Daphne Niko: Das Urteil (Buch)

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Kategorie: Rezensionen

Veröffentlicht: Samstag, 01. September 2018 14:01

Einst führte der Herr das judäische Volk aus der Knechtschaft in Ägypten ins gelobte Land. Hier, inmitten von Wüste, kargen Küsten und wenigen fruchtbaren Tälern entstand das vereinigte Königreich Israel und Juda. Wir schreiben das Jahr 965 vor Christus. Ein junger Mann, ein Herrscher mit Weitsicht und Integrität macht sich auf, ein Reich zu sichern. Die Rede ist von König Salomon, dem Mann, der seinem Herrn einen Tempel ohnegleichen errichten lässt, diesen mit mehr Gold als das ganze Reich sein Eignen nennt schmücken will, und darum die Hilfe des alten Nachbarn und Feindes Ägypten braucht.

Das in diesem Umfang benötigte Gold kann er nur in Opar bekommen - doch selbst im Goldreich ist das Edelmetall rar und zudem dem Pharao fest versprochen. So reist Salomon nach Ägypten, und bietet dem Herrscher über das Nil-Delta ein Bündnis an: Bauarbeiter und Architekten für die Bewässerung der kargen Nil-Ebenen, zollfreier Handel und ein Bündnis. Als Gegenleistung fordert Salomon den Zugang zum ägyptischen Gold in Opar und die Hand Nikalis, einer Tochter des Pharaos, die bereits dessen Kriegsherrn versprochen war.

Der Handel gelingt, doch mit den Fremden kommen Intrigen und fremde Götter ins Reich Salomons. Vierzig Jahre später erobern pharaonische Truppen Judäa, das Reich Israels und Juda wird geteilt, ein Bürgerkrieg und die Vertreibung Unzähliger nimmt ihren Anfang…

Wir kennen und schätzen die Autorin durch ihre ebenfalls bei Luzifer erschienen Trilogie um Sarah Weston. Mit dieser legte sie eine sorgfältig recherchierte Thriller-Serie auf, in der sie geschichtliche Fakten mit glaubwürdigen Spekulationen verband und mit jede Menge Action anreicherte.

Wer nun aber annahm, mit dem vorliegenden Roman einen vergleichbaren Plot vorgesetzt zu bekommen, der sieht sich getäuscht. Mrs. Niko präsentiert uns einen Historischen Roman, in dem sie ihren Lesern das Leben und Wirken Salomons näher bringt - Punkt!

Das heißt aber nicht, dass das Buch etwa langweilig oder uninteressant wäre. Beileibe nicht, denn die Verfasserin besitzt die Gabe, Geschichte lebendig wiederzugeben. Minutiös recherchiert lässt sie das alte Pharaonenreich ebenso auferstehen, wie das unter Salomon vereinte Königreich, erzählt vom Leben der Menschen, von ihren Problemen, dem Alltag und ihren Denkweisen.

Allerdings ist der Einstieg ein wenig gewöhnungsbedürftig. In den ersten Kapiteln begegnet uns die Tochter Salomons, wir erleben die Invasion ihres Reichs durch die Ägypter mit, den Verrat aus dem Inneren und die Enttarnung ihrer Mutter als Ränkeschmiedin. Danach wechselt der Fokus abrupt zu Salomon selbst, dem wir zusammen mit seinem Begleiter nach Ägypten folgen und miterleben, wie er die letztlich tragische Entscheidung trifft, die Weissagungen auszuschlagen und Nikalis zu freien.

Niko gelingt es scheinbar mühelos, ihre Figuren, allen voran das Herrscherpaar, glaubwürdig zu zeichnen. Ihre Handlungen sind ausgehend von dem beschriebenen Charakter nachvollziehbar, der Einblick in ihr Leben faszinierend.

Im kurzen aber informativen Nachwort zeigt die Autorin auf, welche Lücken sie durch ihre Imagination gefüllt hat, und welche Handlungsstränge auf gesichertem Wissen beruhen. Dabei wird deutlich, dass sie sich ihre Recherche nicht einfach gemacht hat, dass sie mit Feuereifer bei der Sache war und uns so einen Blick auf eine längst vergangene Ära und dessen Menschen ermöglicht.