Dieter von Reeken (Hrsg.): Über Kurd Laßwitz (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 22. Juni 2018 19:08

Dieter von Reeken (Hrsg.)
Über Kurd Laßwitz
Tagebuch 1876-1883 - Bilder - Aufsätze
Verlag Dieter von Reeken, 2018, Paperback mit Klappenbroschur, 192 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-945807-23-1
Rezension von Carsten Kuhr
Erwähnt man heutzutage den Namen Kurd Laßwitz, so wird man zumeist in ratlose Gesichter schauen. Selbst Leser, die sich der Science Fiction öfter widmen haben salopp ausgedrückt allenfalls seinen Roman „Auf zwei Planeten“ auf der Pfanne, ansonsten ist über den Verfasser der die spekulative Erzählliteratur im deutschen Sprachraum hoffähig machte, kaum etwas bekannt.
Schaut man dann die Publikationen der letzten zwanzig Jahre an, so muss man konstatieren, dass Laßwitz von den Großverlagen weitgehend ignoriert wurde und wird. Neben dem bereits erwähnten „Auf zwei Planeten“ (Heyne) gab es noch eine Neuausgabe von „Homchen“ (Bastei Lübbe) und einen Geschichtenband (Moewig), ansonsten aber ist der Interessierte auf Kleinverlage angewiesen.
Dies mag darin begründet sein, dass Laßwitz, anders als spätere und letztlich bekanntere Autoren wie Dominik oder P. A. Müller anspruchsvoller fabulierte. Seine Werke zeichneten sich immer durch eine philosophische Ebene aus, statt uns technokratische Wunder oder fiese Verbrecher mit technischen Wunderwaffen zu präsentieren.
Dieter von Reeken hat sich in und mit seinem gleichnamigen Verlag um die Wiederentdeckung des Laßwitz’schen Oeuvres besonders verdient gemacht. In handwerklich vorbildlichen, lang vergriffenen Hardcover-Bänden hat er die phantastischen Werke des Gymnasialprofessors aus Gotha aufgelegt und mit neu zugänglich gemacht. Dazu gesellten sich auch Bände, in denen uns der Mensch Kurd Laßwitz vorgestellt wurde.
Nachdem diese lang vergriffen waren, legt der Herausgeber nun eine preisgünstige Paperback-Ausgabe vor.
Neben vielen Fotografien - besonders bezeichnend und interessant zwei Fotos, die heimlich in seinem Unterricht aufgenommen wurden und uns den Dozenten im Vortrag zeigen - kommt sein Bewunderer Carl Grunert mit zwei Gedichten zu Wort, Max Kalbert hält anlässlich des 60. Geburtstags Laßwitz’ eine interessante Laudatio auf den jungen Laßwitz, Tagebuchauszüge und ein Aufsatz über Laßwitz’ Cousine schließen sich an. Kurd Laßwitz’ Sohn Rudolf darf in zwei Beiträgen auf die Werke seines Vaters und deren Auswirkungen eingehen, bevor Franz Rottensteiner in drei für die Neuveröffentlichung überarbeiteten Essays sich kritisch mit dem Autor und seinem Werk auseinandersetzt.
Auch wenn sich der Band in erster Linie an Leser richtet, die sich tiefer und ernsthafter mit dem Menschen Kurd Laßwitz und seinem Werk beschäftigen wollen, lesen sich die Beiträge abwechslungsreich und flüssig.