Minecraft 1: Die Insel, Max Brooks (Buch)

Minecraft 1
Die Insel
Max Brooks
(Minecraft - The Island, 2017)
Übersetzung: Josef Shanel und Matthias Wissnet
Schneiderbuch, 2018, Hardcover, 318 Seiten, 14,00 EUR, IBSN 978-3-505-14072-3 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

„Minecraft“ ist ein Open World Game, das 2009 von Mojang auf den Markt gebracht wurde.  Der Spieler erkundet eine fremde, praktisch endlose Welt, in der alles blockförmig ist und in der die Gesetze der Physik teilweise außer Kraft gesetzt sind. Er hat die Möglichkeit, sich dank vorhandener Ressourcen (Tiere, Pflanzen, Erze, Holz und so weiter) mit Nahrung zu versorgen und Häuser sowie Gebrauchsgegenstände zu erschaffen. Das ist wichtig, weil es Zombies, Skelette, Spinnen und andere Monster gibt, gegen die  er sich verteidigen muss beziehungsweise die ihm im Kampf Verletzungen zufügen, welche durch Nahrung geheilt werden.

Anders als in vielen vergleichbaren Games gibt es hier keine Levels, die für das Weiterkommen durchspielt werden müssen und mit dem Lösen einer Aufgabe verbunden sind. Der Gamer entscheidet selbst, was er wann tun möchte. Hin und wieder wird er durch wertvolle Informationen und magische Waffen belohnt, wenn er zum Beispiel ein Monster tötet.

Die große Beliebtheit von „Minecraft“ sorgte für eine Reihe von Merchandise-Artikeln, darunter Bekleidung, eine LEGO-Adaption und mehrere Romane, darunter das vorliegende Jugendbuch „Die Insel“ von Max Brooks.


Der Erzähler findet sich in einer ihm unbekannten Welt wieder, in der alles würfelförmig ist, sogar er selbst. Zwar kann er sich erinnern, dass das nicht immer so war, doch hat er keine Ahnung, wie er hierher gekommen ist, wie sein Name lautet, wie alt er ist und wie er in seine Heimat zurückkehren kann.

Notgedrungen erkundet der Protagonist die Insel und lernt Schritt für Schritt, auch durch Fehler, was er tun muss, um zu überleben, denn es lauern so manche Gefahren. Er errichtet eine Unterkunft, betreibt Ackerbau, hält Nutzvieh, baut Erze ab und fertigt daraus Werkzeuge sowie Waffen. Als er auf Stollen stößt, die nicht er gegraben hat, beginnt er, diesen zu erforschen und erlebt so manche - nicht immer gute - Überraschung.


Der Roman wendet sich in erster Linie an Jungen im Alter von 10 bis 14 Jahre, die mit dem Game „Minecraft“ vertraut sind und mit der Geschichte ein Abenteuer erhalten, wie sie es vielleicht selbst in ähnlicher Form bereits gespielt haben beziehungsweise das Anregungen, was man noch alles ausprobieren kann, liefert. Der namenlose Protagonist dient dabei als Identifikationsfigur, in dessen Rolle man genauso schlüpft wie in die des Avatars. Obschon der Charakter aufgrund seiner Kenntnisse eigentlich kein Kind sein kann (er erinnert sich an Schulwissen, erkennt schnell die veränderten physikalischen Gesetzmäßigkeiten und begreift, dass er innerhalb einiger Wochen Evolutionssprünge macht), sind doch sein Verhalten und auch die sind kindlich und dem der Zielgruppe angepasst.

Die Handlung ist bloß mäßig spannend und für Nicht-Spieler eher uninteressant, denn es passiert nicht viel. Der Protagonist lernt, sich seiner neuen Heimat anzupassen und zu überleben. Die Erkundung der Insel tritt gegenüber dem Bauen und Erschaffen in den Hintergrund. Regelmäßig tauchen Monster auf, vor denen er anfangs flieht und die er später bekämpft, ohne dass er so sehr in Bedrängnis gerät, dass Spannung aufkommen würde, zumal Verletzungen durch Essen sofort geheilt werden.

Erst als er auf die Stollen stößt, die womöglich andere Besucher dieser Welt angelegt haben und in denen er allerlei nützliche Dinge findet, verspürt man einen gewissen Reiz, da so viele Fragen bislang nicht beantwortet wurden und man zu erfahren hofft, wie und wieso der Protagonist auf diese Welt gelangte, warum sie so anders ist als unsere, wer sie (wie angedeutet wird) erschaffen hat und welche bizarren Wesen wie der Enderman sich noch auf ihr tummeln - doch erneut wird man enttäuscht. Der (unbedarfte) Leser, den der Protagonist immer wieder direkt anspricht, informiert und warnt, bleibt mit seiner Neugierde unbefriedigt zurück.

Von daher kann man den Titel lediglich eingefleischten (hauptsächlich männlichen und jungen) „Minecraft“-Gamern empfehlen, die mit den Beschreibungen und Andeutungen etwas anzufangen wissen und das Abenteuer mit ihren eigenen Spielzügen vergleichen wollen. Wer bloß gelegentlich oder gar nicht spielt und eher an ‚normalen‘ Fantasy- und Horror-Büchern Interesse hat, wird mit „Die Insel“ nicht glücklich.