Michael Schmidt (Hrsg.): Zwielicht Classic 13 (Buch)

Michael Schmidt (Hrsg.)
Zwielicht Classic 13
Titelillustration von Oliver Pflug
2018, Paperback, 182 Seiten, 9,90 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Die Unglückszahl 13 steht dieses Mal auf dem Cover der neuesten „Zwielicht Classic“-Ausgabe. Eine Unglückszahl - das sollte beim Publikum des Magazins eigentlich allenfalls einen wohligen Schauer über den Rücken rieseln lassen, Angst kommt da nicht auf.

Angst aber könnte man bei einigen der enthaltenen Geschichten bekommen. Michael Schmidt hat einmal mehr gesucht, gelesen und gewertet und einige fast vergessene Preziosen gefunden, die es verdienten in den Sammelband aufgenommen zu werden. Dass dabei immerhin gleich drei Klassiker dabei sind, macht den Band zu etwas Besonderem innerhalb der Reihe.

Über mangelnden Zuspruch, wie ihn Michael Schmidt noch in Band 12 angedeutet hat, ist vorliegend nichts mehr zu lesen. Ganz im Gegenteil äußert sich der Herausgeber im Vorwort so, dass man davon ausgehen kann, dass die Fans ungeduldig mit den Hufen scharren bis endlich eine neue „Zwielicht Classic“-Nummer erscheint.


Und was wartet darauf, dass der Rezipient sich dafür Zeit nimmt?

Karin Reddemann: „Blutrot die Lippen, blutrot das Lied“ (2017)
Kastraten waren in der Musik der vergangenen Jahrhunderte nicht wegzudenken. Kleinen Jungen wurden ihre Hoden abgeschnitten um ihre engelsgleichen hohen Stimmen zu bewahren. Uns begegnet ein solcher Kastrat, der mit einem Freund zusammen dafür Sorge trägt, dass seine Stimme weiterhin gut geölt und herrlich hoch bleibt.

Regina Schleheck: „Dölfchens wunderbarer Waschsalon“ (2013)
Wir kennen alle den kleinen Österreicher mit dem Oberlippenbart, der Unheil über die Welt gebracht hat. Doch was wäre, wenn es eine Organisation geben würde, die solche Despoten mittel Zeitreise aus ihrer jeweiligen Ära entführen würde?

Merlin Thomas: „Operation Heal“ (2013)
Dass die Weltmacht USA ein Programm namens Heal startet, bei dem erprobt wird, ein nuklear verseuchtes Gebiet  vorliegend Somalia - mittels Nanobots zu säubern, bringt dem Präsidenten den Friedensnobelpreis ein. Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte hat eine neue Option…

Nadine Muriel: „Frau Birger“ (2015)
Vogelspinnen gehören nicht unbedingt zu den Tieren, die man sich als kuscheliges Haustier hält. Was aber, wenn der Filius eine gestreifte Spinne mit nach Hause bringt und man selbst bei Greenpeace ist? Man akzeptiert den neuen Mitbewohner - bis es vielleicht zu spät ist.

Johannes und Michael Tosin: „Die Zeitung von morgen“ (2014)
Was wäre, wenn Sie heute schon die Tageszeitung von morgen im Briefkasten finden würden? Würden sie ins nächste Wettbüro eilen um ganz groß abzusahnen? Oder doch lieber versuchen, die Unfälle und Morde zu verhindern, von denen die Reporter berichten?

Markus K. Korb: „Carnevale a Venezia“ (2003)
Die letzte Nacht der Karnevals ist auch in Venedig etwas ganz Besonderes - zumal wenn man wie hier unser Erzähler meint, in einem der Maskierten einen Bekannten zu erblicken.

Franz Kafka: „In der Strafkolonie“ (1919)
Gerade in einer Strafkolonie gibt es immer wieder Delinquenten, die es zu bestrafen gilt. Eine Maschine, die diese Tätigkeit zuverlässig übernimmt, kommt dabei geschickt. Einst waren die Hinrichtungen das gesellschaftliche Ereignis, jetzt trauert nur mehr ein Bediensteter dieser Zeit nach - und ist bereit, für die Sache Opfer zu bringen.

Friedrich Glauser: „Die Hexe von Endor“ (1928)
Der Raub eines Kassierers einer der angesehensten Banken der Schweiz erweist sich als mysteriös. Ist etwa die Vermieterin, eine Russin, mit einer sonderlichen Begabung für die Beeinflussung von Insekten, in den Vorfall verwickelt?

Willy Seidel: „Alarm im Jenseits“ (1927)
Eine freie Wohnung zu finden, das ist ein Problem. Als unser weit gereister Doktor endlich ein neues Refugium findet, macht er die Bekanntschaft einer barocken Erscheinung - seine Vermieterin und ihre unansehnliche Tochter hatten einen herben Verlust erlitten; der Gatte erhängte sich in der Besenkammer. Doch die Liebe treibt ihn um, was sich in seinen von der Tochter in Trance niedergeschriebenen Botschaften offenbart.

Den Abschluss des Bandes bilden zwei Artikel von Karin Reddemann. Im ersten stellt sie uns einen, vielleicht den Serienkiller Englands vor - die Sprache ist nicht vom Ripper, sondern von einem Arzt -, im snderen berichtet sie uns von der Dunklen Muse in ihren vielen Ausprägungen.