Tim Miller: Rape Van (Buch)

Tim Miller
Rape Van
(Rape Van, 2016)
Übersetzung: Christian Jentzsch
Titelbild: Timo Wuerz
Festa, 2018, Paperback,152 Seiten, 12,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Es gibt sie eigentlich überall: Psychopathen, die ihren inneren Kompass davon, was rechtens ist und was nicht verloren haben. Zumeist haben in ihrer Kindheit schon Schweres durchmachen müssen. Sie entführen, foltern und morden ungehemmt um des eigenen Vergnügens willen und hinterlassen eine Spur aus geschändeten Leichen. Viele sind sie nicht, doch irgendwie scheinen sie, zumindest wenn man den Autoren der Festa-Extrem-Reihe Glauben schenkt, in den Südstaaten der USA zu gedeihen wie nirgendwo sonst auf der Welt.

Tim Miller, seines Zeichens neben Edward Lee einer der maßgebenden Autoren des Extrem-Horrors stellt uns dabei gleich zwei derartige Paare vor. Ja, richtig gelesen, sie sind im Doppelpack unterwegs.


Andy und seine Fick- und Mordstute Bridget machen seit einiger Zeit in ihrem Van Texas unsicher. Die Polizei und die Presse nennt die Fahrzeuge ohne Fenster an der Seite Rape Vans, können Entführer und Schänder doch in diesen unbemerkt von der Öffentlichkeit ihre Taten begehen. Entsprechend hat unser Paar ihren fahrbaren, altersschwachen Untersatz Rape Van getauft und nimmt gerne einmal Pärchen mit auf die Reise. Dass diese Mitreisenden dann schmerzhaft und grausam gefoltert und ermordet werden, gibt den Beiden den Kick.

Dumm nur, dass sie, just als sie zwei Pärchen von einer Unfallstelle aufsammeln, selbst Opfer von Psychopathen werden. Gus und Suzi verkleiden sich dabei als Rentner, bis sie ihre Opfer in der Scheune haben - dann geht es los mit dem Leiden, schließlich haben Gus und Suzi noch ein kleines, talentiertes Mädchen, das sie anlernen wollen…


Anders als Edward Lee oder Wrath James White, die in ihre Extrem-Horror-Romane immer auch ein gerüttelt Maß an Einblick in die gesellschaftlichen Schichten geben, aus denen sie ihre Figuren rekrutieren, konzentriert sich Tim Miller nur auf eines: Er dokumentiert die perverse Freude seiner Protagonisten am Leid, das sie anderen Menschen zufügen. Und dabei nimmt er wahrlich kein Blatt vor den Mund.

Vorliegend schockt er seine Leser nicht nur mit dem Skalpieren der lebenden Opfer, denen gerne auch mal die Augen ausgedrückt oder ausgestochen werden, er lässt als aktiven Mittäter auch ein kleines Mädchen auftreten. Hier verletzt Miller einmal mehr ganz bewusst Tabus und schüttelt uns die Beiläufigkeit, mit der die Taten begangen werden. Das ist extrem, rührt an Tabus und schockt den Leser so manches Mal mit der dargebotenen Grausamkeit der Täter.