Richard Kadrey: Tod den Untoten - Sandman Slim 2 (Buch)

Richard Kadrey
Tod den Untoten
Sandman Slim 2
(Kill the Dead)
Übersetzung: Bastian Ludwig
Titelbild: Oliver Graute
Feder & Schwert, 2018, Taschenbuch, 464 Seiten, 14,95 EUR, 978-3-86762-311-7 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

James Stark war, nein ist eine Legende in der Hölle. Unter dem Namen Sandman Slim hat er sich in der Arena im Kampf gegen jede Menge Höllengezücht einen Namen als Killer gemacht. Jetzt ist er zurück in Los Angeles, der Stadt der Engel. Doch auch ein aus der Hölle zurückgekehrter Nephilim muss leben - zumal die Videothek, die er mit einem weiteren Höllenabkömmling (dem sein Körper abhanden gekommen ist) zusammen betreibt, nicht eben Reichtümer abwirft.

Da kommt es geschickt, dass ein Engel Station in L. A. macht. Luzifer persönlich, der gefallene Engel Nummer Eins, ist zu Gast in der Filmstadt. Hier will der Höllenfürst offiziell bei der Verfilmung seines Lebens nach dem Rechten schauen, inoffiziell wird es ihm in der Hölle ein wenig zu heiß. Seine Kollegen rüsten zur Rebellion, da ist ein Ausflug in irdische Gefilde angesagt. Um nicht ganz schutzlos zu sein, engagiert er Sandman Slim als Leibwächter.

Als dieser dann eine tschechische Porno-Darstellerin, die zum Zeitvertreib Jagd auf Zombies macht, kennenlernt, gehen sie alle interessanten Zeiten entgegen - macht sich doch eine Horde Untoter auf, an Sandman Slim herumzuknabbern… etwas, das die letzten Hemmungen bei ihm zerbröselt und ihn auf eine Vendetta der besonders grausigen Art entsendet.


Vor einigen Jahren erschien der erste Teil der zurecht gefeierten Sandman-Slim-Reihe bei Rowohlt. Nun ist das so eine Sache, wenn ein Verlag, der bekannt dafür ist, künstlerisch hochwertige und anspruchsvolle Romane zu publizieren, sich in die „Niederungen“ der Urban Fantasy begibt. Verlag und Publikum passen nicht so wirklich zueinander, so dass der Roman ein wenig unterging. Folgerichtig erschienen die anders bislang zehn Romane um unseren kauzigen, aus der Hölle zurückgekehrten Magier nicht mehr.

Des einen Leid, des anderen Freud. Wie schon bei der damals bei Knaur gefloppten Harry-Dresden-Reihe von Jim Butcher und der einst bei Bastei-Lübbe gestarteten Shaman-Bond-Edition von Simon R. Green vorexerziert, hat Feder & Schwert den richtigen Riecher bewiesen, und den Zyklus unter Vertrag genommen. Der erste Teil soll in absehbarer Zeit neu aufgelegt werden, zunächst aber bringt man Nachschub.

Und das Lese-Vergnügen ist beträchtlich, wenn wir unserem Antihelden ins abgedrehte Abenteuer folgen.

Dazu trägt auch die wunderbar stimmige Übersetzung aus der Feder Bastian Ludwigs bei, der die lakonischen, sarkastischen und ironischen Anmerkungen unseres Erzählers wunderbar in Deutsche übertragen hat.

Die Seitenhiebe auf das Film-Business, die Korruption weiter Teile des Establishments und den Zustand der Menschheit im Allgemeinen sind dermaßen treffend und pointiert, dass man als Leser unwillkürlich immer wieder in lautes Lachen ausbricht.

Dazu kommt, dass der abgedrehte Plot vor Spannung und Cliffhangern nur so strotzt. Kadrey versteht es bestens, uns auf eine solch aberwitzige Achterbahnfahrt des surrealen Popkorn-Kinoähnlichen mitzunehmen, dass man ob der überraschenden Wendungen nur staunen kann.

Das ist eine wunderbare Mischung aus modernem Pulp, Noir, jeder Menge abgedrehter Action und humorvollen Anmerkungen in einer wunderbar lakonisch-trockenen Sprache, dass man nur hoffen kann, dass der Verlag baldmöglichst Nachschub vorlegen wird.