Fables: Everafter - Es war einmal… 2 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 29. März 2018 18:29

Fables: Everafter - Es war einmal… 2
Die Legende von Robert Fleckland
(Fables: Everafter 7-10, 2016/2017)
Autoren: Dave Justus, Lilah Sturges, Mark Buckingham
Zeichner: Travis Moore, Mark Buckingham
Übersetzung: Gerlinde Althoff
Panini, 2017, Paperback, 148 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-7416-0520-8
Rezension von Irene Salzmann
Die Schattenspieler sind eine Organisation, bestehend aus Fables, die in der Normalo-Welt geblieben sind, um zu verhindern, dass Normalos, die plötzlich mit Magie konfrontiert werden, diese missbrauchen oder durch sie zu Schaden kommen. Zu Feathertops Agenten gehören Bo Peep, Peter Piper, Conner Wolf und einige andere.
Als drei Jugendliche, die schon immer von ihren Mitschülern gemobbt wurden, in den Besitz mächtiger Artefakte gelangen, rächen sie sich auf grausame Weise an ihren Peinigern. Wen sie nicht sofort abschlachten, nehmen sie als Geisel, vergewaltigen, foltern und töten ihn später. Da einer dieser Jungen ihr Sohn ist, bittet Inola Tanner die Schattenspieler, obschon ihre letzte Begegnung („Fables: Everafter - Es war einmal…“ 1) wenig freundlich verlief, um Hilfe, denn sie weiß, dass die Polizei in diesem Fall keine Chance hat.
Aber selbst die Schattenspieler tun sich schwer, in das magisch versiegelte Gebäude einzudringen. Erst der Zauberschüler Robert Fleckland, der schon unter Beweis stellte, wozu er fähig ist, verschafft sich Zutritt. Allerdings wissen auch seine Gegner, mit wem sie es zu tun haben und greifen vehement an. Robert stirbt, aber der Glaube der Gefangenen, dass er sie eines Tages retten wird, macht ihn zur Legende - und wie alle namhaften Fables kommt er tatsächlich wieder, Jahre… Jahrtausende später.
Draußen vergeht die Zeit langsamer. Die Schattenspieler suchen immer noch nach einem Weg, Robert und den Geiseln zu Hilfe zu kommen. Allerdings müssen sie ein weiteres Problem lösen, denn Inolas geheimnisvolle Auftraggeber sind nicht mit dem Ausgang ihrer letzten Mission zufrieden und senden die lokalen Dämonen aus, um die Diebin und alle, die ihr beistehen, zu töten.
Man muss den vorherigen Band nicht gelesen haben und nicht einmal die Hauptserie „Fables“ oder eines ihrer anderen Spin-offs kennen, um sich in der Geschichte zurechtzufinden, die „Fables: Everafter - Es war einmal…“ 2 vor den Lesern entfaltet. Es handelt sich um eine in sich abgeschlossene Storyline, die zwar Bezüge zu vorherigen Ereignissen herstellt, doch was man wissen muss, kann man der laufenden Handlung entnehmen - bei treuen Lesern löst das den Aha-Effekt aus.
Zunächst wird Robert Fleckland eingeführt, der erste Normalo, der mit magischen Kräften geboren und Zauberschüler wurde, mit dessen Geschichte die Menschen vertraut sind und der sogleich eine Demonstration seiner Macht liefert. Ob er ein ‚Guter‘ oder ‚Böser‘ ist, dessen ist man sich danach nicht ganz sicher, weil einige Details Zweifel sähen.
Danach wird Inola Tanner ins Spiel gebracht und ein loser Bezug zu den ersten fünf Episoden der Mini-Serie (Band 1) hergestellt. Man erfährt nun mehr über sie und ihre Beweggründe, für einen mysteriösen Auftraggeber magische Artefakte zu stehlen, die für die Beschwörung uralter, böser Geister Verwendung fanden. Im Gegenzug für die Hilfe der Schattenspieler, die die Geiselnahme in der Schule beenden sollen, ist sie bereit, ihr weniges Wissen über jene Organisation preiszugeben und jede Form von Bestrafung zu akzeptieren.
Bis dahin muss sie allerdings erst einmal am Leben bleiben, denn die Auftraggeber eröffnen die Jagd auf Inola, die zusammen mit Bo Peep und Connor Wolf fliehen muss. Eine rasante Jagd durch eine Gegend, die kaum Verstecke bietet, beginnt, und überall lauern gefährliche Geister aus den örtlichen Sagen und Mythen, die leider bloß am Rande vorgestellt werden. Nach wie vor ist Conner sehr von sich und seinen Talenten eingenommen, was ihm erneut zum Verhängnis zu werden droht.
Unterdessen erhalten Feathertop und die verbliebenen Agenten eine Botschaft aus der abgeschotteten Schule und erfahren, was sich darin abgespielt hat; die Geschichte in der Geschichte. Weiterhin ist es unmöglich, die magische Barriere zu durchbrechen oder aufzuheben. Nun gibt es bloß noch einen, der vielleicht helfen kann und in die Rolle von deus ex machina schlüpfen muss. Diese Wende kommt nicht völlig unerwartet, schließlich wirkt in „Fables“ reichlich Magie, und man braucht bloß die richtigen Leute mit dem notwendigen Wissen oder der passenden Idee, um ein Problem zu lösen, und der Problemlöser hier ist wahrlich eine Überraschung.
Das Abenteuer findet seinen befriedigenden Abschluss. Dass Inolas Hintermänner kein Gesicht erhalten haben, deutet darauf hin, dass neue Storys in Planung sind. Überhaupt gibt es noch allerlei Handlungsfäden, die aufgenommen werden könnten.
„Fables: Everafter“ 2 erfreut durch eine runde Geschichte, die auch für Quereinsteiger in den „Fables“-Kosmos geeignet ist und neugierig auf Mehr davon macht. Der vorliegende Band offeriert ein spannendes, magisches Abenteuer um weniger bekannte Fables, die etwas härter angelegt sind als jene, die in den anderen Serien die Hauptfiguren stellen. Infolgedessen wird ordentlich gesplattert, wozu zaghafte Romanzen und (homo-) erotische Szenen ein Gegengewicht liefern. Humor braucht man in diesem ernsthaften Kontext nicht zu suchen, denn man findet allenfalls Sarkasmus.
Wer die „Fables“ über die Jahre zu schätzen lernte, wird auch von diesem Paperback bestens unterhalten und auf eine Fortsetzung hoffen. Neuleser sollten einen Blick riskieren, um mehr oder minder bekannte Märchenfiguren in frischem Design neu kennenzulernen und eine gefährliche, nicht mehr so ganz ‚normale‘ Normalo-Welt zu entdecken.