Star Trek/Green Lantern: Der Spektren-Krieg (Comic)

Mike Johnson
Star Trek/Green Lantern: Der Spektren-Krieg
(Star Trek/Green Lantern: The Spectrum War 1-6, 2017)
Übersetzung: Stefan Pannor
Titelbild: Freddie Williams Jr.
Zeichnungen: Ángel Hernández, Alejandro Sanchez
Panini, 2017, Paperback, 148 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-7416-0536-9

Rezension von Irene Salzmann

Vor einigen Jahrzehnten gab es mal einen richtigen Crossover-Hype, vor allem in den 90ern: „Avengers/JLA“, „Batman/Spawn“, „Avengelyne/Glory“, „Shi/Cyblade“, die Reihe „The Amalgam Age of Comics“, „Youngblood/X-Force“, „Witchblade/Tomb Raider“, „Superman/Tarzan“, „Marvel Zombies vs. The Army of Darkness“, „The X-Files/30 Days of Night“ und viele mehr. In diesen ließen und lassen die Verlage ihre Helden und Teams gegeneinander antreten, im Fall der „Amalgam Comics“-Serie sogar miteinander verschmelzen. Für gewöhnlich endet das Kräftemessen mit einem Patt, um die Fans nicht zu verärgern, und einem Bündnis gegen gemeinsame Feinde, die meist auch aus dem jeweiligen Umfeld stammen.

Nach der Jahrtausendwende sind zwar immer wieder einige Crossovers erschienen, aber die Zahl der Hefte ist deutlich zurückgegangen. Blieben die Superhelden anfangs meist unter sich, so öffneten sie sich immer mehr populären Charakteren aus anderen Comic-Genres und Medien, wobei insbesondere der Trend zum Horror auffällt.

Natürlich findet man auch das eine oder andere Crossover mit verschiedenen „Star Trek“- beziehunsgweise „Enterprise“-Crews, die unter anderem auf die X-Men, Doctor Who, die Legion of Superheroes und im vorliegenden Band auf Green Lantern Hal Jordan und einigen seiner Kameraden treffen. Als deren Verbündete wählte der Autor Captain Kirk und seine Mannschaft, wobei es sich bei diesen um die wieder junge Generation aus den letzten Kino-Filmen handelt.


Die „Enterprise“-Crew entdeckt auf einem einsamen Planeten die Leiche einer unbekannten Spezies sowie sechs Artefakte: Ringe in verschiedenen Farben. Noch während an Bord die Untersuchungen im Gange sind, werden die Ringe aktiv. Während drei mit unbekanntem Ziel das Schiff verlassen, erwählen die anderen ihre Träger: McCoy, Chekov und Uhura. Ihnen allen verleihen die Ringe spezielle Gaben.
Kurz darauf stoßen sie auf einen Menschen, der scheinbar ganz ohne Schutzanzug durchs All reist und einen grünen Ring trägt.

Er stellt sich als Hal Jordan vor und erklärt der staunenden Crew, dass er aus einem untergegangenen Universum stammt und sich der Tote mit Namen Ganthet geopfert hat, um alle noch lebenden Lanterns, gleich welcher Couleur, in ein Paralleluniversum in Sicherheit zu bringen.

Kurz darauf erfahren sie von anderen Überlebenden, dass auch Nekron, der mit seinen Armeen aus Toten das Ende des anderen Universums herbeigeführt hat, ebenfalls übergewechselt ist und bereits sein Zerstörungswerk begonnen hat. Um ihn aufzuhalten, müssen sich alle Ring-Träger vereinen, doch die anderen drei wollen ihre Kraft für persönliche Zwecke missbrauchen.

Schließlich kommt es zum Showdown auf Vulkan, der sich durch Nekrons Macht nach seiner Zerstörung wieder an der alten Stelle befindet und seine Toten auferstehen lässt…


Obwohl Superhelden mit Kraftringen und die Crew eines Raumschiffs schon eine ungewöhnliche Paarung sind, funktioniert das Abenteuer, da „Green Lantern“ schon immer viele SF-Elemente und Abenteuer auf fernen Welten bot. Erfreulicherweise entfällt das oft unlogische Geplänkel des sich Beschnupperns und Muskeln Zeigens zu Beginn, denn hier treffen Personen aufeinander, für die sonderbare Begegnungen Alltag sind.

Nachdem Ganthets Leiche und die Ringe Kirk und den anderen Rätsel aufgaben, werden diese von Jordan aufgelöst, der das traurige Ende seines Heimat-Universums schildert. Schon bald wird klar, dass nicht etwa von den drei anderen Ring-Trägern, die wenig Gutes im Schilde führen, die größte Gefahr ausgeht, sondern vom Zerstörer des anderen Universums, der das immer noch sehr beliebte Horror-Element ins Spiel bringt, wenngleich sein Auftritt kleiner ist als der der feindlich gesinnten Lanterns, die erst nach einem harten Kampf mehr oder minder kooperieren. Nun bleibt noch die Frage, wie die Helden etwas besiegen können, das nichts anderes ist als der Tod.

Sehr schön ist auch, dass nicht die Hauptfiguren Kirk und Spock von den Ringen erwählt werden, sondern mit McCoy, Chekov und Uhura die Co-Stars - die Einführung von no names im roten Shirt als echte ‚Überraschungslanterns‘ wäre zu verwirrend gewesen, zumal die Leser natürlich ihre Lieblinge in Aktion sehen wollen. Auch Kirk, Spock, Sulu und Scotty bekommen ihre Momente.

Auf der Lantern-Seite steht der Crew mit Hal Jordan der wohl beliebteste Green Lantern bei, ferner einige derer, die ihn zeitweilig ersetzten oder/und zum Corps gehören, sowie zwei Lanterns anderer Farbe - und auch Lantern-Feinde sind dabei, um für Komplikationen zu sorgen. Immerhin ist Sinestro intelligent genug, um zu begreifen, dass es nichts mehr zu bekämpfen und erobern gibt, wenn auch dieses Universum stirbt.

Mike Johnson, der bereits einige „Star Trek“-Storys schrieb, stellt die Charaktere so dar, wie man sie kennt. Auch die Lanterns wirken glaubwürdig. Ángel Hernández, der unter anderem „Arrow“ zeichnete und Titelbilder zu „Star Trek: Manifest Destiny“ lieferte, hat das Abenteuer stimmungsvoll umgesetzt, unterstützt vom Koloristen Alejandro Sanchez, der für DC zum Beispiel an „Injustice“ gearbeitet hat.

Man kann den Band problemlos ohne nennenswerte Kenntnisse sowohl von der einen als auch der anderen Serie lesen, wenngleich man zweifellos in erster Linie als Fan von „Star Trek“ und/oder „Green Lantern“ zugreifen wird. Das Paperback - es gibt auch eine Hardcover-Ausgabe - beinhaltet alle sechs Episoden; somit liegt die Geschichte komplett vor.

Hat man Spaß an farbenprächtigen Weltraum-Spektakeln, wird man sehr gut unterhalten.