Planet Hulk 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 25. Juli 2018 21:04

Peter A. David, Daniel Way, Greg Pak
Planet Hulk 1
(The Incredible Hulk, Vol. 2, 87-95, Giant Size Hulk 1, 2005/2006)
Übersetzung: Reinhard Schweizer
Titelbild: José Omar Ladrönn
Zeichnungen: Adam Kubert, Keu Cha, Juan Santacruz u.a.
Panini, 2016, Paperback, 252 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-95798-781-5
Rezension von Elmar Huber
Bruce Banner hat sich als Lachsfischer in die Abgeschiedenheit Alaskas zurückgezogen, doch auch dort ist ihm keine Ruhe vergönnt. Nick Fury macht ihn ausfindig, weil er den Hulk für eine Mission im Weltall braucht. Eine Raumstation von Shield, das sogenannte ‚Gottauge‘, hat sich selbstständig gemacht, und Banner wird ins All geschossen, um als Hulk die Station zu zerstören.
Nach erfüllter Mission schießt Fury den Gamma-Riesen kurzerhand in einem Shuttle weiter ins All, um ihn und die dauernde Gefahr, die von ihm ausgeht, ein für alle Mal los zu sein. Doch der grüne Riese wird nicht ziellos ins All geschossen. Man hat ihm als neue Heimat einen ruhigen Planeten ausgesucht, auf dem er sein restliches Leben in Frieden verbringen kann.
Die Kapsel gerät jedoch in ein Wurmloch und landet auf dem Planeten Sakaar, wo der Hulk gleich nach seiner Ankunft überwältigt und als Sklave verkauft wird, um in der herrschaftlichen Arena gegen die gefährlichsten Kreaturen des Planeten zu kämpfen. Doch der Hulk ist nicht zu besiegen und bringt sogar den König in Bedrängnis. Zusammen mit einer Gruppe weiterer Gladiatoren wird er zum Helden der Arena und zur Hoffnung eines unterdrückten Volkes.
Bei „Planet Hulk“ handelt es sich um eine der beliebtesten Storys um den grünen Riesen, weswegen Panini Comics hiermit nun auch die beiden „Hulk“-Monster Editionen von 2007 als „Planet Hulk“ 1 und 2 neu auflegt. Außerdem kam die Story bereits zu Hachette-Ehren (inhaltlich nicht ganz deckungsgleich).
Zuerst sorgt natürlich Bruce Banners selbstgewählte Isolation, mit der er sich nun notgedrungen abgefunden hat, für eine gehörige Portion Antihelden-Tragik. Dann kommt der linke Blödmann Nick Fury daher, belügt Banner nach Strich und Faden und zwingt ihn quasi, für ein höheres Wohl den Hulk wieder raus zu lassen und die Kastanien aus dem Feuer zu holen, nur um ihm danach einen kräftigen Arschtritt zu verpassen und auf hoffentlich Nimmerwiedersehen abzuschieben. Und das Alles mit dem Segen von Banners ‚Freunden‘.
Die unbändige Wut des Grünen kann man wohl nachvollziehen. So wird Banner/Hulk einmal mehr darin bestärkt, dass alle Menschen Idioten sind. Soweit der „Friede auf Erden“-Teil der Geschichte, der den Prolog für die eigentliche „Planet Hulk“-Story darstellt.
Mit der Ankunft des Hulks auf Sakaar wandelt sich das Drama zu einer Art „John Carter“-Story inklusive dem Geraune um eine uralte Prophezeiung um einen Helden, der einst das unterdrückte Volk von Sakaar befreien soll. Das scheint nicht gerade originell, funktioniert jedoch im Gesamtkontext sehr gut.
Also, unfreiwillig auf Sakaar angekommen, bekommt der Hulk zunächst eine Energiescheibe verpasst, mit der ihn die Sakaaraner unter Kontrolle halten können. Unversehens findet er sich in einer Arena wieder, wo er in brutalen Kämpfen und Auswahlverfahren gegen alle mögliche Kreaturen seine Kraft beweist. Am Ende bleiben sieben Gladiatoren (The Warbound) übrig, denen, sollten sie weiter siegreich sein, die Freiheit winkt. Doch dazu muss die bunte Truppe Seite an Seite als Team zusammenarbeiten, sprich, der Hulk muss wohl oder übel Vertrauen zu seinen unfreiwilligen Kampfgefährten fassen. In der Arena sollen die sieben Gladiatoren gegen immer stärkere Gegner antreten, bis der Hulk beim entscheidenden Kamp plötzlich dem Silver Surfer gegenübersteht.
Derweil verbreitet sich auch außerhalb der Hauptstadt die Kunde des mächtigen „Grünnarbe“, und der Widerstand sieht die Chance gekommen, mit Hilfe dieses mächtigen Kriegers die herrschaftlichen Unterdrücker endlich zu stürzen.
„Planet Hulk“ ist ein schönes Beispiel, wie passend verschiedene Elemente ineinander greifen und sich gegenseitig befruchten können. Da macht es absolut Sinn, dass man die Vorgeschichte „Friede auf Erden“ mit in den Band genommen hat, denn hier wird der Hulk wieder einmal maßlos enttäuscht. Er kommt im Wut-Modus auf Sakaar an, um dort gleich wieder nur als ‚Monster‘ behandelt zu werden. Entsprechend schwer tut er sich, sich mit seinen Kollegen zu arrangieren, doch letztlich bleibt ihm nichts anderes übrig. Das funktioniert auch so gut, weil die Charaktere sehr schön individuell und unterschiedlich dargestellt sind.
Als kleines Bonbon gibt es einige augenzwinkernde Anekdoten, die „Planet Hulk“ mit dem bestehenden Marvel-Kosmos verflechten. So erzählt Hulks Mitstreiter Korg, wie er die Erde besucht hat und auf Thor getroffen ist. Auch die Gladiatorentruppe The Warbound soll noch weitere Comic-Auftritte erhalten.
Stimmungsvolles Detail am Rande: Der Gladiatorenausbilder trägt, wie Nick Fury, eine Augenklappe. Es gibt also auch kleine aber feine Einzelheiten zu entdecken.
Zeichnerisch hat der „Planet Hulk“-Teil mit den Bildern von Carlo Pagulayan eindeutig die Nase vorn, während die vorherigen „Friede auf Erden“-Ausgaben sehr statisch rüber kommen und auch die sterile Kolorierung nicht gerade eine Offenbarung darstellt.
Als kleinen Bonus enthält der Band neben den „Incredible Hulk“-Ausgaben noch das „Giant Size Hulk“ 1 mit zwei Kurzgeschichten, von denen die zweite, „Gespalten“, ein sehr interessantes „Planet Hulk“-Zwischenspiel ist, denn hier hält der Hulk im Halbschlaf Zwiesprache mit Bruce Banner.
Außerhalb der eigentlichen „Planet Hulk“-Storyline wurden immer wieder Teile daraus aufgegriffen und anderweitig verwendet. Es existieren mehrere „What if...“-Storys um „Planet Hulk“, und auch in „Secret Wars“ wurden Elemente davon verarbeitet. Ebenso sind in Thor: Ragnarök“ Bestandteile von „Planet Hulk“ enthalten.
Einmal mehr von der Menschheit enttäuscht, erkämpft sich der Hulk als Gladiator auf einem fremden Planeten seine Freiheit. SF-Action satt und auch eine psychologische Zerreisprobe für den ‚großen Grünen‘.