David Hair: Die scharlachrote Armee - Die Brücke der Gezeiten 3 (Buch)

David Hair
Die scharlachrote Armee
Die Brücke der Gezeiten 3
(Scarlet Tides (1), 2013)
Übersetzung: Michael Pfingstl
Penhaligon, 2015, Paperback mit Klappenbroschur, 510 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-7645-3139-3 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Die Kontinente Yuros und Antiopia sind eigentlich durch einen unüberquerbaren Ozean voneinander getrennt. Aber seit Menschen die Magie entdeckt haben, existiert eine Brücke zwischen den beiden so unterschiedlichen Welten, die alle zehn Jahre während der Mondflut für etwa zwei Jahre passierbar ist. Eigentlich dazu gedacht, Handel zu treiben und sich friedlich zu begegnen, so gibt es doch immer wieder auch Anwandlungen einander zu erobern. Das ist der grobe Hintergrund der großen Saga „Die Brücke der Gezeiten“ von dem neuseeländischen Autor David Hair, die im dritten Band, „Die scharlachrote Armee“, langsam aber sicher in Gang kommt.

 

Ein Kaiser der von Beratern und seiner eigenen Mutter unterstützt zum Krieg rüstet und die Schmach wieder reinwaschen will, die die Noros-Revolte hinterlassen hat, die Mächtigen, die sich ihre Herrschaft über Menschen und andere nicht entreißen lassen wollen und Magier, die ihre eigenen Ränke spinnen, um die Oberhand zu behalten - sie alle sorgen dafür, dass der Frieden auf dem kalten Kontinent Yuros langsam in einen Krieg verwandelt wird.

Mitten zwischen den Fronten stehen der junge und bisher an allen Prüfungen gescheiterte Kaufmannsspross Alaron Merser und die eigenwillige Cym. Sie sind ausgerechnet in den Besitz eines Schriftstückes gelangt, dem sogenannten Skytale, das das Rezept für das Ambrosia enthält, durch das Menschen und andere Wesen magische Macht erlangen können.

Das Schicksal verschlägt beide auf den südlicheren Kontinent Antiopia, auf dem es ebenfalls nicht friedlich zugeht, denn auch dort liegen die unterschiedlichsten Parteien miteinander im Krieg um die Macht, werden finstere Intrigen gesponnen, die manch einen Menschen in Leid, Schmerz und sogar den Tod stürzen. Gerade weil inzwischen auch der mächtigste Magier des Kontinents verstorben ist und seine schwangere Frau Ramita in einem Nest von Schlangen zurückgelassen hat.


Um seine epische Geschichte in aller Bandbreite erzählen zu können, bewegt sich der Autor zwischen fünf oder sechs Schauplätzen hin und her, die durch die teilweise durch Beziehungen oder sogar verwandtschaftlich verbundenen Figuren locker verbunden sind. In allen Details beschreibt er die dortigen Intrigen und Ränkespiele, aufgelockert durch die eine oder andere Action-Szene.

Es überwiegen aber doch die Dialoge und die Beziehungskonflikte, die teilweise auch die Dimension wahrer Soap Operas einnehmen. Der Autor scheut sich deswegen auch nicht, sämtliche Klischees des Historischen Romans in die Fantasy-Kulisse zu packen und das Ganze auch noch mit Genuss zu zelebrieren. Dabei schöpft er aus dem Vollen, was die Handlung leider auch immer wieder zum Stocken bringt, denn Einiges wird doch ziemlich in die Länge gezogen.

Die magischen Elemente bleiben eher verhalten; die Kräfte werden zwar fleißig genutzt, aber eie und warum sie letztendlich funktionieren und wann sie keinen Preis fordern, das bleibt eher schwammig und wird nicht so ausführlich beschrieben, wie die Befindlichkeiten mancher Herrscher. Der Leser ist deshalb gefordert, aufmerksam zu lesen und das große Ensemble im Auge zu behalten, denn die Vielzahl von Personen ist schwer überschaubar, ebenso wie die Entwicklungen an den einzelnen Schauplätzen. Im Grunde kann man sich nur von Szene zu Szene hangeln und die Momente genießen - darauf hoffen, dass der Autor diese Fäden auch irgendwann sauber zusammenführt, denn im Auge behalten kann man nicht gerade, was jetzt wer schon wieder im Schilde führt, daran ändern auch die Zusammenfassungen der vorhergehenden Bände nichts.

Der Roman endet mitten in der Geschichte, was auch daran liegt, dass die Originalgeschichte einmal wieder geteilt wurde.

„Die scharlachrote Armee“, der dritte Roman um „Die Brücke der Gezeiten“, bringt nun langsam aber sicher die epische Geschichte in Gang. Man sollte allerdings sehr viel Geduld und Spaß an in die Breite gezogenen Geschichten voller Intrigen und Beziehungsgeschichten haben, um die Saga auch wirklich genießen zu können.