C. E. Bernard: Palace of Glass - Die Wächterin (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 10. April 2018 11:38

C. E. Bernard
Palace of Glass - Die Wächterin
Palace 1
Übersetzung: Charlotte Lungstrass-Kapfer
Penhaligon, 2018, Paperback mit Klappenbroschur, 416 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-7645-3195-9 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Christel Scheja
C. E. Bernard ist das Pseudonym von Christine Lehnen, die zwar 1990 im Ruhrgebiet geboren wurde, dann aber lange Jahre im Ausland verbracht und in Kanada, den USA, Australien und Paris lebte, ehe sie nach Deutschland zurückkehrte und nun an der Universität in Bonn Literarisches Schreiben lehrt, während sie selbst noch englische Literatur und Politikwissenschaften studiert. Sie hat bereits durch Erzählungen internationales Aufsehen erregt. Deshalb verfasste sie auch ihre Trilogie um Rea auf Englisch und bot sie auf dem internationalen Markt an. Über Umwege gelangte die Serie nach Deutschland und nun ist auch der erste Band erschienen.
In einer nicht allzu fernen Zukunft ist es verboten, andere Menschen zu berühren. Es gibt strenge Gesetze, die das Zeigen nackter Haut, selbst an den Händen, verbietet, da es seit einiger Zeit die Magdalenen gibt, Männer und Frauen die in der Lage sind, durch direkten Körperkontakt in den Gedanken anderer Menschen zu lesen und deren Erinnerungen sogar zu beeinflussen.
Auch Rea besitzt diese Gabe und versucht unentdeckt zu bleiben, denn jeder, der das Gesetz übertritt, hat Schlimmes zu erwarten. Trotzdem schleicht sie sich immer wieder nachts nach draußen und stillt ihren Hunger nach Berührung in illegalen Faustkämpfen.
Dabei fällt sie allerdings jemandem ins Auge, der beschließt, das für sich und das englische Königshaus auszunutzen. Denn Kronprinz Robin ist ohne Leibwächter, seit sein letzter bei einem Attentat starb.
Rea wird mehr oder weniger genötigt in den Palast zu kommen und sich dort in die Gemeinschaft einzufügen; schon bald merkt sie, dass das Leben am Hofe noch weniger ein Zuckerschlecken ist, als das auf der Straße…
Auch wenn man zunächst das Gefühl hat, dass die Geschichte in der Vergangenheit spielt, so wird doch irgendwann klar, dass sie mehr oder weniger in einer Gegenwart angesiedelt ist, die der unseren gleicht, denn es gibt hier auch die technischen Errungenschaften wie Smartphones. Allerdings ist alles mehr oder weniger märchenhaft verbrämt worden, denn offensichtlich hat die Monarchie in den Staaten Europas wieder Macht zurückgewonnen oder diese nie verloren.
Tatsache ist aber, dass Menschen mit besonderen Fähigkeiten die Gesellschaft verändert haben und ihre Anwesenheit bei der normalen Bevölkerung für Angst sorgt, denn wer möchte schon gerne psychisch manipuliert werden. Daher liegt eine Atmosphäre der Beklemmung über dem Szenario.
Und wie man sich denken kann, ist die Heldin eine der Begabten und kämpft mit allem was dazu gehört - angefangen von der Begierde bis hin zu dem Trauma, das sie mit sich schleppt. Deshalb ist sie zunächst auch relativ schockiert von dem, was man am Hof mit ihr vor hat und wird so zu einem ziemlichen Spielball der Adligen.
Die Märchen-Motive, die einfließen, sind sattsam bekannt - wieder ist es das besondere Mädchen aus einfachen Verhältnissen, das nicht nur ins Zentrum aller Intrigen gerät, sondern auch noch die Liebe des Prinzen gewinnt.
Bei aller Kritik muss man der Autorin aber auch noch zugute halten, dass sie sich bei der Ausarbeitung der Fähigkeiten sehr viel Gedanken gemacht hat und dadurch eine eigene Form der Magie erschaffen hat. Die Heldin ist deshalb auch viel mit sich selbst und ihren Problemen als Magdalene beschäftigt, um wirklich aktiv mitmischen zu können. Erst zum Ende hin schafft sie es, wieder ein wenig mehr zu agieren als nur auf das, was man mit ihr anstellt, zu reagieren.
Als Auftakt der Serie bietet der Roman durchaus interessante Inhalte, wenngleich auch die Handlung in erster Linie eher die Erwartung der meisten jungen Leserinnen erfüllt, denn auch die Romanze zwischen Rea und dem Prinzen nimmt einen nicht unerheblichen Raum ein und sorgt letztendlich für zusätzlichen Ärger am Hof.
„Palace of Glass - Die Wächterin“ hat eine interessante Grundidee und ein sorgfältig ausgestattetes Szenario mit eigener Magie, allerdings sollte man handlungstechnisch nicht unbedingt Neuland erwarten.
Hier erfüllt der Roman nämlich alle Erwartungen die gerade junge Leserinnen an ein märchenhaft-romantisches Abenteuer im modernen Gewand haben: eine Heldin mit einer besonderen Begabung, die allerdings nicht zu mächtig ist und auch sehr schwach sein darf, sowie natürlich nicht zuletzt eine knisternde Liebesgeschichte.