Trigan 15: Unter Feuer (Comic)

Mike Butterworth
Trigan 15
Unter Feuer
(The Melting Ice Caps, The Elixir of Eternal Youth, Zith the Assassin, The Alien Seeds, The Stone of Vorg)
Titelbild: Don Lawrence
Zeichnungen: Philip Corke, Don Lawrence
Übersetzung: Jonah Tabéh, Uwe Peter
Panini, 2018, Hardcover, 96 Seiten, 20,00 EUR, ISBN 978-3-7416-0666-3

Rezension von Irene Salzmann

„Trigan“ 15 beinhaltet die Episoden 45 bis 49 aus den Jahren 1974 und 1975, die nicht alle von ‚Stammzeichner‘ Don Lawrence sondern auch von Philip Corke angefertigt wurden. Obwohl dieser eigentlich der (Buch-) Illustration zugetan ist, hat er seine Aufgabe, einen Comic zu zeichnen, bravourös erledigt. Man findet keine nennenswerten Unterschiede zu den Arbeiten seines Kollegen.

 

Der Wissenschaftler Perik stellt fest, dass dem Imperium Trigan große Gefahr durch „die Flut“ droht, weil durch die Nähe zu den beiden Sonnen die Polkappen schmelzen. In der wenigen verbleibenden Zeit lässt er einen Staudamm errichten, der die Wassermassen zurückhalten soll. Unter den Flüchtlingen, die vor der Katastrophe Schutz in der Stadt suchen, befinden sich auch einige Loka, die den Damm sprengen wollen, selbst wenn dies ihren eigenen Tod bedeutet. Der Loka Zaro warnt die Triganer, aber der Anschlag kann nicht mehr verhindert werden. Viele Menschen sterben in den Fluten. Doch noch eine Bedrohung lauert in den Tiefen des Wassers: fremde Wesen, die Janno und Zaro entführen.


Hier bedient sich Mike Butterworth eines Themas, das aktuell in den Fokus gerückt ist: die Klima-Veränderung, das Schmelzen der Polkappen und der Anstieg des Meeresspiegels. Prompt lässt er eine geradezu biblische Flut über das Imperium Trigan hereinbrechen, wodurch nebenbei auch diverse Unstimmigkeiten zum Beispiel beim Stil der Bauwerke bereinigt werden. Auf diesen Aspekt wird am Ende des Bandes in dem Artikel „Die Geschichte von Trigopolis“ ausführlicher eingegangen, der erklärt, wie es möglich ist, dass ein Teil der Gesellschaft modernsten Komfort genießt, während andere in einfachen Hütten leben und durch bescheidene Arbeiten über die Runden kommen müssen.

Dieser Hintergrund wird einmal mehr mit weiteren spannenden Entwicklungen verknüpft, zum einen mit den verräterischen Loka, an deren Verbrechen sich einer jedoch nicht beteiligen will - nicht jeder Loka ist zwangsläufig ‚böse‘ -, sowie dem Auftauchen von bislang unbekannten Meeresbewohner, die offenbar für einige Sabotageakte und Todesfälle verantwortlich sind, welche sich nun die Überlebenden der verschiedenen Völker gegenseitig anzulasten versuchen. Überdies geraten Janno und sein neuer Freund Zako in die Gewalt dieser Wesen - und nun wird es unlogisch, denn sie wollen Kaiser Trigo mitteilen, dass sie mit den Menschen in Frieden leben möchten. Wozu dann die vorherigen Aggressionen - oder waren es unglückliche Zufälle? Diese Frage bleibt unbeantwortet.


Perik entdeckt „Das Elixier der ewigen Jugend“ und wird nach einem Selbstversuch zu einem Mann im besten Alter. Sein neuer Schüler Mallo versucht das Experiment zu wiederholen, um durch das Mittel reich zu werden. Er findet sehr bald erste Kunden, die mit ihrem Alter hadern und die Chance wahrnehmen wollen, die Vitalität der Jugend zurückzugewinnen. Allerdings unterläuft Mallo ein Fehler, und so wird einer der Männer zum Baby, der andere zum Greis. Doch selbst das bringt ihn nicht zur Vernunft, denn er erhält den Auftrag, Kaiser Trigo mit dem Elixier zu beseitigen.

Nicht zum ersten Mal steht Perik ein junger Gehilfe zur Seite, der seine Stellung missbraucht. Ebenso wurde bereits auch das Alter beziehungsweise die Hoffnung auf ewige Jugend in der einen oder anderen Episode eingebunden. Obwohl es gewisse Wiederholungen gibt, verbindet der Autor die Motive immer wieder neu, so dass es kaum auffällt und auch nicht langweilt.


„Der Attentäter“ Zith wird angeheuert, um Kaiser Trigo zu ermorden. Das Flugzeug, das ihn ins triganische Reich befördern soll, stürzt jedoch ab. An Bord befindet sich zufälligerweise Janno, der seinen Onkel warnen will, weil die Anschlagpläne durchgesickert sind. Auch andere Passagiere haben dringende Anliegen, so dass sie sich zu Fuß und mit einem Floß zur Hauptstadt durchschlagen. Weder Zith noch Janno, die sich gegenseitig mehrmals das Leben retten, ahnen zunächst, wer der andere ist.

Hauptfigur dieser Story ist Zith, ein leidenschaftlicher Jäger, der auch Auftragsmorde ausführt. Die Begegnung mit Janno bringt ihn in einen Zwiespalt. Auf der einen Seite verspürt er bei jeder Jagd einen großen Reiz und sorgt sich um seine Reputation, falls er die Aufgabe nicht erledigen kann, andererseits fühlt er sich Janno verpflichtet, der ihn wie einen Freund behandelt, ja, ihm sogar das Attentat ermöglicht, indem er Zith Zugang zur Ratsversammlung gewährt. Dieser muss nun eine Entscheidung fällen.


Ein Komet, der nah an Elekton vorbeizieht, verbreitet „Die Alien-Samen“. Wer von den Früchten der daraus wachsenden Pflanzen isst, verspürt plötzlich Hass und will alles zerstören. Das gilt für Menschen genauso wie für Tiere.

Betroffen sind diesmal Kinder, die verrückt spielen. Junge Leser dürften sich mit ihnen identifizieren - man darf annehmen, dass die Geschichte eine Warnung vor Alkohol- und Drogenkonsum, was ähnliche Folgen haben kann, transportiert, auch wenn nicht mit dem erhobenen Zeigefinger moralisiert wird. In ähnlich angelegten Episoden wurden bislang Erwachsene Opfer einer fremdartigen Frucht oder einer geheimen Alien-Invasion, darunter auch die kaiserliche Familie.


Eine Prophezeiung besagt, wenn „Der Vorg-Stein“ von einem Fremden mit bloßer Hand gespalten wird, gebührt ihm die Kaiserkrone. Trigo ist im Zweifel, ob er dem Orakelspruch folgen und abdanken soll, denn seine Getreuen wünschen nicht, dass ein Unbekannter mit zweifelhaften Absichten den Thron besteigt. Um in Ruhe nachdenken zu können, verlässt Trigo die Stadt und wird von einer Gruppe gedungener Schurken niedergeschlagen. Als er wenig später von Wüstenkriegern gefunden wird, ist er zwar nicht tot, hat aber seine Erinnerung verloren. Er wird versklavt und muss an dem Feldzug gegen sein eigenes Volk teilnehmen. Unterdessen wurde der mysteriöse Zett zum neuen Kaiser gekrönt und erfährt von dem bevorstehenden Angriff.

Die Erzählung lässt vieles offen, da man wenig über Zett erfährt. Der Autor legt eine falsche Fährte, indem er die Hauptfigur als starken, aber dummen Glücksritter skizziert, der sich eine Prophezeiung (in Anlehnung an das Schwert Excalibur, das allein Artus aus dem Stein ziehen und anschließend die Machtverhältnisse zu seinen Gunsten ändern konnte) zunutze macht, ohne Rücksicht auf die gesellschaftlichen Strukturen und Trigos Beliebtheit zu nehmen. Dann wird er auch noch zur Marionette korrupter Adliger, die durch ihn an noch mehr Macht und Reichtum gelangen wollen. Die kaiserliche Familie ist handlungsunfähig. Dann kommt es zu einer unverhofften Wende, nach der alles völlig anders ist. Zett entwickelt sich zu deus ex machina, der das Reich vor der Reiterhorde rettet und danach den Thron wieder freimacht für Trigo. Seine Geheimnisse nimmt Zett mit sich, und das ist wahrlich sehr unbefriedigend.


Alles in allem bietet das vorliegende Album fünf spannende Geschichten, die sehr schön in Szene gesetzt wurden und vor allem die Nostalgiker begeistern werden. Sehr interessant sind auch immer die kurzen Erläuterungen zu den Episoden. Es mag inhaltliche Schwächen und Wiederholungen bei den Motiven geben, doch wenn man sich auf die Zeit einlassen kann, in denen die Serie geschaffen wurde, und ein Auge für die prächtigen Zeichnungen hat, geht man darüber hinweg und genießt den Sense of Wonder, welcher der SF-Reihe „Trigan“ innewohnt.