Wilhelm Bastiné: Die wiedergefundene Zeitmaschine (Buch)

Wilhelm Bastiné
Die wiedergefundene Zeitmaschine
Titelbild: Wilhelm Bastiné
Verlag Dieter von Reeken, 2018, Paperback, 198 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-945807-17-0

Rezension von Carsten Kuhr

H.G. Wells’ Geschichte um die Abenteuer eines Briten, der mit seiner selbst gebauten Zeitmaschine Abenteuer erlebt, gehört zu den bekanntesten Werken der frühen Phantastik. Bis heute ist der Einfluss des Romans auf die nachfolgenden Autoren-Generationen ungebrochen. Doch was ist mit frühen Nachahmern und Verfassern, die das offene Ende von Wells’ Roman zum Anlass nahmen, ihre eigene Fortsetzung zu präsentieren?

Schon vor einigen Jahren legte Dieter von Reeken in seinem Verlag vorliegenden Band, der neben dem kurzen Roman auch noch die einzigen zwei phantastisch angehauchten Kurzgeschichten des Autor zwischen seinen Deckeln versammelt, auf. Nachdem der Band lange vergriffen, die Nachfrage aber da war, erscheint nun eine Zweitauflage.

Ursprünglich als fünfter Band der Reihe „Illustrierte Weltraumbibiothek – Fesselnde Erzählungen, Abenteuer und Forschungsreisen aus allen Gebieten des Weltalls“ erschienen, liest sich, um dies vorwegzunehmen, der Text nach wie vor flüssig und unterhaltsam.


Geradezu klassisch beginnt der Autor seine Erzählung damit, dass ein angesehener Honoratior einen Brief eines lang verschollenen Schulfreundes erhält. Dieser berichtet in geradezu euphorischer Art und Weise von der gemeinsamen Jugend und lädt seinen Freund dringend zu ihm ein, um an einem noch nicht näher bezeichneten Experiment teilzunehmen.

Gesagt, getan und kaum auf dem Gut seines Freundes angekommen, wartet eine handfeste Überraschung auf unseren Kaufmann. In den Kellergängen unterhalb des Haupthauses stieß sein Jugendfreund beim Umbau nämlich auf ein in der Wand steckendes gar merkwürdiges Gefährt.

Es sieht ein wenig aus wie ein Fahrrad, weist aber kristallähnliche Zusätze und merkwürdige Anbauten auf. Und, das ist wichtig, es besteht anscheinend aus Platin.

Mittels Schwefelsäure löst unser Ingenieur das Gefährt aus dem Gestein und ist sich mit seinem Freund einig, hier die Zeitmaschine des Engländers vor sich zu haben. Unterstützt wird die These davon, dass aus der Decke des Esszimmers kurzzeitig die Beine des fahrradfahrenden Engländers ersichtlich sind.

Es kommt, wie es kommen muss, unsere beiden wagemutigen Forscher unternehmen ihre eigenen Expeditionen in die Vergangenheit, bei denen sich später noch ein dritter mitreisender Techniker anschließt. Dabei müssen sie erkennen, dass man sich selbst nicht beobachten kann, wohl aber die Kleidung, die man trägt sichtbar ist (H. G. Wells’ „Der Unsichtbare“ lässt grüßen). Dass sie auf ihren Reisen, nachdem sie einen Alchemisten auf der Suche nach dem Stein der Weisen kennengelernt haben, schlussendlich auf den Engländer stoßen und dieser ihnen von seinem Refugium in der Eiszeit erzählt, rundet das Bild ab.


Erstaunlich ist, dass sich der Text, wie auch die beigegebenen zwei Kurzgeschichten, auch heute noch recht flott und unterhaltsam lesen lassen. Zwar erreicht der Roman nie das Niveau der Wells’schen Vorlage, zeigt aber auf, dass es auch in deutschsprachigen Raum ein Angebot und eine Nachfrage für entsprechende muntere Abenteuer der phantastischen Art gab.