Sprecher machen ihre Arbeit ausgezeichnet, jeder geht gut in seiner Rolle auf und erweckt seine Figur glaubwürdig zum Leben. Zwar wird auch das eine oder andere Klischee dabei ausgelebt, aber alles fügt sich gut zum anderen, ebenso wie der Klangteppich aus Musik und Geräuschen.

„Der Wolverden-Turm“ ist ausgezeichnete Hör-Kost aus der „Gruselkabinett“-Reihe, da hier wieder einmal bewiesen wird, dass man auch einem altbekannten Thema trotz vieler bekannter Muster neue Facetten abgewinnen kann.