Cheeky Vampire 2, Tohru Kai (Buch)

Cheeky Vampire 2
Tohru Kai
(Karin Zouketsuki Vol. 2, 2004)
Zeichnungen: Yuna Kagesaki
Übersetzung: Jens Ossa
Carlsen, 2010, Taschenbuch, 184 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-551-78033-1 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Karin Maaka, die Vampirin, die kein Blut trinkt, sondern ihren Opfern welches einflößt, spürt doch einen… kleinen Stich, als sie beobachten muss, wie Kenta Usui, ihr Mitschüler und Arbeitskollege im Imbiss, von einer jungen und hübschen Novizin aufgesucht wird, die sich bei ihm dafür bedankt, dass er ihr aus einer misslichen Lage geholfen hat.

Umgekehrt wird China Orisaka Zeugin, wie Kenta Karin in den Armen hält… und empfindet ähnlich. Er bewahrte sie zwar bloß vor einem Sturz und beide beteuern immer wieder, dass zwischen ihnen nichts läuft, doch wer sie kennt, sieht das anders. Darum nimmt es China Karin auch übel, dass diese sich offenbar mit einem weiteren jungen Mann eingelassen hat, vielleicht sogar, um ihn auf Anweisung eines dritten auszurauben.

Daher sucht China das Gespräch mit Karin, für die das ernste Probleme bedeutet, denn der Fremde war natürlich jemand, dem sie ihr überschüssiges Blut gab, und der vermeintliche Erpresser ihr älterer Bruder, der dem Opfer die Erinnerung an den Vorfall gelöscht hat. Außer Kenta weiß niemand von Karins Geheimnis, und sie darf nicht auch noch China einweihen.

Das alles rückt in den Hintergrund, da seit einer geraumen Weile ein Brandstifter die Gegend unsicher macht und die Mädchen zufällig auf ihn stoßen, als er gerade ein neues Feuer legen will. Könnte es sich bei ihm vielleicht sogar um den Kerl handeln, der China bedrängt hatte und von Kenta vertrieben worden war?


Die Light Novels um Karin Maaka erzählen nicht die Manga-Geschichten nach, sondern ergänzen diese. Im Nachwort erklärt die Autorin Tohru Kai, zwischen welchen Bänden die kurzen Romane angesiedelt wurden, so dass man beides parallel lesen kann.

Die Illustrationen stammen von der Mangaka Yuna Kagesaki, so dass man die Charaktere im bekannten Stil zu sehen bekommt und dadurch ein weiteres Bindeglied zwischen Novel und Manga findet.

Natürlich ist dem Leser klar, dass es zwischen Karin und Kenta eine besondere Beziehung gibt, obschon beide es leugnen. Die schüchterne Vampirin wahrt trotz aller (freundschaftlicher…) Gefühle Distanz zu ihrem Vertrauten, da er unter ihr Beuteschema fällt, denn sie gibt ihr Blut am liebsten traurigen Menschen, denen es anschließend deutlich besser geht. Kenta wiederum weiß, dass sie ein spezieller Vampir ist und seine Nähe ihr Bedürfnis, Blut zu spenden, verstärkt, kennt aber nicht die ganzen Details.

Daraus und aus Karins Tollpatschigkeit ergeben sich regelmäßig verfängliche, peinliche und kuriose Situationen, die durch die Intervention Außenstehender weiter eskalieren. In diesem Fall ist es das Interesse der angehenden Nonne China an Kenta, welches sie auf Karin überträgt. Unglücklicherweise wird sie Zeugin, wie diese ihrer Natur folgt, wenngleich sie nicht begreift, was wirklich passiert.

Zu dieser persönlichen Ebene kommt die sie umgebende Storyline, in der es um einen Brandstifter geht, der womöglich auch als Entführer aktiv ist. Die Themen laufen parallel und gleichberechtigt. Zwar wird das Mädchen-unter-sich-Geplänkel extrem aufgebauscht und ausgereizt, doch der andere Handlungsstrang lässt den Leser lange rätseln, was und ob die Feuer und die versuchten Entführungen miteinander zu tun haben. Die Lösung ist nicht nur mit Chinas Vergangenheit verknüpft.

Schließlich geraten Karin und China in Lebensgefahr, und keiner ihrer Angehörigen und Freunde hat eine Ahnung, wo sie sind. So wird es am Schluss richtig dramatisch, aber die Autorin findet eine angemessene Lösung, welche die Leser zufriedenstellt.

Nippon Novels, Light Novels und wie man sie auch immer bezeichnen möchte, sind nicht vergleichbar mit den Romanen, die man hier kennt. Die japanischen Autoren schreiben oft ihre Ideen rasch herunter (manchmal sogar am Smartphone), vergleichbar den hiesigen Romanheft-Verfassern mit großem Output, die fast wöchentlich liefern müssen. Da bleibt natürlich nicht viel Zeit für Tiefgang, und es müssen außerdem die gewünschten Klischees bedient werden, die das westliche Publikum nicht unbedingt in diesem Maße schätzt. Vieles steht und fällt jedoch auch mit der Übersetzung, und leider sind die wenigsten Japanologen zugleich Germanisten.

Wie auch immer, die Novels wenden sich an die eingefleischten Fans der jeweiligen Manga-Serie, bei denen es sich hauptsächlich um Teenager handelt, die mehr von ihren Lieblingsfiguren lesen wollen und weniger kritische Maßstäbe anlegen als das reifere Publikum oder jene, die ohnehin lieber zum Buch als zum Comic greifen.

Wer den Manga „Cheeky Vampire“ schätzt, weiß, was ihn erwartet, und er wird auch seinen Spaß an der Nippon-Novel-Reihe haben. Zielgruppe sind romantische Mädchen zwischen 12 und 16 Jahre, die zudem Fantasy und Mystery mögen.